Technologie: Wissenschaft

Automatisiertes Fahren im Mischverkehr: intelligent vernetzen

Automatisiertes Fahren im Mischverkehr
Forschungs-Kreuzung in Braunschweig für automatisiertes Fahren im Mischverkehr. Foto: DLR

Wenn automatisierte und nicht-automatisierte Fahrzeuge auf Radfahrer und Fußgänger treffen

Die Herausforderung für automatisiertes Fahren in der Stadt ist der komplexe Mischverkehr: Automatisierte und nicht-automatisierte Fahrzeuge treffen auf Radfahrer und Fußgänger. Im Projekt Digitaler Knoten 4.0 arbeitet das DLR mit seinen Forschungspartnern an einer vernetzten, effizienten und sicheren Organisation solcher gemischten Verkehrssituationen. Dabei werden bis 2019 in Simulatoren und an der Forschungskreuzung des digitalen Testfelds AIM (Anwendungsplattform Intelligente Mobilität) des DLR in Braunschweig Lösungen erarbeitet, die die unterschiedlich ausgerüsteten Verkehrsteilnehmer miteinander vernetzen. Jetzt beginnen die ersten konkreten Entwicklungsarbeiten in Braunschweig.

Zurzeit konzentrieren sich in Deutschland zahlreiche Forschungsprojekte auf das Thema vernetztes und automatisiertes Fahren. Auch das DLR treibt das Thema mit dem Testfeld Niedersachsen voran. Insgesamt 280 Streckenkilometer auf Autobahnen und Landstraßen werden dafür mit der notwendigen Technik ausgerüstet. Doch nicht nur auf Autobahnen wird die Zukunftstechnologie Einzug halten – auch im urbanen Raum besteht großer Forschungsbedarf. „Für den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Deutschland ist es von großer Bedeutung, Leitanbieter und Leitmarkt für diese Zukunftstechnologie zu werden“, weiß Prof. Karsten Lemmer,  Fachvorstand für Energie und Verkehr des DLR. „Deshalb müssen wir auch den innerstädtischen Raum im Auge behalten und die hierauf ausgerichteten Technologieentwicklungen frühzeitig intensiv vorantreiben.“

Zuerst in der Simulation, dann auf der Straße

Konkret testen die Wissenschaftler beispielsweise die Kommunikation zwischen einem automatisierten Fahrzeug und der Ampel an einer Kreuzung. Des Weiteren werden die Forschungsfahrzeuge einen automatisierten Spurwechsel vornehmen und bei der Kreuzungsdurchfahrt mit anderen Fahrzeugen kooperieren. „Außerdem werden wir uns speziell mit dem Linksabbiegen beschäftigen“, so Tobias Frankiewicz,  fachlicher Verantwortlicher für das Projekt beim DLR. „Gerade hier passieren an Kreuzungen die meisten Unfälle: Radfahrer oder Fußgänger werden häufig übersehen.“

Mittels Sensordaten, etwa aus den Smartphones der sogenannten ungeschützten Verkehrsteilnehmer, soll dem abbiegenden Fahrzeug über einen speziellen WLAN- oder Netzstandard wie beispielsweise zukünftig 5G die Information über einen herannahenden Radfahrer übermittelt werden, sodass der Fahrer frühzeitig gewarnt wird und bremsen kann. Auch das Konzept der konventionellen Ampeln soll im Projekt Digitaler Knoten 4.0 kritisch hinterfragt werden, damit der Verkehr an innerstädtischen Kreuzungen künftig besser fließt.

Automatisiertes Fahren im realen Test ab 2019

Bis die Forscher diese und ähnliche Szenarien im realen Stadtverkehr testen, wird es allerdings noch bis 2019 dauern. „Alle Szenarien werden vor ihrer Erprobung im Feld zunächst in der Simulation immer und immer wieder durchgespielt und überprüft, um im Stadtverkehr kein Risiko einzugehen“, erklärt Frankiewicz.  Erst nach dieser Bewährungsprobe werden auf der Braunschweiger Forschungskreuzung Testfahrzeuge zu sehen sein.

Das Projekt „Digitaler Knoten 4.0“ wird aus den Mitteln des Forschungsprogramms zur Automatisierung und Vernetzung im Straßenverkehr vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) mit insgesamt 5,8 Mio. Euro gefördert. Neben dem DLR als Konsortialführer sind auch AVL Software and Functions GmbH, NORDSYS GmbH, Oecon Products & Services GmbH, OFFIS – Institut für Informatik, Transver GmbH, Technische Universität Braunschweig und Volkswagen AG im Projekt vertreten.


Wiss. Kontakt: Prof. Dr.-Ing. Karsten Lemmer, Fachvorstand für Energie und Verkehr des DLR, karsten.lemmer@dlr.de

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