Nach UN-Schätzungen werden im Jahr 2050 rund 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben. Dadurch steigt auch das Bedürfnis an Mobilität und den Transport von Gütern. Gleichzeitig wachsen die Ansprüche an die Lebensqualität in den Städten. Dies bringt eine ganze Reihe von Herausforderungen mit sich – in Bezug auf Verkehrsdichte, Luftqualität und Geräuschpegel.
Die Daimler Nutzfahrzeugsparten nehmen sich dazu der Themen autonomes Fahren, konsequente Weiterentwicklung der Elektroantriebe in Richtung Serienreife und umfassende Vernetzung an.
- Die Markteinführung des Urban eTruck – ein lokal emissionsfreier 26-Tonner für den schweren Verteilerverkehr mit einer Reichweite von rund 200 Kilometern (siehe Beitrag in IV aktuell) – ist Anfang des nächsten Jahrzehnts denkbar.
- Schon 2018 wird Mercedes-Benz Vans einen Transporter mit Elektroantrieb in Serie auf den Markt bringen.
- Ebenfalls für 2018 hatte Mercedes-Benz bereits die Serienproduktion eines elektrischen Stadtbusses angekündigt.
Um den Transport von Gütern und Personen auf der Straße noch wirtschaftlicher zu machen, vernetzt Daimler seine Nutzfahrzeuge zudem vollumfänglich und bietet umfassende digitale Lösungen für alle am Transport Beteiligten.
Die Vision: Urbane Mobilität in nicht allzu ferner Zukunft
Der erste Schritt ist die Weiterentwicklung des Highway Piloten für autonomes Fahren speziell in Großstädten. Der teil-autonome Mercedes-Benz Future Bus mit CityPilot kann auf einer sogenannten Bus Rapid Transit Strecke (BRT) bis zu 70 km/h schnell fahren, er hält zentimetergenau an Haltestellen und Ampeln, fährt automatisch an, durchquert Tunnel, bremst für Hindernisse sowie Fußgänger auf der Fahrbahn und kommuniziert mit Signalanlagen.
Der Fahrer ist an Bord und überwacht das System, wird dabei aber erheblich entlastet. Der Future Bus ist mit Fern- und Nahbereichsradar, einer Vielzahl von Kameras sowie dem satellitengesteuerten Ortungssystem GPS ausgestattet. Zukunftsweisend ist die intelligente Vernetzung der Kameras und Sensoren. Durch sie entsteht ein präzises Bild der Umgebung und der exakten Position des Omnibusses (s. Grafik unten).
Teil-autonomer Stadtbus Anfang des nächsten Jahrzehnts serienreif
Die Technik des CityPilot im Mercedes-Benz Future Bus basiert auf dem vor zwei Jahren auf der IAA vorgestellten, autonom fahrenden LKW Mercedes-Benz Actros mit Highway Pilot. Sie wurde jedoch für den spezifischen Einsatz in einem Stadtomnibus entscheidend weiterentwickelt und um zahlreiche Funktionen ergänzt.
So kann der CityPilot Ampeln erkennen und mit ihnen kommunizieren und fährt sicher über Ampelkreuzungen. Er kann Hindernisse und vor allem Fußgänger auf der Fahrbahn erkennen und bremst selbstständig. Ebenso fährt er automatisch an Haltestellen heran, öffnet und schließt dort die Türen. Nicht zuletzt durchquert er Tunnel.
Ein knappes Dutzend Kameras scannt Fahrbahn und Umgebung. Fern- und Nahbereichsradarsysteme tasten ständig die vorausliegende Strecke ab. Hinzu kommt ein GPS-System. Alle Daten zusammen ergeben durch Datenfusion ein extrem präzises Bild und ermöglichen eine zentimetergenaue Positionierung des Omnibusses.
Der teilautomatisiert fahrende Stadtbus erhöht die Sicherheit, denn er entlastet den Fahrer, und seinen Kameras sowie Radarsystemen bleibt nichts verborgen. Er verbessert die Effizienz, denn die sanfte und vorausschauende Fahrweise schont die Aggregate, senkt den Kraftstoffverbrauch und damit gleichermaßen die Emissionen. Und er steigert durch seine fließend gleichmäßige Fahrt den Komfort der Fahrgäste an Bord.
Mercedes-Benz Future Bus: Spektakulärer Technologieträger
Präsentiert wird der CityPilot im Technologieträger Mercedes-Benz Future Bus. Der rund zwölf Meter lange Solobus auf Basis des Citaro weist völlig neue Wege für das Außen- und Innendesign. Seine harmonische Linienführung orientiert sich mit einer asymmetrischen Gestaltung an der städtischen Architektur.
Dies gilt auch für das Interieur. Der Fahrgastraum ist für die unterschiedliche Verweildauer im Bus in drei Zonen geteilt. An den Wänden reihen sich jeweils Sitze in lockerer Anordnung auf. Neuartige Haltestangen verästeln sich baumartig nach oben zur Decke. Informationen und Unterhaltung können Betreiber über großflächige Monitore im mittleren Segment des Fahrgastraums einspielen. Das völlig neu gestaltete Cockpit ist integrierter Bestandteil des Raums. Der Fahrer erhält die für ihn notwendigen Informationen auf einem großen Display.
20 km Fahrt ohne lenken, ohne Gas geben und Tritt auf die Bremse
Der Mercedes-Benz Future Bus mit CityPilot eignet sich ideal für BRT-Systeme, mit denen sich weltweit Verkehrsprobleme in Ballungsgebieten und Metropolregionen lösen lassen. Seine erste Fahrt in der Öffentlichkeit absolvierte er im Juli dieses Jahres auf einem Teilstück der längsten BRT-Linie Europas (BRT = Bus Rapid Transit) in den Niederlanden. Sie verbindet den Flughafen Amsterdam Schiphol mit der Stadt Haarlem. Die knapp 20 km lange Strecke bedeutete für den Mercedes-Benz Future Bus eine echte Herausforderung: Sie ist kurvenreich, führt durch Tunnel und über Ampelkreuzungen.
Der Mercedes-Benz Future Bus mit CityPilot fuhr auf freier Strecke bis zu 70 km/h schnell, erkannte Hindernisse sowie Fußgänger auf der Fahrbahn, hielt zentimetergenau an Haltestellen, öffnete und schloss seine Türen, fuhr automatisch an und kommunizierte mit Ampelschaltungen. Der Fahrer musste auf der gesamten Strecke kein einziges Mal Gas und Bremse betätigen und nur bei Gegenverkehr entsprechend den Verkehrsvorschriften zum Lenkrad greifen. Er konnte indes jederzeit eingreifen und im Bedarfsfall sofort die Kontrolle übernehmen.
Transport von Waren und Menschen in Städten künftig konsequent emissionsfrei
Parallel dazu arbeitet Daimler Buses konsequent an der Einführung eines voll-elektrischen Stadtbusses. Die Markteinführung des Citaro mit Elektroantrieb ist für das Jahr 2018 geplant. Dank der rasanten Weiterentwicklung der Batterietechnologie mit Blick auf deren Leistung rechnen die Ingenieure von Daimler mit einer Reichweite von ca. 300 Kilometern im Jahr 2025 – ausreichend für den allergrößten Teil des Linienverkehrs – und das bei widrigsten klimatischen Bedingungen von 20 Grad Minus im Winter bis 40 Grad Plus im Hochsommer.
Voll-elektrische Fahrzeugstudie Vision Van für die Zustellung auf der letzten Meile
Auch die neue Transporterstudie „Vision Van“ ist mit Elektroantrieb ausgestattet. Das Fahrzeug hat einen 75 kW starken Elektroantrieb und kommt – je nach Einsatzzweck – auf eine Reichweite von 80 Kilometer bis ca. 270 Kilometer. Die Zustellung erfolgt so mit dem Vision Van lokal völlig emissionsfrei.
Der Vision Van verfügt als erster Transporter überhaupt über einen vollautomatisierten Laderaum und integrierte Lieferdrohnen. Wird das Fahrzeug beispielsweise vom Paketzusteller in einem Wohngebiet angehalten, können neben der manuellen Zustellung künftig mehrere Pakete gleichzeitig autonom über die Luft bei den Empfängern im Umfeld zugestellt werden – auch wenn diese nicht zu Hause sind. Mercedes-Benz Vans sieht beim Einsatz des Vision Van Effizienzsteigerungen von bis zu 50 Prozent auf der letzten Meile.
Modernste Sicherheitssysteme für die Stadt – mit Personenerkennung
Größtmögliche Sicherheit im Straßenverkehr ist Bestandteil der Vision vom unfallfreien Fahren von Mercedes-Benz LKW. Bisher konnten Assistenzsysteme im LKW primär zur Vermeidung von schweren Unfällen auf Autobahnen und im Fernverkehr beitragen und das trotz steigender Verkehrsleistung. Mit dem Abbiege-Assistenten und dem System Active Brake Assist 4 überträgt Mercedes-Benz LKW die modernste Sicherheitstechnik nun auch in den Stadtverkehr.
Der Abbiege-Assistent ist das erste lieferbare Assistenzsystem der Branche, das den LKW-Fahrer bei Abbiegesituationen auf Fußgänger und Radfahrer aufmerksam macht und damit die Sicherheit im Stadtverkehr deutlich erhöhen kann. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) geht davon aus, dass mit einem Abbiege-Assistenten künftig rund die Hälfte aller Unfälle zwischen LKW und Fußgängern bzw. Radfahrern vermieden werden können.
Der Active Brake Assist 4 ist das erste Notbremssystem im LKW, das ein Risiko von Unfällen mit Fußgängern in der Stadt deutlich reduzieren kann. Während der Active Brake Assist 3 bereits auf stehende und bewegte Hindernisse wie zum Beispiel langsam vorausfahrende Fahrzeuge oder ein Stauende automatisch bremst, kann der neue ABA 4 im Stadtverkehr jetzt auch Fußgänger erkennen, die zwischen parkenden Fahrzeugen auf die Fahrbahn treten. Das Fahrzeug leitet in diesem Fall selbständig eine Teilbremsung ein.
Beide Systeme sind bestellbar. Sie können dazu beitragen, die Sicherheit der schwächsten Verkehrsteilnehmer auch im Hinblick auf geräuscharme Elektrofahrzeuge im Stadtverkehr zu erhöhen. Ein wichtiger Baustein dazu, das Leben in der Stadt und den Verkehr in der Stadt besser zu machen – für alle Verkehrsteilnehmer und alle am Transport Beteiligten.