Mobilitätsmonitor

7. Mobilitätsmonitor – Nov. 2018

Nachhaltige Mobilität: Radzählungen und Temperaturverläufe

(5) Monatliche Radfahrten und Monatsmitteltemperaturen an den Berliner Zählstellen Jannowitz- und Oberbaumbrücke, Juni 2015 – Sept. 2018
Quelle: Senat Berlin (2018), Wetterkontor (2018); Datenrecherche: Christian Scherf; Grafik: Robin Coenen

In mehreren deutschen Städten erfassen automatische Zählstellen seit einigen Jahren den Radverkehr. Damit ist es erstmals möglich, die Bedeutung des Radverkehrs feinkörnig und dauerhaft zu erfassen. Allerdings spiegeln die Zählstellen bisher nur die Situation an besonderen „Hotspots“ des Radverkehrs wider und sind nicht repräsentativ für ganze Städte. Für Zählstellen in Berlin sind historische Daten bis Juni 2015 öffentlich zugänglich, sodass eine Entwicklung über mehrere Jahre darstellbar ist (Grafik 5). Charakteristisch sind die sehr starken Schwankungen im Jahresverlauf, die zu einem bedeutenden Anteil auf die Jahreszeiten zurückzuführen sind. Dies verdeutlicht die Kurve in Orange, welche die Temperatur als Monatsmittelwert darstellt. Jedoch ist im Vergleich der Tiefpunkte an den Jahresanfängen 2016 bis 2018 eine ansteigende Tendenz auszumachen: Anfang 2018 wurden für beide Zählstellen ca. 50.000 Radfahrten mehr gezählt als noch zwei Jahre zuvor und das bei etwa gleichniedrigen Temperaturmittelwerten. Dies kann als Hinweis gewertet werden, dass das Fahrrad für mehr Menschen zum Routineverkehrsmittel wurde, das auch bei widrigen Witterungen genutzt wird. Da dieser Trend bei zwei unterschiedlichen Zählstellen vorliegt, scheint er nicht auf lokale Besonderheiten zurückführbar, sondern deutet auf einen allgemeinen Trend hin. Die Beobachtung entspricht auch den langfristigen Fahrraddaten, die der Berliner Senate 2013 veröffentlichte. In den Innstadtbezirken kommt es demnach bereits seit mehreren Jahren zu ansteigenden Radnutzungen.7

(6) Monatliche Radfahrten und Monatsmitteltemperaturen in München, Hamburg und Stuttgart, Jan. 2017 – Sept. 2018
Quelle: Eco Counter (2018), Wetterkontor (2018); Datenrecherche: Christian Scherf; Grafik: Robin Coenen

Auch in Hamburg, München und Stuttgart folgen Anstieg und Rückgang des Radverkehrs eng den mittleren Temperaturschwankungen: Je wärmer, desto mehr Radnutzung. Die Tiefpunkte liegen in den Wintermonaten (Grafik 6).

International bekannte Fahrradstädte wie Kopenhagen zeichnen sich dadurch aus, dass das Fahrrad auch in den Wintermonaten ein wichtiges Verkehrsmittel bleibt. Ein Hinweis darauf findet sich in  Strasbourg, das 2017 im Bicycle-Index zum zweiten Mal in Folge auf Platz vier der fahrradfreundlichsten Städte weltweit gewählt wurde (copenhagenizeindex.eu). Für die dortige Zählstelle in der Route de Vienne liegen Werte bis November 2013 vor (Grafik 7).

(7) Monatliche Radfahrten und Monatsmitteltemperatur in Strasbourg, November 2013 – September 2018
Quellen: Eco Counter (2018), Wetterkontor (2018); Datenrecherche: Christian Scherf; Grafik: Robin Coenen

Auch hier ist die jahreszeitliche Schwankung der gezählten Fahrräder erkennbar, doch sie ist gegenüber den gezeigten deutschen Städten weniger stark. Auch im Winter fallen die Werte nicht unter 100.000 Fahrten pro Monat. Für alle Städte ist jedoch zu berücksichtigen, dass einzelne Zählstellen kein umfassendes Bild der Radnutzung in der jeweiligen Stadt wiedergeben und die Auswertung ggf. durch lokale Umstände beeinträchtigt ist, z. B. Baustellen oder Straßenschäden.


7 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (2013): Berliner Verkehr in Zahlen 2013, S. 41, online unter: https://www.berlin.de/senuvk/verkehr/politik_planung/zahlen_fakten/entwicklung/ (letzter Zugriff am 23.10.2018)


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Quellen