Logistik

Windenergie-Ausbau: Probleme für Transport und Infrastruktur?

Windenergie-Ausbau: Schwerlasttransport und Infrastruktur vor großen Herausforderungen
Symbolfoto: Tommy Rau | pixabay

[LEE] – Der Klimawandel und die Transformation des Energiemarktes sind in vollem Gange. Mit deutlichen Konsequenzen für das Bundesland Niedersachsen, denn der Zubau der Windenergie spielt eine besonders wichtige Rolle für die Energiewende.

Wie hoch der erwartete Zubau an Windrädern tatsächlich ausfallen wird, erklärte der LEE – Landesverband Erneuerbare Energien Niedersachsen|Bremen – im Rahmen einer Presse­konferenz. Dabei wurde auch deutlich, dass die Energiewende nicht allein von der Anzahl der genehmigten Anlagen abhängt, sondern auch von der aktuellen Genehmigungs­­situation im Schwerlastverkehr und dem Zustand der Straßen­infra­struktur.

Wahrscheinlich maximal 8.500 Windräder bis 2035
Dazu LEE-Vorsitzende Bärbel Heidebroek: „Für die Ziele der Energiewende ist der Ausbau der Windenergie notwendig. Die Landes­regierung verfolgt das berechtigte und ehrgeizige Ziel, bis 2035 30.000 Megawatt an Windenergie bereit zu stellen. Aktuell sind in Nieder­sachsen sind rund 6.200 Anlagen mit etwa 12.100 Megawatt Leistung installiert, es fehlen also schätzungsweise noch 18.000 Megawatt. Wir rechnen für 2035 mit einer Gesamtzahl an Windrädern in einer Größenordnung von circa 6.500 bis 8.500 Anlagen. Also deutlich unter 10.000 Anlagen. Das bedeutet, dass wir bis 2035 3.300 bis 4.000 Anlagen neu errichten müssen.“

Ganzheitlicher Ansatz nötig – Schwer­last­transporte und Infrastruktur mitdenken
Heidebroek weiter: „Um die Energiewende erfolgreich abbilden zu können, müssen wir jedoch in Zusammenhängen denken. Es hilft uns nichts, wenn die dringend benötigten Genehmigungen für Windräder erteilt werden, es aber dafür an anderer Stelle hakt. Wir müssen die Herausforderungen der Energiewende ganzheitlich betrachten. Dazu gehört, Antworten auf die drängenden Fragen nach der Genehmigungs­situation im Schwer­last­verkehr und dem Zustand unserer Infrastruktur zu finden“, so Heidebroek abschließend.

Marode Verkehrsinfrastruktur bremst Transporte aus
Dazu führt Jörn Makko, Hauptgeschäftsführer Bauindustrie­verband Niedersachsen-Bremen e.V., aus: „Die Bauindustrie will natürlich auch ihren Beitrag zum Gelingen der Energiewende leisten. Ein ganz großes Thema ist dabei die Baustellen­logistik. Das bedeutet, dass Material und Maschinen zu den Baustellen transportiert werden müssen. Dafür benötigen wir aber eine intakte Verkehrs­infra­struktur. Doch aktuell ist etwa die Hälfte der bundesdeutschen Brücken in einem kritischen Zustand.“

Makko weiter: „Das betrifft natürlich auch das Flächenland Niedersachsen. Hier stehen rund 150 Brücken vor ihrer Stilllegung. Wir brauchen hier zügig Sanierung und Ersatzneubau. Bund und Länder müssen schnellstens die Straßen­infra­struktur ertüchtigen, damit wir die Energiewende stemmen können. Wir kommen sonst in eine Situation, die wir teilweise heute schon beobachten, dass wir die notwendigen Transporte aufgrund der örtlichen Gegebenheiten nicht durchführen können.“

Schleppendes Genehmigungstempo für Schwer­last­transporte
Ein Statement, dem sich Holger Dechant, Vorstandsmitglied Gruber Logistics/ Geschäftsführer Universal Transport, anschließt: „Auch die Schwerlogistik stellt sich den Heraus­forder­ungen der Energiewende. Aber wir müssen uns vor Augen führen, dass wir für jeden Transport wenigstens zehn Transport­genehmigungen von den Behörden benötigen. Das Genehmigungstempo ist bereits heute zu langsam. Wir befürchten tatsächlich eine Überlastung der Behörden. Fällt jemand wegen Krankheit oder Urlaub aus, bleiben die Anträge liegen. Das können wir uns nicht erlauben.“

Bürokratie­dschungel lichten
„Wir müssen hier, wie bei der Infrastruktur und der Genehmigung von Windrädern, ganzheitlich denken“, so Dechant abschließend. „Die Schwerlastlogistik braucht viel mehr Verlässlichkeit und Geschwindigkeit seitens der Genehmigungs­behörden. Außerdem müssen wir den Wettbewerb auf der Straße mitdenken. Es müssen ja auch zahlreiche andere schwere Güter transportiert werden, etwa große Maschinenteile, Baumaschinen, Kräne oder landwirt­schaftliche Maschinen. Häufig überschneiden sich die Transport­wün­sche. Deshalb appellieren wir insbesondere an das Bundes­verkehrs­ministerium, die Auflagen für Schwer­last­transporte auf ein vernünftiges Maß zu reduzieren und den Bürokratie­dschungel zu lichten. Die Genehmigungs­verfahren müssen vereinfacht werden. Wenn wir das schaffen, bekommen wir die Energiewende dargestellt.“