Mobilität

R/GA Mobility Report: 71% fürchten mangelnde Transportmöglichkeiten

R/GA Mobility Report
Symbolbild: Peter H | pixabay

[R/GA] Im Rahmen einer globalen Studie widmet sich R/GA, Unternehmen für Innovationsberatung und Organisationsentwicklung, den aktuellen Verbraucherbedürfnissen in Bezug auf moderne Mobilitätsdienste sowie den Besitz eigener Fahrzeuge. Das Ergebnis zeigt, dass auch in Deutschland der globale Trend hin zu Mobility-as-a-Service (MaaS)-Angeboten sichtbar wird. Darüber hinaus macht der Mobility Report jedoch auch einige interessante Besonderheiten in Bezug auf die Verhaltensweisen und Vorlieben der Deutschen sichtbar, die für Marketingleiter und Innovationsführer im Automobilbereich besondere Herausforderungen und Chancen mit sich bringen.

„Beim Begriff Mobilität denken viele an den Vorgang, in dessen Rahmen Menschen und Waren von A nach B gelangen. Dahinter steckt jedoch viel mehr – nämlich der Zugang zum täglichen Leben: sei es Arbeitsplatz, Schule, Freizeit- oder Einkaufseinrichtungen. Unser immer schneller werdender Alltag bringt bereits jetzt steigende Anforderungen an die Flexibilität von Mobilitätsdiensten mit sich. Darum ist es für Unternehmen dieser Branche heute wichtiger denn je, mithilfe von vernetzten ,People First‘ Experiences ein differenziertes Angebot zu ermöglichen“, so David Toma, Managing Director R/GA Berlin.

Bezüglich der Nutzung von MaaS-Diensten in Deutschland zeichnet der Report folgendes Bild: Bereits vor Beginn der Corona-Pandemie blieben die Zahlen hierzulande hinter dem weltweiten Durchschnitt zurück, gleichzeitig wurden sie von Covid nicht so stark betroffen wie anderswo. Während die Nutzung weltweit von 75% auf 62% sank, verlor sie in Deutschland nur einen Prozentpunkt (von 68% auf 67%). Darüber hinaus befürchten 71 % der Deutschen, künftig nicht über die Transportmöglichkeiten zu verfügen, die sie benötigen würden. Dies zeigt eine klare Motivation auf Kundenseite sowie eine bisher ungenutzte Chance für kontinuierliches Wachstum von MaaS als aufstrebende Branche in Deutschland.

Bei der Frage, ob ihre Nutzung von MaaS im Vergleich zum weltweiten Durchschnitt zunehmen wird, fallen die Antworten der Deutschen konservativ aus. Dennoch geben 12% von ihnen an, ihr Auto aufgrund von Covid verkauft zu haben, ohne ein neues zu erwerben – doppelt so viel wie der weltweite Durchschnitt. Gleichzeitig sanken auch die Gesamtzahlen bei der Nutzung von Transportmöglichkeiten. Es ist wahrscheinlich, dass der Fahrzeugbesitz den verlorenen Boden nicht wieder gut machen wird, wenn sich der Markt erholt.

Insgesamt deuten die Daten darauf hin, dass Covid das Wachstum von MaaS nicht wesentlich zum Stillstand gebracht hat und dass ein latentes Potenzial besteht, mehr Autofahrer auf MaaS umzustellen. Wichtig dafür sind gute Argumente für die Verwendung in einem für sie relevanten Kontext und ein Schwerpunkt auf den Vorteilen, die mit ihren Prioritäten übereinstimmen.

Komfort und Verfügbarkeit stellen die größten Treiber für Car-Sharing in Deutschland dar. 54 % der Befragten nennen dies als wichtige Faktoren, um einen Mobilitätsdienstleister zum ersten Mal in Anspruch zu nehmen. Die genaue Definition von Komfort ist jedoch kulturell und kontextuell gebunden – in Deutschland wie anderswo.

Sind wir Deutsche anders?
In diesen Punkten unterscheiden sich das Verhalten und die Vorlieben der Deutschen vom globalen Durchschnitt:

  • Die Reputation einer Marke ist bei der Auswahl einer MaaS-Option weniger wichtig. Stattdessen legen sie größeren Wert auf die Marke des Fahrzeugs, in dem sie reisen. 72 % der Deutschen sagen, dass dies bei Ride-Hailing für sie wichtig ist. Der weltweite Durchschnitt liegt hingegen bei 60 %.
  • Deutsche sind offener als der weltweite Durchschnitt dafür, ein Auto mit Nachbarn zu teilen. 49 % der deutschen Befragten bezeichnen dies als „reizvoll“ oder „sehr reizvoll“.
  • Der Faktor Geschwindigkeit spielt für das Car-Sharing in Deutschland weniger eine Rolle als weltweit. 27 % der deutschen Befragten gaben dies als wichtig an, verglichen mit einem weltweiten Durchschnitt von 33 %.
  • In Deutschland wird MaaS weitaus seltener als im weltweiten Durchschnitt für den Weg zur Arbeit genutzt. 18 % der Befragten weltweit nutzen Ride-Hailing-Dienste wie Uber, um unter der Woche zur Arbeit zu pendeln, gegenüber nur 9 % in Deutschland. Auf der anderen Seite ist es in Deutschland üblicher, sowohl Car-Sharing- als auch Ride-Hailing-Dienste zu nutzen, um sperrige oder schwere Gegenstände wie Möbel zu transportieren.

„Für Marketing- und Innovationsführer in der Automobilindustrie resultiert daraus die Empfehlung, ihre Strategien auf die wahren Bedürfnisse deutscher Kunden auszurichten und Marken nicht nur zu nutzen, um diese Bedürfnisse zu fördern, sondern auch zu erfüllen. Anstatt ‚Wie können wir dieses Jahr die Haushaltsdurchdringung in Deutschland erhöhen?‘ sollten Marketingfachleute besser fragen ‚Wie könnte unsere Marke im Leben deutscher Kunden eine Rolle als erste Wahl für den Transport schwerer Dinge spielen?‘“, so Peter Pawlick, Executive Director und Head of Strategy bei R/GA Berlin. (Zur Studie)


Bei der Durchführung der Umfrage hat sich R/GA zum Ziel gesetzt, die sich verändernde Landschaft der Mobilitätsdienste und des Fahrzeugbesitzes besser zu verstehen. Dazu wurden Verbraucher nach ihren Ansichten zu aufstrebenden MaaS-Playern und dem Besitz eines eigenen Fahrzeugs befragt. Zudem wurden Nutzer von vier verschiedenen Arten von Mobilitätsdiensten in die Umfrage einbezogen: Ride-Hailing, Car-Sharing, Roller-Sharing und Bike-Sharing. Die Umfrage fand vom 30. August bis 30. September 2020 statt und wurde in die je Land vorherrschende Sprache übersetzt. Insgesamt wurden 5.084 Kunden in 10 Ländern befragt: China, Deutschland, Australien, Brasilien, Indien, Großbritannien, Mexiko, Argentinien, Kolumbien und USA. Die Kategorien waren Routenplanung, Technologie, Ride-Hailing, Mikromobilität (Bike-Sharing), Carsharing und Auto-OEM.