Mobilität: Projekte

Taxi am Himmel – Akzeptanz bei potenziellen Passagieren

Taxi am Himmel – Akzeptanz bei potenziellen Passagieren
Da sich Flugtaxis derzeit noch nicht im realen Betrieb erleben lassen, haben Probandinnen und Probanden über eine VR-Brille einen zehnminütigen Flug von Köln nach Bonn absolviert. Bild: Valentin Nowak

[xxxxx] Welche Faktoren beeinflussen die Akzeptanz von Flug-Taxis und wie bewerten Probandinnen und Probanden dieses autonome Verkehrsmittel nach einem virtuellen Flug? Dies hat der Lehrstuhl für Dienstleistungsmanagement der KU mit knapp 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern untersucht. Die Studie ist Teil des Forschungsprojekts „GABi“, im Rahmen dessen die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) in Kooperation mit der Stadt Ingolstadt und dem digitalen Gründerzentrum „brigk“ Einstellungen zum Flug-Taxi untersucht hat.

Über 90 Prozent der Befragten halten demnach Flug-Taxis generell für nützlich und beurteilen deren Einsatz als gute Idee. Zwei Drittel der Probandinnen und Probanden stimmten zu, dass Flug-Taxis zu ihren persönlichen Mobilitätsbedürfnissen passen würden.

Hintergrund für das vom Bundesverkehrsministerium geförderte Projekt ist die EU-Initiative „Urban Air Mobility“, über die Potenziale von regionalem Personentransport mittels Luft-Taxi erforscht und erprobt werden sollen. Vor drei Jahren hat sich die Stadt Ingolstadt gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft – darunter auch die KU – auf den Weg gemacht, entsprechende Konzepte zu entwickeln und zu untersuchen. „Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den gesellschaftlichen Aspekten und Fragen von Akzeptanz für diese Form der Mobilität in der Bevölkerung“, erläutert Frederica Janotta. Sie hat als wissenschaftliche Mitarbeiterin des Lehrstuhls für Dienstleistungsmanagement die empirische Studie durchgeführt.

Da es derzeit noch keine Möglichkeit gibt, Flug-Taxis im realen Betrieb zu testen, wurde in der Studie eine Virtual Reality (VR) Simulation eingesetzt, die es den Teilnehmerinnen und Teilnehmer ermöglichte, aus der Perspektive eines Passagiers mit einem Flug-Taxi unterwegs zu sein. Solche dreidimensionalen Darstellungen ermöglichen ein realistisches Erleben neuer Technologien und erlauben somit, die Akzeptanz und spezifische Aspekte des Nutzererlebnisses zu beurteilen. Zudem lässt sich so sicherstellen, dass alle Studienteilnehmer einen identischen virtuellen Flug erleben und sich die Ergebnisse so besser vergleichen lassen. Im Durchschnitt waren die Befragten 30 Jahre alt, der älteste Teilnehmer 80 Jahre. Die Stichprobe hatte eine ausgeglichene Verteilung von Frauen und Männern.

Bevor die Probandinnen und Probanden abheben durften, wurde sie noch einmal mit grundlegenden Informationen zu Urban Air Mobility versorgt und darüber aufgeklärt, dass ihr virtueller Flug zehn Minuten dauert und eine Distanz von 30 Kilometern zwischen dem Kölner Stadtzentrum zum Bonner Hauptbahnhof überbrückt. Nach der „Landung“ wurden die Teilnehmenden gebeten, einen Online-Fragebogen auszufüllen, der unter anderem das Vorwissen, die Einstellungen gegenüber Flug-Taxis, das wahrgenommene Risiko oder auch die Zahlungsbereitschaft umfasste.

„Insgesamt zeigen die Ergebnisse eine überwiegend positive Einstellung gegenüber Urban Air Mobility und damit verbundenen Dienstleistungen“, berichtet Janotta. Dies sei insbesondere im Hinblick auf das frühe Entwicklungsstadium der Technologie und den aktuell noch geringen Kenntnisstand in der Bevölkerung überraschend. Da die Ergebnisse darauf hindeuten, dass ein höherer Wissensstand und eine positivere Einstellung gegenüber dem Flug-Taxi die persönliche Nutzungsbereitschaft signifikant erhöhe, empfehlen die Forscherinnen und Forscher künftigen Anbietern, die spezifischen Vorteile im Vergleich zu bestehenden Verkehrsmitteln zu verdeutlichen. Darüber hinaus sei es empfehlenswert, potenziellen Nutzern frühzeitig die Möglichkeit zu geben, sich mit dieser neuen Technologie und Transportmethode vertraut zu machen – insbesondere auch durch Produktdemonstrationen und Testflüge.

Die Mehrheit der Befragten zeige sich zuversichtlich, dem autonomen System vertrauen zu können. Dies spiegele sich auch in einer recht hohen Nutzungsabsicht bei zwei Dritteln der Befragten wider. Bevorzugte Start- und Landeplätze im städtischen Umfeld wären für sie Bahnhöfe, Flughäfen sowie Park&Ride-Parkplätze. Durchschnittlich wären die Studienteilnehmer*innen und bereit, rund 50 Euro für den Flug zu bezahlen, der ihnen vorgeführt wurde. Sie charakterisierten diese Form der Fortbewegung als effiziente Art des Reisens und genossen den insbesondere die gute Aussicht.

Die Tatsache, dass Flug-Taxis als autonome Systeme ohne menschlichen Piloten konzipiert sind, wurde von etwa einem Viertel als „gewöhnungsbedürftig“ beschrieben. Viele der Befragten wünschten sich eine Sicherheitseinweisung vor dem Start, einen Notfallknopf sowie mehr Informationen zum Flugstatus. „Solche Kommentare weisen darauf hin, dass das Vertrauen in die Automatisierung eine der größten Herausforderungen für die breite Einführung solcher Dienste darstellt“, resümiert Prof. Dr. Jens Hogreve, Inhaber des federführenden Lehrstuhls.

In Bezug auf die angenommene Lärmbelästigung durch Flug-Taxis waren die Teilnehmenden geteilter Meinung: 43 Prozent erwarteten eine Zunahme der Lärmbelästigung, während knapp 45 Prozent nicht mit negativen Auswirkungen rechneten. Ebenso ausgeglichen waren die Ergebnisse hinsichtlich einer möglichen Zunahme der Umweltbelastung durch Flug-Taxis.


Detaillierte Ergebnisse der Studie fauf der Homepage des Lehrstuhls für Dienstleistungsmanagement