Mobilitätsmonitor

6. Mobilitätsmonitor – Mai 2018

Konjunkturelles Personenverkehrsmarktumfeld

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs in Deutschland 2017 um 2,2% gegenüber dem Vorjahr. Dieses Wachstum ist auf insgesamt positive konjunkturelle Rahmenbedingungen sowohl in der Außenwirtschaft als auch auf die starke Binnennachfrage und auf die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt zurückzuführen. Die privaten Konsumausgaben stiegen weiter an (+1,9%), die Verbraucherpreise lagen um 1,8% über dem Vorjahr, während die real verfügbaren Einkommen um gut 2% zulegten. Die Zahl der Erwerbstätigen übertraf das Vorjahr um 1,5% und stieg auf ein weiteres Rekordhoch von 44,3 Mio. Personen (Inländer-/Wohnortprinzip). Darüber hinaus stieg die Einwohnerzahl weiter an, und zwar um 0,4% gegenüber 2016. Der Kraftfahrer-Preisindex als Maß für die Preisentwicklung im motorisierten Individualverkehr (MIV) stieg 2017 um 3% an, vor allem aufgrund steigender Kraftstoffpreise, die um 6% zulegten, nach einem Rückgang um gut 7% im Jahr zuvor. Grund hierfür war der starke Anstieg beim Rohölpreis. Die Preissteigerungen im öffentlichen Verkehr sowie im Luftverkehr fielen demgegenüber eher moderat aus. Der PKW-Bestand stieg 2017 weiter an, zum 1.1.2018 mit 1,5% auf nunmehr 46,5 Mio. PKW. Die Neuzulassungen erhöhten sich im Jahr 2017 um 2,7% gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Die Boomphase der deutschen Wirtschaft wird aller Voraussicht nach anhalten. Für 2018 ist ein ähnlich hoher BIP-Zuwachs (2,2%) zu erwarten, gestützt durch die gute Lage am Arbeitsmarkt (+1,3% Erwerbstätige, sinkende Arbeitslosenquote), die weiter steigenden Exporte sowie eine hohe Binnennachfrage. Die Bruttolöhne werden spürbar zulegen und führen zu einem Kaufkraftplus bei den privaten Haushalten. Auch für das laufende Jahr ist überdies mit einem leichten Bevölkerungszuwachs zu rechnen.

Bild 1: Personenverkehrsleistung in Personenkilometer (Pkm)¹ nach Verkehrsträgern 2015 – 2018 (Recherche: Frank Hunsicker; Grafik: Mahoma Niemeyer; Quelle: ADV 2018, SSP/BAG 2018, StBA 2018, eig. Schätzungen)

Modale Sicht: Der Personenverkehrsmarkt

Die Verkehrsleistung stieg im Jahr 2017 – über alle motorisierten Verkehrsträger betrachtet – um 1,3% gegenüber 2016 an (Bild 1). Diese Ausweitung wurde getragen von der guten konjunkturellen Lage, wobei die Entwicklung bei den einzelnen Verkehrsträgern aufgrund von marktspezifischen Faktoren unterschiedlich verlief. Der motorisierte Individualverkehr (MIV) konnte trotz teurerer Kraftstoffe seine Verkehrsleistung um 1,3% steigern, was v.a. auf den ausgeweiteten PKW-Bestand sowie die vorteilhaften ökonomischen und soziodemografischen Rahmenbedingungen zurückzuführen ist. Von letzteren profitierte auch der Schienenpersonenverkehr (+1,7%) – trotz der Einschränkungen durch zwei Herbststürme. Viele Reisende sind infolge der Air-Berlin-Pleite sowie einer Preisoffensive auf den Fernverkehr umgestiegen, dessen Nachfrage um 2,7% gegenüber Vorjahr stieg (Nahverkehr: 1,0%).

Der ÖSPV2 verzeichnete ein Nachfragewachstum von 0,4%. Der Buslinienfernverkehr wies dabei allerdings einen Nachfragerückgang von 3% auf, der durch das insgesamt leicht geschrumpfte Fahrtenangebot nach der Marktkonsolidierung und die Monopolstellung des Anbieters Flixbus erklärt werden kann. Der Liniennahverkehr legte dagegen um knapp 1% gegenüber 2016 zu. Auch hier spielte das Plus an Bevölkerung, Erwerbstätigen, aber auch an Auszubildenden eine wichtige Rolle. Insgesamt wurden Busse und Bahnen im vergangenen Jahr von so vielen Menschen benutzt wie nie zuvor: Das Aufkommen erreichte 2017 über 11,5 Mrd. Fahrgäste. Der innerdeutsche Luftverkehr stagnierte mit einem Verkehrsleistungszuwachs von 0,2% nahezu. Hier machte sich das sinkende Angebot von Flügen auf nachfragestarken Relationen nach dem Rückzug von Air Berlin bemerkbar.

Im Jahr 2018 wird sich der Zuwachs bei den motorisierten Verkehrsträgern voraussichtlich in ähnlicher Größenordnung bewegen. Die Konjunktur bleibt stabil und der Arbeitsmarkt dynamisch, während der Kraftstoffpreis voraussichtlich nur moderat ansteigen wird. Zwar wird sich das Plus bei Bevölkerungs- und Erwerbstätigenzahl leicht abschwächen, doch steigende Realeinkommen lassen steigende Konsumausgaben auch für Mobilitätszwecke erwarten. Für den MIV ist ein Zuwachs von gut 1,2% bei der Verkehrsleistung gegenüber dem Vorjahr zu erwarten, beim innerdeutschen Luftverkehr lediglich eine Stagnation. Hier wird die Angebotslücke nach dem Wegfall der Air-Berlin-Verbindungen erst nach und nach durch andere Fluggesellschaften aufgefüllt. Zudem hat sich die Konkurrenzsituation zur Schiene nach Eröffnung der Schnellfahrstrecke Berlin–Erfurt–München verschärft.

Dem Schienenpersonenverkehr wiederum werden das ausgeweitete und beschleunigte Angebot ebenso wie die guten sozioökonomischen Rahmenbedingungen zugutekommen. Er wird seine Verkehrsleistung um weitere 2,5% steigern können. Auch im ÖSPV ist ein Nachfrageplus zu erwarten, allerdings mit 0,5% nur moderat. Insgesamt kann 2018, über alle motorisierten Verkehrsträger betrachtet, mit einem Zuwachs der Verkehrsleistung von ca. 1,2% gegenüber dem Jahr 2017 gerechnet werden. Wie in den Vorjahren sind zudem ein leichter Rückgang beim Fußgängerverkehr sowie ein Zuwachs im Radverkehr erwartbar, was sich aber auf die Gesamtverkehrsleistung nur geringfügig auswirkt. Auch die modalen Anteile der einzelnen Verkehrsträger bleiben im Vergleich zum Vorjahr nahezu konstant.


1 Pkm: Verkehrsleistung – Im Personenverkehr wird die Verkehrsleistung in Personenkilometern (Pkm) ausgewiesen. Sie ist das Produkt von Verkehrsaufkommen und der zurückgelegten Strecke.
2 ÖSPV: Öffentlicher Straßenpersonenverkehr (Bus, Straßenbahn, U-Bahn, Stadtbahn)