Mobilität: Projekte

Where2Share untersucht Ride-Sharing-Nutzen in Stadt und Land

Where2Share untersucht Nutzen von Ride-Sharing in Stadt und Land
Bushaltestelle im ländlichen Raum. Neue Mobilitätsformen könnten in verschiedenen Regionen eine Chance bieten, Angebote zu flexibilisieren und zu verbessern so dass mehr Menschen den öffentlichen Verkehr einfach nutzen können.
Bild: Netzwerk ostmodern | Marco Dziallas

[TU Dresden] – Wo ist geteilte Mobilität besonders sinnvoll und wie können wir sie nachhaltig gestalten? An der Professur für Netzwerk-Dynamik der TU Dresden läuft dazu das neue Forschungs­projekt Where2Share. Ridepooling-Modelle aus dieser Arbeits­gruppe sollen nun bundesweit Anwendung finden. Die Forschenden erarbeiten eine „Eignungskarte“ verschiedener Regionen, um eine Übersicht über die Anwend­bar­keit dieses zukunfts­weisenden Verkehrs­angebots zu erhalten.

Ridepooling-Angebote bieten neue Möglich­keiten, Mobilität nachfrage­orientiert, flexibel und nachhaltig zu gestalten. Dadurch kann der Zugang zu öffentlicher Mobilität für alle Menschen verbessert werden – insbesondere auch in Regionen, in denen ein kontinuier­licher Linien­verkehr finanziell schwierig umsetzbar ist. Beim Ride­pooling befördert ein Fahrzeug mehrere Fahrgäste gleichzeitig von Tür zu Tür, indem es zwei oder mehr Fahrt­wünsche mit ähnlichem Start- und Zielort kombiniert.

Bekannte Anbieter solcher Modelle sind zum Beispiel Moia oder Uber. Das Potenzial dieser Angebote ist jedoch von Anwendung zu Anwendung verschieden. Ob und in welcher Form Ride­pooling nach­haltig und gleich­zeitig effizient eingesetzt werden kann, kann zurzeit nur durch finanziell intensive Pilot­projekte oder aufwändige Simulationen mit hohem Daten­bedarf ermittelt werden.

Im Projekt Where2Share sollen grundlegende theoretische Erkennt­nisse zur Dynamik komplexer Ride­pooling-Systeme weiter­entwickelt und deutschland­weit angewendet werden. Trotz großer Unter­schiede zwischen verschiedenen Städten und Regionen verhalten sich Ride­pooling-Fahr­zeug­flotten immer ähnlich. So können die Modelle bereits mit wenigen, breit verfügbaren Daten, wie der Struktur des Straßen­netzes und der Bevölkerungs­ver­teilung, Abschätzungen für die mögliche Effizienz und Nach­haltigkeit solcher Angebote liefern.

Ziel von Where2Share ist, mit diesen Vorhersagen eine räumlich auf­ge­löste Potenzial­be­wertung für Ride­pooling-Angebote zu erstellen und als inter­aktive Deutsch­land­karte zugäng­lich zu machen, um die regionale Planung solcher Verkehrs­angebote zu unter­stützen. Dies könnte dann regionalen Verkehrs­unter­nehmen, Verkehrs­verbünden oder privaten Mobili­täts­an­bietern helfen, Entscheidungen für Angebot und Art zeitgemäßer, neuer Verkehrs­formen zu treffen.

Als Ergebnis des 18-monatigen Projekts wird eine Daten­pipeline zur auto­matisierten Vorher­sage von Leis­tungs­kenn­zahlen für Ride­pooling-Angebote wie der mittleren Fahrzeit und der gefahrenen Strecke vorliegen. Theo­retische Modelle werden durch simulations- und daten­getriebene Vergleiche überprüft und weiter­ent­wickelt. Zudem wird untersucht, wie und auf welcher Daten­grund­lage zusätzliche Aspekte der öko­logischen (z.B. Anzahl Fahrzeuge), ökonomischen (z.B. Kosten für Betreiber und Nutzer) und sozialen Nach­haltig­keit (z.B. Effizienz­unter­schiede Stadt–Land) in diese Modelle integriert werden können.

Solche neuartigen Mobilitäts­systeme könnten die An­bindung an den öffent­lichen Verkehr insbesondere für jene Bevölkerungs­gruppen stärken, die derzeit oft nicht bedarfs­gerecht bedient werden können, wie z.B. ältere Menschen oder Jugend­liche in ländlichen Regionen.

Das Where2Share-Projekt wird an der Professur für Netzwerk-Dynamik an der TU Dresden durchgeführt. Dr. Malte Schröder, Leiter des Teams ‘Kollektive Dynamik nachhaltiger Mobilität’, wird es als Projektleiter koordinieren. Das Projekt wird im Rahmen der Inno­vations­initia­tive mFUND über den Zeitraum Juli 2023 bis Dezember 2024 mit annähernd 193.000 Euro durch das Bundes­minis­terium für Digitales und Verkehr gefördert.