Logistik

Last Mile Delivery: VDI Konferenz zum urbanen Nadelöhr

VDI-Konferenz Last Mile Delivery
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Die Straßen in Innenstädten und Ballungsräumen ächzen unter dem weiterwachsenden Nutzfahrzeugaufkommen. Kurierfahrzeuge, die in zweiter und dritter Reihe parken, Geruchs- und Geräuschbelästigungen und generell volle Straßen bergen hohes Konfliktpotential. Das starke Wachstum des Onlinehandels zählt zu den Hauptreibern des Wandels in der Logistik und des rapide wachsenden Verkehrsaufkommens. Das Problem ist erkannt – aber noch lange nicht gebannt. Wie sich Verkehre in Zukunft intelligenter, ökoeffizienter und sozialverträglicher organisieren können, diskutiert die Fachwelt auf der Internationalen VDI Konferenz Smart Last Mile Delivery am 5. und 6. Dezember 2018 in Hamburg.

Der Trend geht zur grünen Lieferung

Durch den E-Commerce-Boom wird nicht nur der innerstädtische Einzelhandel, sondern auch jeder einzelne Haushalt zum potenziellen Warenempfänger.

Vor allem wegen der unzähligen, kleinteiligen Paketlieferungen an Privathaushalte sind die Städte mit einer zunehmenden infrastrukturellen Belastung konfrontiert. Resultat sind immer mehr Staus, unpünktliche Lieferungen, Lärm und Schadstoffe, was wiederum den Ansprüchen der Bevölkerung und umweltpolitischen Zielen widerspricht. Wenig überraschend: Ein Drittel der Befragten einer Studie von PwC Strategy Germany ist mit der Zustellung unzufrieden, es besteht Optimierungsbedarf besonders im Bereich der pünktlichen Zustellung. 61 Prozent der Befragten gaben an, bei der Wahl des Onlinehändlers auf die Auslieferung durch E-Autos oder Lastenfahrräder zu achten. Der Trend zur grünen Lieferung ist ihnen sogar wichtiger als eine besonders schnelle Lieferung.

Die Ballungsräume haben das Problem erkannt und suchen auf unterschiedlichen Wegen nach geeigneten Lösungen. Ein Beispiel ist die Logistik Initiative am Tagungsort Hamburg, die bereits am Smart Mile Solutions arbeitet. Nur kommunale Gremien könnten schließlich die intelligenten Rahmenbedingungen setzen, die notwendig sind, bestätigt Markus Schmermund, Vice President Intralogistics Solutions LMH EMEA, Linde Material Handling und einer der Experten der VDI Konferenz: „Es braucht Anreize, um Veränderungen in Gang zu bringen. Neben der Elektrifizierung werden dabei weitere Technologien eine große Rolle spielen, etwa wenn um die Optimierung der Geräuschentwicklung in Form flüsterleiser Citytrucks geht.“

In Teilen werden auch autonome Fahrzeuge von Bedeutung sein, so der Experte – immer abhängig vom konkreten Einsatzweck. Beispiel dafür könnten Versorgungsverkehre zu definierten Anlieferpunkte oder auch die standardisierte Belieferung von Lebensmittelgeschäften und Restaurants sein.

Transportprozesse und Fahrzeug-Technologien werden sich verändern

„Müssen wirklich fünf KEP-Dienstleister nacheinander oder gar gleichzeitig dieselben Geschäfts-Adressen in den Zentren und Fußgängerzonen anfahren? Hier wird in den kommenden Jahren eine Konsolidierung unumgänglich sein, um die Routenplanung aufeinander abzustimmen und somit die Ressourcen effizienter einzusetzen“, ist Dr. Gerhard Nowak, Partner bei PwC Strategy& Germany und einer der Experten auf der VDI Konferenz, überzeugt.

Ein wichtiger Aspekt neben der reinen Organisation der Warenströme stellt aber auch die Fahrzeugtechnologie dar. Elektrifizierte Nutzfahrzeuge sind emissionsarm und weitestgehend geräuschfrei unterwegs – wesentliche Voraussetzungen für eine bessere Akzeptanz der Last-Mile-Logistik in der allgemeinen Öffentlichkeit. Viele Experten erwarten in Zukunft ein Nebeneinander verschiedener Antriebskonzepte: Der Elektroantrieb lönnten den Bereich der Distribution, der Last-Mile-Transporte und der KEP-Dienste (Kuriere, Express, Pakete) prägen. Fuel Cell wird bereits in überschaubaren Zeiträumen für schwere Nutzfahrzeug an Bedeutung gewinnen, ebenso wie LNG als dritte Antriebsoption.

Zugleich eröffnen neue Technologien wie etwa das autonome Fahren weitergehende Möglichkeiten – bis hin zu digitalen Geschäftsmodellen. Routinefahrten, wie typische Stückguttransporte, verpackte Waren und Co. werden in Zukunft autonom auf ausgewiesenen Strecken, sog. Korridoren, abgewickelt. Eine konsequente Nutzung des LKW-Platooning – das „Koppeln“ mehrerer Fahrzeuge in Gruppen, die autonom dem Führungsfahrzeug folgen – kann die Effizienz in Transportprozessen nachhaltig steigern.

Mitentscheidend sind digitale Dienste im Hintergrund, um zuverlässige Prozesse sicherzustellen und neue Geschäftsmodelle überhaupt erst zu ermöglichen. „Großes Potenzial sehe ich dabei insbesondere für cloudbasierte Dienste, die notwendig sind, damit neue Leistungsmodelle darstellbar und abrechenbar sind – bis hin zur Ebene des Microbilling“, erklärt Dipl.-Inform. Torsten Klein, Senior Vice President Research, MAN Truck & Bus.

Bei Last Mile Delivery die Ladevolumina besser nutzen

Ein weiterer Ansatzpunkt lautet, die Ladevolumina, von denen im Schnitt ein gutes Drittel leer bleibt,bei Last Mile Delivery effizienter zu nutzen. „Es ist möglich, diesen Leerstand verringern, indem wir Ladungen automatisch mit freien Kapazitäten zusammenführen. Mindestens ein Drittel der Leerfahrten lässt sich so verhindern“, sagt Rolf-Dieter Lafrenz, Cargonexx GmbH. Zugleich unterstreicht er: „Wir glauben, dass die Bedeutung der Spediteure in der Zukunft eher steigen wird, weil logistische Prozesse komplexer, weitreichender und vernetzter werden.“ Allerdings werden Spediteure verstärkt digitale Technologien nutzen müssen, um ihre Produktivität hochzuhalten.“ Smart Trucks, Platooning und Vernetzung mit Kunden sind wichtige Stichworte, aber auch die Nutzung digitaler Geschäftsmodelle wird für den Spediteur wichtiger werden. So kann er in Zukunft Mehrwertdienste für die Auftraggeber realisieren, ob das Organisieren von Kühlketten, die Abwicklung von Importen und Exporten und mehr.


Die Herausforderungen und technischen Lösungswege für die urbane Logistik der Zukunft sind vielfältig. Den Fragen in ihrer gesamten Breite stellt sich die Konferenz Smart Last Mile Delivery in Hamburg. Die Teilnehmer können einen umfassenden Überblick zu aktuellen, intelligenten und internationalen Lösungen erwarten.

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