Logistik: Projekte

Nachhaltige Logistik in Asien: Die Zeit drängt

"Sonnenuntergang" in Shanghai | CC-BY-SA-3.0
Sonnenuntergang in Shanghai – nicht am Horizont, sondern an der Smog-Grenze. Foto: Suicup | Wikimedia | CC-BY-SA-3.0
Die Wirtschaften in Asien wachsen rasant und tragen so einen großen Anteil zur globalen Treibhausgas-Emission bei. Schnelle Maßnahmen zur Minderung des Ausstoßes auch im Logistikbereich sind gefordert. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat in diesem Zusammenhang das Projekt „Transport and Climate Change (TCC)“ für die ASEAN-Region initiert.– Von Dirk Ruppik
 
Die Nachhaltigkeit von Logistik- bzw. Versorgungsketten umfasst naturgemäß sehr unterschiedliche Einzelbereiche. Der Begriff Nachhaltigkeit bezieht sich in erster Linie auf die Reduzierung von Energieverbrauch, CO2 und anderen Treibhausgasen sowie Rußpartikeln. Die Bereiche umspannen das Fahrtraining für LKW-Fahrer, die Aerodynamik von Fahrzeugen, Gewichtseinsparung, treibstoffeinsparende Bereifung, Routenplanung, Ausbau von Infrastruktur bis hin zu politischen Anreizen für die Umsetzung von Umweltrichtlinien.
Laut der Studie „Delivering Tomorrow – Zukunftstrend Nachhaltige Logistik“ der Deutschen Post AG liegen „vier der zehn Länder mit den höchsten CO2-Emissionen aus fossilen Brennstoffen in Asien. An erster Stelle steht China, aber auch Indien, Japan und Südkorea gehören zu den zehn größten Emittenten. Obwohl nur 5,5% aller motorisierten Fahrzeuge in China in der Transportindustrie eingesetzt werden, verursacht der Sektor mehr als 30% des gesamten Erdölverbrauch des Landes.“ China hat beschlossen, seinen Energieverbrauch pro BIP-Einheit bis 2020 um 40 bis 45% gegenüber 2010 reduzieren. Ein erstes Pilotprojekt im Bereich „Grüne LKW- und Frachtlogistik“ startete 2009 im südchinesischen Guangzhou und führte zu einem größerem Projekt in Guangdong und zu einem chinaweiten Programm.
BMZ-Projekt für die ASEAN-Region
Um die Auswirkung einer zunehmenden Mobilität zu mildern, hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in 2012 beauftragt, das Projekt „Energy Efficiency and Climate Change Mitigation for the Land Transport Sector of the ASEAN Region“ – kurz: Transport and Climate Change (TCC) – in Kooperation mit dem Generalsekretariat für die ASEAN-Region durchzuführen. Ende 2015 endete die erste Phase des Projekts, in der seit 2012 die Strategien und Aktionspläne der einzelnen Länder für die Verbesserung der Energieeffizienz und der Reduzierung von Treibhausgasen für den Landtransport entwickelt, eingeführt und überwacht wurden. Die zweite Projektphase, die 2016 begann und bis Ende 2018 dauern soll, fokussiert auf die Zusammenführung der Aktivitäten aus der ersten Phase und der Unterstützung konkreter Maßnahmen zur Energieeffizienz und Reduzierung von Treibhausgasen sowie der Verbesserung der Einführung der Maßnahmen auf regionaler und nationaler Ebene. An dem Projekt nehmen direkt Malaysia, die Philippinen, Thailand und Vietnam teil. Das Projekt ist Teil des regionalen Programms „Cities, Environment and Transport in the ASEAN Region”.  Auf der Projekt-Webseite können Veranstaltungen, Publikationen und Ergebnisse des Projektes eingesehen werden.
Gesucht: Einheitliche Strategie für Grüne Fracht und Logistik
Der Energieaufwand für den Frachttransport beläuft sich weltweit bereits auf 35% des globalen Energieverbrauchs für Transport. In Asien soll der Straßenfrachttransport um 645% bis 2050 steigen (verglichen mit 2000) und damit den Schienenfrachttransport hinter sich lassen. In Indonesien wuchs er zwischen 2000 und 2010 um 530,5% und in China um 600%. Indonesien plant laut dem stellvertretenden Präsidenten für Wissensmanagement und nachhaltige Entwicklung bei der Asian Development Bank (ADB), Bambang Sosantono, durch die Umsetzung von Aktionsplänen und die Ausweitung von intermodalen Transport seine Treibhausgase bis 2020 um 41% zu senken. Laut Tran Anh Duong, stellvertretender Generaldirektor des Transportministeriums Vietnams, hat die Volksrepublik eine nationale Green Growth Strategy erarbeitet, die die Steigerung der Energieeffizienz, die Nutzung von erneuerbaren Energien sowie die Einführung des Frachttransports entlang der Küste und entlang der Binnenwasserwege vorsieht.
Auf Thailands Straßen bewegen sich rund 140.000 Busse, 6,5 Mio. KFZ und 6 Mio. Diesel-Pickups. Gemäß Thibodee Harnparasert, Beiratsmitglied der Federation of the Thai Industries (FTI), verschlingt der Transportbereich alleine 36% der Energie des Landes. Daher hat die FTI der Regierung ein Energieeffizienzprogramm für Logistik und Transportmanagement vorgeschlagen, durch das 2500 Angestellte von 240 Unternehmen trainiert wurden. Dazu gehört die Verkürzung der Ladezeiten, Reduzierung des Treibstoffs durch die richtige Reifenwahl und -druck, Senkung der Anzahl von Leerfahrten. Zudem kann mittels GPS und der Überwachung der LKW-Bewegungen die Beladung optimiert werden.
Singapur ist in der ASEAN-Region führend bei Technologiestandards für LKW und will bis 2017 die Euro VI-Emissionsstandards implementieren. Allerdings bestehen Probleme mit dem grenzüberschreitenden Verkehr aus Nachbarländern, denn für die meisten ASEAN-Länder ist die Einführung von Treibstoff- und Fahrzeugstandards eine große Herausforderung. Zudem müssen die Regierungen LKW- und Fuhrparkbesitzer bei der Modernisierung der Fahrzeuge finanziell unterstützen.
Laut Martin Schmied, Leiter der Abteilung I 3 Verkehr, Lärm und räumliche Entwicklung beim Umweltbundesamt, ist grundsätzlich eine Strategie für Grüne Logistik nötig, die alle Gebiete umfasst. Um Lösungen zur Verminderung von Emissionen zu finden, sollte die Methode der Treibhausgasemissions-Berechnung (Emissionen = Gewicht x Distanz x Emissionen pro tkm für den jeweiligen Transportmodus) berücksichtigt werden. Daraus ergeben sich folgende emissionsvermindernde Maßnahmen:
  • Gewichtsreduzierung von Versendungen und Verpackungen,
  • Reduzierung der zurückgelegten Distanzen (z. B. Near Sourcing, Routenmanagement),
  • Reduzierung der spezifischen CO2-Emissionen des Fahrzeugs (Verminderung von Leerfahrten,
  • Erhöhung des Ladungsfaktors und der Effizienz des LKW,
  • Nutzung von kohlenstoffarmen Treibstoff.
Maßnahmen zur Förderung Grüner Fracht

Weitere Maßnahmen zur Förderung „Grüner Fracht“, die durch die Teilnehmer des Workshops „Green Freight and Logistics in Asia“ der ADB und GIZ zusammengetragen wurden, sind z. B. auf der technischen Seite die Verbesserung des Dieselantriebs und die Nutzung von Hybridantrieben. Die Optimierung der Logistik umfasst die Verbesserung der Stadtlogistik, die Einführung von Verkehrsmanagment-Systemen und Routenplanung, die Ladungsoptimierung, das Bilden von Konsortien aus Fuhrunternehmen sowie die Schaffung einer Frachtlogistik-Informationsplattform. Im Bereich der Verlagerung von Straßenfracht auf andere Transportmodi wurden u. a. folgende Lösungen gefunden:

  • Einsatz längerer Züge bzw. Doppeldecker-Züge,
  • Anpassen der Schienenfahrzeuge an Markterfordernisse,
  • Verbessern der Infrastruktur (Schaffen von gesonderten Schienenfrachtverbindungen, Elektrifizieren der Schienenwege, Beseitigen von Verkehrsengstellen),
  • Erstellen von Logistikkonzepten (Schaffen eines Netzwerkes von multimodalen Frachtzentren, Einsatz von Blockzügen, Palettendurchlaufsystemen, Konzentration auf Marktsegmente, die Schienentransport favorisieren) sowie
  • staatliche Regulierung wie Besteuerung, Ermöglichen von Hafenwettbewerb und -modernisierung, Aufbau von Schifffahrtsnetzwerken, Beseitigung von physischen und Organisationsbarrieren.
Dirk Ruppik
Korrespondent Logistik, Thailand