[PTV] – New York, London, Hamburg – Städte auf der ganzen Welt testen selbstfahrende Kleinbusse und Shuttle-Fahrzeuge. Doch was ist nötig, damit aus diesen noch sehr eingeschränkten Testbetrieben tatsächlich Regelbetriebe im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) werden? Das vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur geförderte Forschungsprojekt „LEA (Klein-) Bus“ hat sich mit genau dieser Frage beschäftigt. Jetzt wurde dazu ein White Paper als Schlussbericht veröffentlicht.
Das Forschungsprojekt untersuchte unter der Leitung der PTV Group die Voraussetzungen für und Einsatzmöglichkeiten von automatisiert und elektrisch fahrenden (Klein-) Bussen im öffentlichen Nahverkehr. Die Wissenschaftler*innen beleuchteten dabei das Thema von allen Seiten: Angefangen beim Status Quo und den aktuellen Hindernissen bis hin zur nötigen technischen Reife. Von der Gestaltung der Infrastruktur und rechtlichen Aspekten über Fragen des Betriebs und der Wirtschaftlichkeit in verschiedenen Einsatzfeldern bis hin zur Akzeptanz in der Gesellschaft. Bisherige Erfahrungen aus internationalen Testbetrieben flossen genauso in die Untersuchung mit ein wie Expert*innen-Interviews und Befragungen von Behörden sowie der Bevölkerung.
Wichtiger Bestandteil der Studie war darüber hinaus eine virtuelle Analyse der unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten von vollautomatisierten und vernetzten Fahrzeugen. Wie kann der Regelbetrieb aussehen, wenn alle Hürden erst einmal aus dem Weg geräumt sind? Am konkreten Verkehrsmodell der Region Stuttgart, erstellt mit PTV Visum, betrachteten die Forscher*innen drei verschiedene Verkehrsräume:
- Wohnquartier am Rande einer Großstadt mit S-Bahnanschluss (Stuttgart-Rohr)
- Mittelstadt mit Kernbereich und peripheren Stadtteilen (Stadt Göppingen)
- Landgemeinde (Oberes Filstal mit fünf kleineren Gemeinden)
In diesen Räumen wurden je zwei Szenarien durchgespielt. Zum einen die Betriebsform
- Linienverkehr mit Fahrplan- und Haltestellenbindung, zum anderen
- nachfrageorientierter, so genannter On-Demand-Verkehr mit Kleinbussen ohne Fahrplan- und Haltestellenbindung – jeweils mit vollautomatisierten und elektrischen Fahrzeugen.
Betriebskosten unter bestimmten Bedingungen niedriger
Die Simulation unter Berücksichtigung der realen Verkehrsnachfrage konnte zeigen, dass der Einsatz von selbstfahrenden Fahrzeugen im ÖPNV, insbesondere von Kleinbussen, eine Vielzahl neuer Möglichkeiten für eine flexiblere Angebotsgestaltung und Betriebsorganisation eröffnet und die Betriebskosten unter bestimmten Bedingungen gegenüber dem heutigen ÖPNV deutlich sinken.
„Besonders viel Potenzial ergibt sich für den fahrerlosen On-Demand-Verkehr in nachfrageschwachen Gebieten wie im ländlichen Raum, wo heute nur selten ein Bus fährt. Im städtischen Umfeld können Randgebiete und -zeiten gut bedient werden“, erklärt Prof. Dr. Christoph Walther von PTV. „Gibt es allerdings eine hohe Nachfrage und nur eingeschränkte Möglichkeiten, um Fahrten zu bündeln, können schnell sehr große Fahrzeugflotten erforderlich sein, die den Betrieb unwirtschaftlich machen. Egal ob Großstadt oder Landgemeinde – es kommt immer auf die konkreten Rahmenbedingungen vor Ort an. Deshalb sind Simulationen, die mögliche Auswirkungen des Fahrzeugeinsatzes zeigen, besonders wichtige Werkzeuge.“
Die Ergebnisse des Forschungsprojekts Nr. 70.0941 zu den notwendigen und wünschenswerten Rahmenbedingungen flossen in ein White Paper ein, das sich vor allem an Städte Landkreise, Kommunen und Planer richtet.
Download direkt oder mit zusätzlichen Anhängen auf der Webseite des Forschungsprograms
Über das Forschungsprojekt LEA (Klein-) Bus
Das zwei Jahre (2017-2019) laufende Projekt „LEA (Klein-) Bus – Erforschung der Voraussetzungen und Einsatzmöglichkeiten von automatisiert und elektrisch fahrenden (Klein-) Bussen im ÖPNV“ wurde von einem Konsortium aus PTV Planung Transport Verkehr AG (Leitung), PTV Transport Consult GmbH, dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und der Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rödl & Partner GbR bearbeitet.