Infrastruktur: Projekte

APP ZBA: Digitalisiert + optimiert mehr Güter auf der Schiene

APP ZBA: Digitalisiert + optimiert mehr Güter per Schiene transportieren
Zugbildungsanlage in Halle (Saale) – eine der größten Deutschlands.
(c) Deutsche Bahn AG

[TU Dresden] Neue Ansätze zur Digitali­sierung des Schienen­güter­verkehrs: An der TU Dresden im Rahmen des For­schungs­projekts APP ZBA entwickelte Steuerungs­algorith­men optimieren Prozesse in Zug­bildungs­anlagen.

„Mehr Güter auf die Schiene!“ ist eine aktuelle Forderung, wenn es um Klima- und Ressourcen­schutz in Verbindung mit der Verkehrs­wende geht. Jedoch ist der Güter­transport mit LKW für viele Unter­nehmen immer noch attraktiver, weil die Waren schneller und „direkter“ von A nach B transportiert werden können. Will die Bahn zu einer echten Alternative werden und die Dominanz des LKW-Transports aufbrechen, müssen u. a. (Bearbeitungs-)­Prozesse optimiert werden, um dadurch Zeit und Kosten zu sparen. Ein Ansatz dafür ist, die Bearbeitungs­prozesse in den großen zentralen Rangier­bahnhöfen – Fachbegriff: Zug­bildungs­anlage (ZBA) – zu digitalisieren und zu optimieren.

Ein For­schungs­projekt, das auf die Steigerung der Attraktivität des Schienen­güter­verkehrs und auf die Verschiebung des Modal Split (= Anteil eines Verkehrs­trägers am gesamten Verkehrs­markt) Richtung Bahn einzahlt, ist „APP ZBA“ (Automatische Prozess-Planung in Zug­bildungs­anlagen) an der TU Dresden (TUD), Fakultät Verkehrs­wissenschaften „Friedrich List“. Gemeinsam mit der DB Cargo AG wurden neuartige Steuerungs­algorith­men für die Prozess­abläufe entwickelt und in einer Software zur Ent­scheidungs­unter­stützung umgesetzt. Das Potenzial ist hierbei auf verschiedenen Ebenen zu sehen: Planungs­vorgänge gehen schneller und unabhängig von Experten­wissen, die Effizienz der Zug­bildungs­prozesse steigt und es sind verlässliche Aussagen zur Kapazitäts­steigerung in den Anlagen möglich.

Praxiseinführung der Anwendung bei DB Cargo AG– Optimierung von 19 großen ZBA
Aktuell wird die Anwendung in den Praxisbetrieb der DB Cargo AG überführt. Die Prozesse der 19 größten Zug­bildungs­anlagen in Deutschland werden mit der Planungs­software APP ZBA optimiert. Dazu sagt Martin Haug, DB Cargo AG, Leiter Strategic Planning & Steering: „APP ZBA versetzt uns in die Lage, die Prozesse unserer Zug­bildungs­anlagen deutlich besser und schneller zu planen sowie auch kurzfristig auf Änderungen zu reagieren. Es ist ein wichtiger Beitrag zur Digitali­sierungs­strategie für einen starken und zukunfts­fähigen Schienen­güter­verkehr.“

Die Entwicklung von APP ZBA erfolgte seit 2014 in mehreren Stufen am Center for Rail Logistics. Dies ist eine Kooperation der Professur für Bahnverkehr, Öffentlicher Stadt-und Regionalverkehr und der Arbeitsgruppe Verkehrslogistik* an der Fakultät Verkehrs­wissenschaften „Friedrich List“ der TUD, später fortgesetzt durch die Firma NEOMOBIL (einem Spin-off der Professur für Bahnverkehr, Öffentlicher Stadt- und Regionalverkehr). Im Projekt­team ergänzen sich Expertisen mit großem Domänen­wissen zum Schienen­güter­verkehr (Dipl.-Ing. Oliver Freitag, Dr.-Ing. Jan Eisold und andere aus der Professur für Bahnverkehr, Öffentlicher Stadt-und Regional­verkehr) und den Spezialisten für Modellierung und Optimierung aus der Arbeits­gruppe Verkehrs­logistik (Dr.-Ing. Henning Preis und Dr.-Ing. Stefan Frank).

Weiterentwicklung geplant Richtung Online-Steuerung von Zug­bildungs­anlagen
Die Aufnahme der APP ZBA-Planungs­software in den Praxis­betrieb bei DB Cargo AG ist erst der Anfang. Darauf aufsetzende Forschungs- und Entwicklungs­projekte sind bereits in Bearbeitung. Dabei stehen die Ausweitung von APP ZBA auf die Nah­bereiche der Zug­bildungs­anlagen und die Online-Steuerung der Anlagen im Vordergrund. Die Arbeits­gruppe Verkehrsl­ogistik widmet sich der Weiter­entwicklung der Optimierungs­verfahren, die dann auch disziplin­übergreifend für das Ressourcen­management verwendet werden können.