[TUD] – Ist widerstandsfähiger und nachhaltiger Verkehr trotz der Herausforderungen durch Pandemien, Klima- und Strukturwandel in Zukunft möglich? Das Forschungsprojekt MOTUS widmet sich dieser Frage. In den kommenden drei Jahren wird untersucht werden, welche Maßnahmen Kommunen ergreifen können, um ihr urbanes Verkehrssystem auch bei Auftreten disruptiver Ereignisse nachhaltig und resilient zu gestalten.
Am Ende der Projektlaufzeit soll eine Simulationsplattform existieren, die es z.B. kommunalen Entscheidungsträgern ermöglicht, verschiedene disruptive Szenarien für ihr Verkehrssystem (urbaner Raum) durchzuspielen und geeignete Gegenmaßnahmen abzuleiten. Denn nur wer sein Verkehrssystem ganzheitlich versteht, kann gezielt zum Erreichen der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen, insbesondere der Forderung nach sicheren, widerstandsfähigen und nachhaltigen Städten, beitragen. MOTUS wird hierbei im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) gefördert.
Interdisziplinäres Konsortium bildet Vielfalt der Verkehrsmittel ab
Hinter MOTUS stehen mit der TU Dresden und der Universität Kassel zwei forschungsstarke Einrichtungen mit insgesamt vier involvierten Professuren: Die Professuren für Verkehrsprozessautomatisierung, für Verkehrsökologie und für Kraftfahrzeugtechnik an der Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“ der TU Dresden sowie die Professur für Radverkehr und Nahmobilität an der Universität Kassel. Ergänzt wird das interdisziplinäre Projektkonsortium durch das KMU „Teralytics“, das bereits in der Corona-Pandemie für das Robert-Koch-Institut umfangreiche und aussagekräftige Auswertungen von Mobilfunkdaten vorgenommen hat.
Disruptive Ereignisse ändern Verhaltensweisen
Corona stellt nachweislich den Alltag und somit das Mobilitätsverhalten vieler Menschen auf den Kopf: Gewohnte Wege entfallen und es werden passendere Alternativen für bis dato bewährte Verkehrsmittel gesucht. So verwundert es nicht, dass z.B. bei neuen Fahrrädern erste Lieferengpässe eintreten und Kommunen kurzfristig Pop-Up-Fahrradwege eingeführt haben. Doch auch das Auto ist in diesen Zeiten aufgrund des niedrigen Ansteckungsrisikos bei vielen Verkehrsteilnehmern wieder stärker in den Fokus gerückt.
Das geänderte Mobilitätsverhalten führt zu veränderten Verkehrsströmen. Diese stehen in einem direkten Zusammenhang mit der Verkehrssicherheit und Ökobilanz, wobei die genauen Wechselwirkungen noch unerforscht sind. Sicher ist allerdings, dass urbane Verkehrssysteme derartige Veränderungen nicht nur aktuell, sondern mit hoher Wahrscheinlichkeit in Zukunft sogar noch öfter meistern werden müssen. Zusätzlich erwachsen Herausforderungen durch klimawandelbedingte Szenarien, wie sie z.B. in diesem Jahr im Ahrtal in einem sehr extremen Ausmaß zu beobachten waren, und durch strukturwandelbedingte Szenarien in den Braunkohlerevieren. MOTUS möchte auf diese Herausforderungen erste Antworten finden, indem ein Maßnahmenkatalog erarbeitet wird, der kommunalen Entscheidungsträgern und Entscheidungsträgerinnen helfen soll, das eigene Verkehrssystem nachhaltig und resilient zu gestalten.
Modellkommunen gesucht: Bewerbungen ab sofort möglich!
Die Grundlage für die in MOTUS entwickelte Simulationsplattform und den daraus abgeleiteten Maßnahmenkatalog sollen dabei unterschiedlichste Verkehrsdaten bilden: Seien es Mobilfunk-, Drohnen-, Detektor-, Unfall- oder Befragungsdaten aus urbanen Verkehrssystemen. Hierbei werden nicht nur neu erhobene Datensätze verwendet, sondern auch Datensätze, die bereits vor und während der Corona-Pandemie erhoben wurden.
Da MOTUS sich explizit an kommunale Entscheidungsträger und Entscheidungsträgerinnen richtet, sollen von Anfang an zwei ausgewählte Modellkommunen in die Entwicklung mit einbezogen werden und so von den Forschungsergebnissen unmittelbar profitieren können. Bei Interesse an einer Rolle als „Modellkommune“ können sich kommunale Entscheidungsträger und Entscheidungsträgerinnen ab sofort an das MOTUS-Konsortium wenden. Bevorzugt werden dabei Kommunen aus den Braunkohlerevieren mit einem urbanen Verkehrssystem und der Bereitschaft, Verkehrsdaten für Forschungszwecke zur Verfügung zu stellen.
Weitere Informationen, auch zur Teilnahme am Projektauftakttreffen am 26.01.2022, bei:
Maximilian Bäumler, Lehrstuhl Kraftfahrzeugtechnik, Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“, maximilian.baeumler@tu-dresden.de