Technologie

350 kW-Schnellladestation mit Batteriespeicher als Pufferlösung installiert

350 kW-Schnellladestation E-Charger 600
350 kW-Schnellladestation E-Charger 600 in Aurich. ©_Enercon

E-Charger 600 Prototyp in Aurich errichtet

In Aurich-Sandhorst wurde die erste 350 kW-Schnellladestation des Anbieters Enercon in Betrieb genommen. Dabei handelt es sich um den ersten Prototyp des „E-Charger 600“, der die derzeit leistungsfähigste Schnellladelösung für E-Fahrzeuge bieten soll. Errichtet wurde die Station am dortigen Energie-, Bildungs- und Erlebnis-Zentrum (EEZ), betrieben wird sie von den Stadtwerken Aurich. Zusätzlich hat der Entwicklungspartner Power Innovation auch den dazugehörige Batteriespeicher als Pufferlösung installiert. Mit dieser Kombination soll die Nutzung von erneuerbarem Strom für den Mobilitätssektor (und somit die Energiewende auf der Straße) stabilisiert und vereinfacht werden.

Der E-Charger 600 ermöglicht das schnelle Laden von E-Fahrzeugen der kommenden Generationen und soll im Idealfall in rund 8 Minuten die Energie für 400 Kilometer Fahrt liefern. So müsste entspricht der Ladevorgang für E-Fahrzeuge kaum länger dauern als der heutige Tankvorgang – die E-Mobilität mit batteriebetriebenen Fahrzeugen wäre damit auch für auch für weite Strecken geeignet.

Für Enercon und seine Kunden bietet das Thema Schnellladung zusätzliche Absatzkanäle für Grünstrom aus Windenergieanlagen. Gleichzeitig stellt sie eine ideale Form der Sektorkopplung dar, um die aus Klimaschutzgründen notwendige Energiewende neben dem Energiesystem auch in anderen Bereichen zu vollziehen. Als Anbieter von Systemlösungen für regenerative Energien schafft Enercon somit ein „Ökosystem“ rund um sein Kernprodukt Windenergieanlage. Dieses wird künftig mit weiteren Sektorkopplung-Anwendungen wie Power-to-Gas, Batteriespeicher sowie innovative Vermarktungsmodelle für Windstrom – auch aus Altanlagen – erweitert.

Die kommerzielle Markteinführung des E-Charger 600 wird im Frühjahr 2018 zunächst in Deutschland und Europa erfolgen. Installationen der ersten Serien-Anlagen sind mit Tankstellenbetreibern und Energieversorgern bundesweit in Vorbereitung. Ebenfalls vorbereitet werden Versionen der Schnellladetechnologie für weitere internationale Märkte.

©_Power Innovation

Schnellladestation plus Batteriespeicher als ideale Systemlösung

Den dazugehörigen Batteriespeicher als Pufferlösung, mit der E-Fahrzeuge auch an Standorten mit einem schwächerem (50 kW-) Netzanschluss im dreistelligen kW-Bereich schnellladen können, bezeichnet Entwicklungspartner Power Innovation als „Schnellladecontainer“.

Der „High-Power-Charging Container” ermöglicht durch seine 350-kW-Leistung pro Ladepunkt ein schnelleres und effizienteres Aufladen von Batterien gegenüber bisher üblichen 50 kW oder 150 kW, soll diese Gesamtleistung aber auch auf mehrere Ladepunkte verteilen können. In dem System stecken Komponenten von Power Innovation und Enercon gleichermaßen, weshalb der Container künftig zusammen mit dem E-Charger 600 vermarktet werden soll. Integriert sind DCDC-Wandler, bidirektionale Wechselrichter und eine Lithium-Batterie mit 150 bis 300 kWh. Die Schnellladestation deckt einen Ladespannungsbereich von 200 V bis 920 V ab. Auf der Hannover Messe ist das E-Charger 600 System dieser Tage zu sehen.

Im „Weser-Kurier“ sagte Enercon-Chef Hans-Dieter Kettwig, der Energiewende stehe technisch nichts im Weg – sie müsse nur vehement durchgesetzt werden. Noch wird seinen Worten zufolge das Potenzial regenerativer Energien aus Wind und Sonne zu gering ausgeschöpft. Aber: „Die Politik hat in den vergangenen Monaten die Rahmenbedingungen geschaffen.“

Die Stadtwerke Aurich werden das Thema E-Mobilität in den nächsten Jahren aktiv voranbringen und planen unter anderem den Aufbau einer bedarfsgerechten Ladeinfrastruktur in der Region mit Schnellladestationen. Enercon als Mitgesellschafter unterstützt die Stadtwerke dabei.

Das Land Niedersachsen will 350-kW-Ladesäulen schnellstmöglich auf die Rastanlagen bringen. Das deutsche Automobilkonsortium IONITY plant derzeit in Kooperation mit der Autobahn Tank&Rast und in Zusammenarbeit mit der Niedersächsischen Straßenbauverwaltung ein 350-kW-Ladesäulennetz auf den bewirtschafteten Rastanlagen an Bundesautobahnen. In Niedersachsen soll an den Hauptverkehrsachsen in einem Abstand von etwa 100 Kilometern diese neue Technik installiert werden. An 17 Stellen sollen so zusätzlich zu den bisherigen 50- und 100 kW-Ladesäulen die 350 kW Hochleistungsladesäulen aufgestellt werden.