Mobilität: Projekte

München: Bürger-Forschung zu Mobilitätsverhalten nach Entlastungspaket

München: Bürger-Forschungsprojekt erfasst Mobilitätsverhalten
München. Foto: Emil 02050 | pixabay

[TUM] Um die Zukunft der Mobilität im Großraum München geht es in einer neuen Studie der Technischen Universität München (TUM). Alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt und des Umlands haben die Möglichkeit, sich direkt daran zu beteiligen und so aussagekräftige Grundlagen für künftige politische Entscheidungen zu liefern. Von Mai bis Dezember 2022 finden Online-Befragungen statt, um das Mobilitäts-, Energienutzungs- und Konsum­verhalten der Bürgerinnen und Bürger zu erfassen. Dabei geht es vor allem um die konkreten Auswirkungen des staatlichen Ent­lastungs­pakets mit der Senkung der Kraftstoff­steuer und dem Neun-Euro-Ticket für den öffentlichen Personennahverkehr für drei Monate.

Die Befragung läuft über die Webseite der HfP. Die Teilnehmer werden bis Jahresende dreimal zu ihrem Mobilitäts- und Energieverhalten befragt. Die Anmeldedaten werden entsprechend strenger Daten­schutz­bestimmun­gen nur bei der TUM verwahrt. Außerdem bekommen 1.000 Interessierte die Möglichkeit, ihr Bewegungsverhalten bis Ende September sogar automatisch per App erfassen zu lassen – natürlich unter Einhaltung des strengen deutschen Datenschutzes. Die Registrierung dafür erfolgt auch über die Webseite. Für die vollständige Teilnahme gibt es eine Entschädigung von mindestens 30 Euro. Unter diesen Teilnehmern werden zusätzlich 2 x 200 Euro an Gutscheinen verlost.

Auswirkungen des staatlichen Ent­lastungs­pakets erforschen
Forschungsleiter Prof. Klaus Bogenberger betont: „Unser Ziel ist es, mit Hilfe der Daten Veränderungen im Mobilitätsverhalten zu erfassen und daraus Schlussfolgerungen für den Verkehr von morgen zu ziehen. Greift zum Beispiel das 9-Euro-Ticket und bringt es tatsächlich Menschen dazu, vom Auto auf Busse und Bahnen umzusteigen? Oder fahren die Menschen weiter viel Auto, wenn Treibstoff wegen der vorübergehenden Steuer­senkun­gen wieder billiger wird? Hier findet gerade ein gigantisches Realexperiment statt, das wir wissenschaftlich auswerten wollen.“ Unterstützt wird die Studie unter anderem von der Landeshauptstadt München, dem Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) und der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG).

Münchens 2. Bürgermeisterin Katrin Habenschaden: „Wir arbeiten in München mit Hoch­druck an der Umsetzung der Verkehrswende. Ein besseres Angebot und ein einfaches, attraktives Tarifsystem sind dafür ganz zentral. Das 9-Euro-Ticket für den Nahverkehr ist diesen Sommer nicht nur ein tolles Angebot – es macht die Stadt auch zu einem gigantischen Reallabor. Wir hoffen, dass uns die Studie „Mobilität.Leben“ dabei hilft, aus diesem Experiment zu lernen. Wir wollen wissen, ob ein solcher Tarif eher Pendler:innen oder Ausflügler:innen anspricht. Wie viele zusätzliche Fahrgäste er in Busse und Bahnen lockt. Wie viele Menschen aus anderen Verkehrs­mitteln umsteigen – und wie viele den ÖPNV auch langfristig für sich entdecken.“

MVV-Geschäftsführer Dr. Bernd Rosenbusch: „Derzeit erfährt der öffent­liche Nah­verkehr aufgrund verschiedener Entwicklungen weltweit viel Aufmerk­samkeit. Zugleich ist die Mobilität weitreichenden Veränderungen unterworfen – und die Umstände zwingen uns alle zum Umdenken. Wir arbeiten im MVV-Raum seit Jahren gemeinsam an der nach­haltigen Gestaltung der Mobilität von Morgen. Entsprechend unterstützen wir das Projekt „Mobilität.Leben“, dessen Ergebnisse wichtige Zukunftsfragen beantworten sollen, sehr gerne.“

MVG-Geschäftsführer Ingo Wortmann: „Mit großem Interesse werde ich die Ergebnisse der Studie „Mobilität.Leben“ beobachten. Für das richtige Angebot in der Zukunft, mit dem wir die Verkehrswende aktiv vorantreiben wollen, ist die Untersuchung des TUM Think Tanks eine wichtige Grundlage. Wir müssen unsere Fahrgäste verstehen, vor allem aber wollen wir wissen, wie bestimmte Maßnahmen auf die Zielgruppe möglicher neuer Fahrgäste wirken. Grundsätzlich gilt aber: Bevor wir dauerhaft die Preise im ÖPNV senken können, müssen wir das Angebot ausbauen. Wenn das Angebot stimmt und Fahrzeuge wie Infra­struktur nicht schon von Haus aus überlastet sind, schaffen wir allein dadurch schon Anreize für neue Fahrgäste. Hierfür brauchen wir vor allem eines: die finanziellen Mittel für die Grund­erneuerung wie für den Ausbau.“


Koordiniert wird die wissenschaftliche Studie der inter­diszipli­nären Forschungs­gruppe der TUM und der Hochschule für Politik (HfP) München vom TUM Think Tank. Außerdem gibt es eine enge Kooperation mit dem Münchner Cluster für die Zukunft der Mobilität in Metropolregionen (M Cube). Die vollkommen anonymi­sierten Ergebnisse sollen allen Bürgerinnen und Bürgern sowie der Politik auf Stadt-, Landes- und Bundesebene zur Verfügung stehen. Das Projekt leistet somit einen Beitrag zur evidenz-basierten Beratung von Gesellschaft und Politik im Sinne des TUM Think Tanks.