Mobilität

Weißbuch Automatisiertes Fahren veröffentlicht

Vision vom Autonomen Fahren
Vision vom Autonomen Fahren. Foto: Daimler AG

Der Entwickler und Anbieter cloudbasierter Kartendienste Here und das Analystenunternehmen SBD haben ein gemeinsames Whitepaper veröffentlicht, das aufzeigt, dass in absehbarer Zukunft die zunehmende Automatisierung von Fahrzeugen zu erhöhtem Verkehrsaufkommen führen wird. Das Whitepaper betont daher die Notwendigkeit einer stärkeren Zusammenarbeit in der Automobilindustrie.

„Langfristig haben autonome Fahrzeuge das Potential, Mobilität zu revolutionieren und die Sicherheit auf unseren Straßen stark zu erhöhen. Der Weg dorthin ist jedoch voller Schlaglöcher, was kurzfristig zu unerwarteten Problemen führen kann. Die Autoindustrie und Verkehrsbehörden werden eng zusammenarbeiten müssen, um diese Schlaglöcher zu vermeiden. Nur so können das Vertrauen der Fahrer gewonnen und die gesellschaftlichen Vorteile dieser neuen Technologie realisiert werden“, sagte der Koautor der Studie Andrew Hart von SBD.

Laut Studie sind einerseits der Automatisierungsgrad und andererseits die Marktdurchdringung die entscheidenden Faktoren, die es für eine Prognose zu berücksichtigen gilt. Die Autoren gehen davon aus, dass ein niedriger Automatisierungsgrad positiven Einfluss auf den Verkehrsfluss haben werde. Stärkere Automatisierung bei gleichzeitig vergleichsweise niedriger Marktdurchdringung führe jedoch zu einer Erhöhung des Stau-Potenzials.

Um Verkehrsprobleme in der Übergangsphase von traditionellen zu hochautomatisierten Fahrzeugen gering zu halten, fordern die Autoren die gesamte Automobilindustrie zum Umdenken auf: Es sei an der Zeit, sich von dem Inseldenken zu verabschieden, dass jedes Fahrzeug nur für sich selbst verantwortlich sei. Stattdessen ginge es darum, an Lösungen zu arbeiten, die den Datenaustausch zwischen autonomen Fahrzeugen ermöglichen. Dazu gehöre, Datensilos aufzulösen und gemeinsam mit öffentlichen Verkehrsbehörden den Austausch von Fahrzeug-, Straßen- und Infrastrukturdaten voranzutreiben.

„Die intelligente Verknüpfung von Fahrzeug- und Straßensensordaten sowie ortsbezogenen Echtzeitdiensten wird letztlich Staus verringern“, sagt Carrie Cox von Here, Koautorin der Studie. „Um dieses Ziel jedoch zu erreichen und die dafür nötige digitale Infrastruktur aufzubauen, muss die gesamte Branche aktiv werden. Erst wenn alle enger zusammenarbeiten, wird ein nahtloser Übergang in die Ära autonomer Fahrzeuge möglich.“

Autonomes Fahren

Autonomes Fahren: Akzeptanz und Marktdurchdringung. Grafik: HERE

Die Autoren der Studie zeigen, dass die Entwicklung hin zum vollautomatisierten Fahren nicht von einem auf den anderen Tag abgeschlossen sein, sondern in Phasen mit verschiedenen Automatisierungsstufen ablaufen wird. SBD zufolge werden 2016 in Europa, China und den USA elf Mio. Autos ausgeliefert, deren Fahrassistenzsysteme einer Level-3-Automatisierung gemäß der Klassifizierung der amerikanischen National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) entsprechen. Dazu gehören Funktionen wie der Abstandsregeltempomat, elektronische Bremsassistenten und aktive Spurhalteassistenten. Für die Zeit ab 2020 haben Automobilhersteller eine neue Generation automatisierter Fahrzeuge angekündigt, die Level 4 oder 5 erreichen. Ab diesem Level können Autofahrer die Kontrolle über das Fahrzeug abgeben.

Here arbeitet bereits mit Verkehrsbehörden weltweit an Pilotprojekten im Bereich fortschrittlicher Verkehrsmanagementtechnologien zusammen. Ein Beispiel dafür ist das erste mobilfunknetzbasierte Warnsystem für vernetzte Fahrzeuge in Europa und Nordamerika. Das intelligente Verkehrssystem greift dabei auf die Here Location Cloud zu, um sicherheitskritische Informationen wie Unfälle oder Unwetter schnell zu analysieren, zu verifizieren und über das Mobilfunknetz gezielt an eine ausgewählte Gruppe von Fahrern in der Umgebung weiterzuleiten.

In den vergangenen Monaten hat Here gemeinsam mit Partnern eine Schnittstellenspezifikation für die herstellerübergreifende Übertragung von Fahrzeugsensordaten an die Cloud erarbeitet und im Juni 2016 an ERTICO – ITS Europe, die europäische Standardisierung-Organisation für ITS, übertragen.


Weiterführende Links (englisch):
ERTICO – ITS Europe  –  HERE  –  Whitepaper Download  – SBD