Mobilitätsmonitor

7. Mobilitätsmonitor – Nov. 2018

Modale Sicht auf den ÖPNV: Personenfahrten und Abonnements

(1) Entwicklung der Personenfahrten pro Einwohner in Verkehrsverbünden ausgewählter Städte, 2012 – 2017
Datenrecherche: Christian Scherf; Quellen: VDV (2012ff.), Verbünde; Grafik: Robin Coenen. Alle Grafiken ©_Mobilitätsmonitor

Entscheidend für eine Verkehrswende in den Städten ist die Nachfrageentwicklung im ÖPNV. Diagramm 1 dieses Monitors1 zeigt die Personenfahrten pro Einwohner in fünf Verkehrsverbünden.2 Der Münchner Verkehrsverbund (MVV) liegt auf dem höchsten Niveau, wobei der Wert für 2017 leicht zurückging. Ein Einwohner im MVV-Gebiet unternahm im Jahr 2017 im Durchschnitt 244 Fahrten im Nahverkehr des örtlichen Verbundes. Der geringfügige Rückgang von 2016 zu 2017 liegt an der wachsenden Einwohnerzahl im Großraum München, die im vergangenen Jahr stärker anwuchs, als die Anzahl der Personenfahrten. Ein merklicher Anstieg fand im Hamburger Verkehrsverbund (HVV) statt. Im Jahr 2017 entfielen hier pro Einwohner ca. 20 ÖV‑Fahrten mehr als 2012. Auch in den übrigen Städten wurden im Durchschnitt mehr ÖV-Fahrten pro Person absolviert als noch 2012.

Wesentliches Anzeichen einer Verkehrswende ist auch die längerfristige ÖPNV‑Nutzung. Eine mögliche Maßzahl dazu ist die Nachfrage nach Abonnements, da ein Abo die Absicht einer kontinuierlichen ÖPNV-Nutzung ausdrückt. Allerdings zeigt sich, dass aufgrund unterschiedlicher Tarifstrukturen in den Verbünden oft keine unmittelbare Vergleichbarkeit bei den Abo-Zahlen besteht. Je nach Verbund werden unterschiedliche Ticketformen im Abo angeboten. Offen ist auch die Frage, ob z. B. Semestertickets, die oft nach dem Solidarprinzip – d. h. nicht auf Basis freier Entscheidung – bezogen werden, mit eingerechnet werden sollten.

(2) Anzahl der HVV-Abonnements und Einwohner sowie prozentualer Anteil der Abonnenten an den Einwohnern, 2003 – 2017
Quelle: HVV (2018); Datenrecherche: Christian Scherf; Grafik: Robin Coenen

Für diese Ausgabe wurde daher zunächst nur ein Verbund, nämlich der HVV, herausgegriffen. Aufgrund einer vergleichsweise transparenten Datenlage im HVV-Bericht konnten Werte bis zurück ins Jahr 2003 herangezogen werden (Grafik 2). Die Balken in der Grafik zeigen die absolute Anzahl der Einwohner im Verbundraum und die absolute Anzahl der HVV-Abos3 pro Jahr. 2002 gab es eine Ausweitung des HVV-Gebietes, was den Prozentanteil der Abonnenten an der Bevölkerung kurzzeitig zurückgehen ließ. Seither steigt er kontinuierlich an (Linie in der Grafik). Am Beispiel Hamburg zeigt sich somit ein Wachstum der ÖPNV-Stammkundschaft, die über den reinen Effekt der Bevölkerungsentwicklung hinausgeht.4


1 Der Monitor ist Teil des Projekts „Energie- und Verkehrswende als Herausforderung für die sozialwissenschaftliche Forschung“. Projektpartner dieser Ausgabe waren das Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel (InnoZ) und das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB). Förderer war die Stiftung Mercator (stiftung-mercator.de).
2 Bei den Verbunddaten ist zu beachten, dass jeweils die gesamte Verbundregion betrachtet wird, die über die Stadtgrenzen hinausreicht.
3 Die HVV-Abonnements umfassen neben dem allgemeinen Abo auch Großkunden-, Senioren-, Schüler-, Studierenden- und Azubi-Abos sowie Teilzeit-Karten.
4 Da das HVV-Gebiet über das Land Hamburg hinausreicht, sind Umzüge zwischen der Hansestadt und seinem Umland nicht berücksichtigt.