Logistik

ES-TRIN: Vorschriftenentwurf für H₂-betriebene Binnenschiffe

ES-TRIN: Pilotstudie und Vorschriftenentwurf
Symbolbild: 2698831 | pixabay

[Deutsches Maritimes Zentrum] Neue Studie befasst sich mit dem Europäischen Standard der technischen Vorschriften für Binnenschiffe (ES-TRIN) und entwirft Vorschlag für eine Vorschriftenerweiterung für den Betrieb von Fahrzeugen mit Brennstoffen mit einem Flammpunkt <55 °C.

Die Umstellung von konventionellen auf erneuerbare Kraftstoffe ist für die maritime Branche eine drängende Aufgabe. In Europa dürfen Binnenschiffe derzeit nicht mit H2 betrieben werden, da dieser als Kraftstoff nicht zugelassen ist. Die Studie befasst sich mit dem Europäischen Standard der technischen Vorschriften für Binnenschiffe (ES-TRIN) und umfasst einen Vorschlag für eine Vorschriftenerweiterung für den Betrieb von Fahrzeugen mit Brennstoffen mit einem Flammpunkt <55 °C.

Auf Binnenschiffen ist der direkte Einsatz von H2 als Energieträger, im Vergleich zum LKW, besser möglich. Wasserstoffbetriebene Binnenschiffe können zur CO2-Reduktion beitragen. Sie könnten zudem innereuropäische Gütertransporte von der Schiene auf Binnenwasserstraßen verlagern. Erste H2-Binnenschiffe (Pilotprojekte) fahren bereits mit Sonder- und Einzelgenehmigungen.

Wenn Binnenschiffe künftig mit H2 betrieben werden sollen, müssen die bestehenden Vorschriften angepasst werden. Eine klare Regelung des Gesetzgebers zur Nutzung von alternativen Kraftstoffen kann die Industrie motivieren, die notwendigen Innovationen umzusetzen. Das setzt voraus, dass die Nutzung von H2 grundsätzlich möglich ist und entsprechende Sicherheitsvorschriften in Kraft gesetzt sind.

Im Sommer 2021 hat das Deutsche Maritime Zentrum (DMZ) Lloyd’s Register damit betraut, einen Vorschlag für die Vorschriftenerweiterung im Hinblick auf technische Bestimmungen für H2-betriebene Binnenschiffe zu erarbeiten, damit auf ihnen komprimierter oder kryogener Wasserstoff (perspektivisch auch weitere alternative Brennstoffe) eingesetzt werden kann.

Auf allen Binnenwasserstraßen der Europäischen Union sind die technischen Vorschriften auf Grundlage einer EU-Richtlinie (2016/1629) harmonisiert. Die im ES-TRIN, dem Europäischen Standard der technischen Vorschriften für Binnenschiffe, enthaltenen einheitlichen technischen Vorschriften gewährleisten die Sicherheit der Binnenschiffe in Europa.

Untersucht wurde, wie die technischen Vorschriften des ES-TRIN für Binnenschiffe ergänzt werden müssen, wenn H2 als Kraftstoff zugelassen werden soll. Zentral sind die Sicherheitsbestimmungen, u.a. für die Speicherung von H2 (flüssig oder gasförmig), den Brand- und Explosionsschutz, das Betanken und den Betrieb. Im Regelentwurf, der sowohl an den Möglichkeiten der Regelungstechnik orientiert als auch technologieoffen formuliert ist, findet sich eine Vielzahl von Vorschlägen und Hinweisen.

Lloyd’s Register hat diesen Entwurf bereits dem Europäischen Ausschuss für die Ausarbeitung von Standards im Bereich der Binnenschifffahrt (CESNI) vorgestellt, damit er baldmöglichst mit einer neuen ES-TRIN-Version veröffentlicht werden kann. Der technische und verwaltungsorganisatorische Abstimmungsprozess in den Verbänden, bei Produzenten und zuständigen nationalstaatlichen Institutionen wird noch Zeit beanspruchen. Erst mit dem neuen Regelwerk ist der Weg frei für den Bau neuer Binnenschiffe mit sicherem H2-Antrieb, die europaweit ohne Sondergenehmigung fahren können.

„Der Transformationsprozess zu alternativen Energien muss beschleunigt werden. Es ist wichtig, dass die Auftraggeber und Hersteller bald ein Signal erhalten, welche Kriterien sie für den Betrieb von H2-Binnenschiffen zu erfüllen haben“, sagt DMZ-Geschäftsführer Claus Brandt.


Mehr Informationen zum Vorschriftenentwurf gibt es auf der DMZ-Webseite. Die Studie steht im Download-Bereich bereit.