Mobilität

WHO-Grenzwert für Feinstaub europaweit meist überschritten

WHO-Grenzwert für Feinstaub europaweit meist nicht ingehalten
Symbolbild: 995645 | pixabay

[Kapsch TrafficCom] – Von über 340 europäischen Städten bleiben nur elf unter dem WHO-Grenzwert. Schlüssel ist die Eingrenzung der Verkehrsbelastung, so Verkehrsexperte Marko Frank.

Die WHO empfiehlt in ihrer gesundheitsbezogenen Leitlinie zur Luftqualität eine Feinstaub-Höchstgrenze von 5 µg/m³ (Mikrogramm/Kubikmeter), um die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen. Deren Einhaltung in der Praxis ist offenbar alles andere als einfach: So haben laut einer Studie der europäischen Umweltagentur nur elf der über 340 registrierten Städte den WHO-Grenzwerte bei der Feinstaubbelastung eingehalten. Die größte gesundheitliche Bedrohung geht hier von der Verkehrsdichte in den Städten aus, deren Feinstaubemissionen die Menschen ausgesetzt sind.

Verbrennerverbot oder E-Fuels werden nur geringe Verbesserung zur Folge haben
„Die Hauptquelle für die urbane Feinstaubbelastung ist der motorisierte Straßenverkehr“, erklärt Marko Frank, Verkehrsspezialist bei Kapsch TrafficCom: „Der Brems- und Reifenabrieb spielen hier eine zentrale Rolle. Deshalb werden die momentan diskutierten Maßnahmen wie Verbrennerverbot oder E-Fuels nur eine geringe Verbesserung zur Folge haben. In Wahrheit geht es um eine Verringerung der Verkehrsbelastung auf den Straßen und eine bessere Verteilung des allgemeinen Mobilitätsbedarfes.“

Stichwort Technologieoffenheit
Um die Abgas- und Feinstaubbelastung in Städten zu reduzieren, gibt es bereits eine Vielzahl nachweislich wirksamer Technologien: Anwendungen wie dynamische Citymaut, intelligente Verkehrs-Management-Systeme oder auch Niedrig-Emissions-Zonen verbessern nicht nur Emissionswerte, sondern stellen darüber hinaus sicher, dass verkehrspolitische Ziele erreicht werden. Dazu zählen beispielsweise eine Verkehrsberuhigung im Umfeld von Schulen und Krankenhäusern oder auch flüssigerer Verkehr zu Stoßzeiten, um Staus zu vermeiden.

Dynamische Citymaut
Eine dynamische Citymaut, wie sie beispielsweise aktuell im schwedischen Götheburg eingeführt wird, legt je nach Verkehrsbelastung eine entsprechende Mautgebühr fest, um das Verkehrsaufkommen innerhalb der bemauteten Zone zu verringern. In London, wo ein ähnliches System seit 2003 im Einsatz ist, liegt die aktuelle Feinstaubbelastung bei nur 2 µg/m³ – das liegt deutlich unterhalb des WHO-Grenzwerts und ist mehr als 75 % weniger als die 9,5 µg/m³, die beispielsweise in Stuttgart gemessen werden.

Appell an die Politik
„Die Technologien existieren bereits – woran es oftmals noch mangelt, ist der politische Wille, diese Instrumente zu nutzen. Als Industrie können wir hier nur an die Politik appellieren, diese Möglichkeiten ernst zu nehmen und einzusetzen“, schließt Marko Frank.