Logistik

Seefrachtmarkt: Globale Trends im Februar 2023

Bernd Sterzl | pixelio.de

[Transporeon] – Einmal im Monat informiert die Transportmanagement-Plattform Transporeon über die aktuellen Entwicklungen auf dem weltweiten Seefrachtmarkt. Die Erkenntnisse stammen von Daten aus dem eigenen Market Intelligence Tool ,Market Insights’. Frachtspezialisten analysieren diese und ordnen die Ergebnisse ein.

Die Schlagworte zu dieser Ausgabe: Lücke zwischen Spot- und Vertragsraten kurzfristig geschlossen | Längere Ausschreibungen wieder im Trend | Sinkende Kontraktraten, mehr grüne Lösungen

Nachfrage und Marktentwicklung
Die makroökonomischen Indikatoren im Seefrachtmarkt entwickeln sich besser als erwartet. Obwohl sich die derzeitige Konjunkturabschwächung nicht zu einer Rezession ausweiten wird, sinken die Lagerbestände weiter. Eine Erholung des Frachtaufkommens ist derzeit nicht in Sicht.

Seefrachtmarkt: Globale Trends im Februar 2023

China – Nordeuropa
Quelle: Transporeon Ocean Market Intelligence

Inflation und die schwache Nachfrage werden das Volumen aus China in den kommenden Monaten niedrig halten. Infolgedessen sinken die Kontraktraten von und nach China weiter. Die Spotraten haben sich aufgrund der hohen Anzahl von Leerfahrten vor und nach dem chinesischen Neujahrsfest etwas stabilisiert. Dies hat dazu geführt, dass sich die Lücke zwischen den Spot- und den Vertragsraten weiter geschlossen hat. Eine Entwicklung, die bei den China-Europa-Verkehren aber wahrscheinlich nicht anhalten wird.

Engpässe und Unterbrechungen
Das rückläufige Frachtaufkommen von China nach Europa und in die USA hat die Überlastung der Häfen gemildert, aber vorübergehende Engpässe sind auch nach dem chinesischen Neujahrsfest noch möglich.

Seefrachtmarkt: Globale Trends im Februar 2023

Quelle: Transporeon Ocean Market Intelligence

In Portugal streikten die Hafenarbeiter vom 22. Dezember bis Ende Januar. Weltweit nimmt die Wahrscheinlichkeit weiterer Streiks zu, da Inflation und geringeres verfügbares Einkommen den Druck auf Logistikmitarbeiter erhöhen.

Beobachtungen: Ausschreibungsverhalten und jüngste Ergebnisse
Obwohl es auf dem Seefrachtmarkt in den letzten zwei Jahren einen Wechsel von jährlichen zu kurzfristigen Ausschreibungen gab, sind die jährlichen Ausschreibungen für große Verlader nie verschwunden. Bei den mittelgroßen Verladern ist eine Rückkehr zu jährlichen oder zumindest halbjährlichen Ausschreibungen zu verzeichnen.

Der Markt scheint sich beruhigt zu haben, was es für Verlader attraktiver macht, mit Frachtführern langfristige Vereinbarungen auszuhandeln. Wir haben festgestellt, dass die etablierten Transporteure sehr daran interessiert sind, ihr bestehendes Geschäft zu sichern bzw. wiederzugewinnen. Die Raten sinken, da diese Unternehmen daran interessiert sind, ihren früheren Marktanteil zu verteidigen.

Der Trend zu sinkenden Raten gilt jedoch nicht für alle Routen – der Export in die USA und nach Indien scheint teurer zu werden. Die größte Herausforderung für Verlader und Frachtführer ist die Zuverlässigkeit der Dienste. Vorlaufzeiten/Transitzeiten werden bei der Zuteilung oft überhaupt nicht berücksichtigt, was Planungen erschwert.

Wir beobachten zudem ein zunehmendes Interesse an umweltfreundlichen Lösungen, die allerdings mit Herausforderungen bei der Umsetzung einhergehen. Sinkende Kontraktraten könnten den Weg ebnen, grüne Lösungen zu höhere Raten zu implementieren.

Ausblick auf die Zukunft
Die geopolitische Lage bleibt weiterhin volatil. Dies birgt die Gefahr, dass der Seefrachtmarkt erneut beeinflussen wird (z.B. Ein-China-Konflikt in Taiwan, Abkühlung der Weltwirtschaft, hohe Inflation & weniger Investitionen, volle Lager und Produktionsrückstände mit bereits stornierten Buchungen).

Insgesamt könnte das Momentum eines etwas derzeit etwas ruhigeren Marktes genutzt werden, um günstige Raten und längere Vertragslaufzeiten zu verhandeln.

Marktrückblick: Seefrachtmarkt im Januar 2023

  • Die Vertragsraten aus Asien heraus sowie auf dem Rücktransport von Europa nach Asien sind weiter rückläufig. Vor dem Hintergrund der anhaltend niedrigen Spotraten und dem Druck, bestehende Verträge neu zu verhandeln, wird die laufende Ausschreibungssaison zu weiteren Senkungen führen.
  • Im Gegensatz dazu stiegen die Spot- und Kontraktraten zwischen Nordamerika und Europa sowie zwischen Europa und Südamerika und Ozeanien im Vergleich zum 3. Quartal.
  • Die makroökonomischen Indikatoren haben sich von Q3 auf Q4 2022 verschlechtert. Die Lagerbestände werden in den ersten Monaten des Jahres hoch bleiben, während eine schwache Nachfrage und die Inflation die Mengen aus China niedrig halten werden.
  • Die rückläufigen Frachtmengen aus China nach Europa und in die USA haben die Überlastung der Häfen gemildert.

Spot- und Vertragssätze sinken weiter
Die transpazifischen Raten sinken weiterhin deutlich. Die Spotraten liegen unter Chinas 2020-Niveau im NAWC (Naval Air Warfare Center). Die Vertragsraten könnten ebenfalls sinken, wenn der aktuelle Ausschreibungsprozess abgeschlossen ist. Im Verkehr zwischen NAWC und China haben die Vertragsraten einen starken Abwärtstrend verzeichnet.

In einer Zeit des wirtschaftlichen Abschwungs und der geringen Nachfrage sanken die Raten noch vor dem chinesischen Neujahrsfest. Dies geschah trotz der überdurchschnittlich hohen Anzahl von Leerfahrten.