Standpunkt

Kommende Jahre entscheidend für Mobilitätswende

Foto: RMV | Jana Kay

Ein Statement von Prof. Knut Ringat, Geschäftsführer und Sprecher der Geschäftsführung der Rhein-Main-Verkehrsverbund GmbH sowie Mitglied im Herausgebergremium von Internationales Verkehrswesen.

Seit rund zwei Jahren prägt die Corona-Pandemie das öffentliche Leben und damit auch maßgeblich die Entwicklungen im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Zwei Jahre, die durch großes Engagement und Einigkeit der gesamten Branche, einer breiten und starken Unterstützung aller politischen Ebenen, aber auch von großem Verständnis und Solidarität unserer Fahrgäste geprägt sind. Nur durch dieses Zusammenspiel ist es bis heute gelungen, den ÖPNV sicher und beständig durch diese für alle nach wie vor sehr außergewöhnliche Zeit zu steuern.

Auch wenn niemand vorhersagen kann, wie sich die Pandemie weiter entwickeln wird, mehren sich in den vergangenen Tagen und Wochen die Stimmen, die eine weitgehende Aufhebung der pandemischen Einschränkungen zum Ende der ersten Jahreshälfte erwarten lassen. Dies ist ein Hoffnungszeichen und zugleich Motivation, den eingeschlagenen Weg hin zur Mobilitätswende mit ganzer Kraft fortzusetzen. Die kommenden fünf bis sieben Jahre werden darüber entscheiden, ob diese in Deutschland gelingen wird. Neben dem notwendigen gesellschaftlichen und politischen Willen dazu bedarf es vor allem einer ausreichenden Finanzierung. Im Zusammenspiel von Nutzerfinanzierung, öffentlichen Mitteln (Bund, Länder, Kommunen) sowie neuen Finanzierungsquellen kann dies gelingen. Voraussetzung ist eine kontinuierliche Ausweitung des ÖPNV-Angebotes und damit einhergehend der Ausbau der Schieneninfrastruktur. Hier ist vor allem auch die Planungsbeschleunigung von enormer Bedeutung.

Neben dem Infrastrukturausbau muss die Digitalisierung im ÖPNV vorangebracht werden, um mehr Menschen für den Umstieg auf Bus und Bahn zu begeistern. Vielfältige Projekte in den unterschiedlichsten Bereichen – von Mobilitäts-Apps bis hin zu innovativen Datenbanken für das interne Daten- und Wissensmanagement – sind in den vergangenen Jahren bereits entstanden. Die Pandemie wirkte dabei wie ein Beschleuniger. Vorhaben, die schon lange in Planung waren, wurden vorgezogen und realisiert.

Nur ein Beispiel: Im Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) wurde eine Auslastungsprognose von Bussen und Bahnen entwickelt und in die verbundeigene App integriert. Mit der Information über die Auslastung der Fahrzeuge können die Fahrgäste auf Verbindungen ausweichen, die nicht so hoch frequentiert sind. Wir gehen davon aus, dass das aktuelle Bedürfnis nach ausreichend Abstand auch zukünftig erhalten bleibt. Und damit steigt wiederum der Bedarf nach ausreichend Kapazitäten.

Die kommenden Jahre werden darüber entscheiden, ob die Mobilitätswende gelingt. Die eingeschlagene Richtung stimmt, aber es wird darauf ankommen, diesen Weg auch bei den vor uns liegenden schwierigeren Rahmenbedingungen fortzusetzen.

Lassen Sie uns weiter gemeinsam erfolgreich an der Mobilitätswende arbeiten – jetzt!


Veröffentlicht in Internationales Verkehrswesen (74), Heft 1/2022