Mobilität: Projekte

Echtzeit-Daten gegen die sommerliche Verkehrsüberlastung

Echtzeit-Daten gegen die sommerliche Verkehrsüberlastung
Symbolbild 671399 pixabay

[Salzburg Research] Mit Hilfe digitaler Daten werden in einem Pilotversuch dynamische Lenkungs­maßnahmen in der Sommerreisesaison 2022 ergriffen: Gegen den innerstädtischen Stau speziell an Schlechtwettertagen werden Echtzeit-Daten zur Auslastung von Park- und Park&Ride-Einrichtungen für Navigationsdienstleister verfügbar gemacht. Alle Maßnahmen im Rahmen des Pilotversuchs werden auf ihre Wirksamkeit evaluiert.

Für eine wirksame Steuerung von touristischen Verkehrsströmen ist es notwendig, Informationen und Steuerungsstrategien digital in die Navigationssysteme der Ver­kehrs­teilnehmer zu bringen. Im Leitprojekt DOMINO schafft das auf Bewegungs­daten spezialisierte Forschungsinstitut Salzburg Research gemeinsam mit Stadt und Land Salzburg sowie der ASFINAG die technischen Voraussetzungen, um Services zu vernetzen und dadurch verkehrs­steuernde Wirkungen für die Verkehrs­situation in und um Salzburg in der Sommerreisezeit zu erzielen.

„Durch die Vernetzung von Services auf Basis europäischer Datenstandards wird es erstmalig möglich, verkehrslenkende Maßnahmen der öffentlichen Hand direkt in die Navigationssysteme der Verkehrsteilnehmenden zu bringen. Ein solcher, automatisierter Datenaustausch war bisher nicht möglich. Parallel dazu wird den gesamten Sommer hindurch ein umfassendes, objektives Bild der tatsächlichen Verkehrssituation erstellt, dass die Analyse von Wirkungen der Maßnahmen ermöglicht sowie eine belastbare Grundlage für die Planung weiterer Maßnahmen ist“, sagt Mobilitätsdatenforscher Karl Rehrl von Salzburg Research.

Innerstädtischer Stau an Schlechtwettertagen
In der Stadt Salzburg führt vor allem an Schlechtwettertagen im Sommer die Überlastung der innerstädtischen Parkeinrichtungen immer wieder zu massiven Stauerscheinungen. „Obwohl die Auslastung der Parkeinrichtungen bereits seit Jahren in Echtzeit gemessen und auch als Open Government Data (OGD) zur Verfügung gestellt werden, waren diese Daten bisher nicht in Navigationssystemen abrufbar“, so Mobilitätsdatenforscher Karl Rehrl.

Im Pilotversuch werden diese Daten nun über das europäische Datenaustauschformat „Datex II ParkingStatusPublication“ Anbietern von Navigationsdiensten zur Verfügung gestellt. Verschiedene Informationsdienste, darunter Salzburg Verkehr, wegfinder und der internationale Parkdatendienst Parkopedia, werden die Salzburger Parkdaten über­neh­men, um Touristinnen und Touristen über etwaige Überlastungssituationen zu informie­ren. Auch die Park&Ride-Anlagen Salzburg Messe und Salzburg Süd werden mit Echtzeit-Informationen in den Datendienst integriert. Dadurch soll in Überlastungs­situationen ein Lenkungseffekt erzielt werden.

Wirkungsmonitoring der Lenkungsmaßnahmen
Um die Wirkungen von verkehrssteuernden Maßnahmen zu umfassen, wird im Pilot­ver­such auch ein umfangreiches Wirkungsmonitoring durchgeführt. Auf Basis der über EVIS.AT berechneten Echtzeit-Verkehrslage werden den gesamten Sommer hindurch Stau­längen bzw. Verlustzeiten im gesamten Straßennetz in der Stadt Salzburg erfasst. Darüber hinaus erfolgt eine Erfassung von Verkehrsstärken mit straßenseitigen Detektoren bzw. eine vollständige Erfassung der Auslastungen der Parkeinrichtungen.


Über das Forschungsprojekt DOMINO
Mobilitätsangebote für alle Nutzer:innen einfach, komfortabel und vernetzt anzubieten – das ist die Vision von DOMINO, der „Drehscheibe für intermodale Mobilitätsservices und -technologien“. Hauptziel des Forschungsprojekts DOMINO ist die Entwicklung eines durchgängigen, öffentlich zugänglichen Mobilitätsangebots (MaaS – Mobility as a Service), das möglichst barrierefrei von allen Nutzer:innen in Anspruch genommen werden kann und dabei gleichzeitig die Mobilitäts- und Klimaziele der öffentlichen Hand unterstützt. In drei Pilotregionen werden ausgehend von den Bedürfnissen der Nutzer:innen neue Angebote geschaffen und bestehende Services in ein „MaaS made in Austria“-System integriert.

DOMINO-Pilotregion Salzburg: Kooperative Verkehrssteuerung
In der Pilotregion Salzburg werden Lösungsansätze zur kooperativen Verkehrssteuerung getestet. Bei der kooperativen Verkehrssteuerung arbeiten unterschiedliche Akteure – Straßenbetreiber, Navigations- bzw. Informationsdiensteanbieter und MaaS-Anbieter – zusammen, mit dem Ziel, Verkehrsströme nach definierten Strategien der öffentlichen Hand zu steuern. Den privaten Dienste-Anbietern kommt dabei eine zentrale Rolle zu, da sie durch Verkehrsinformations- bzw. Navigationsdienste wesentlich zur Routen- bzw. Verkehrsmittelwahl ihrer Kundinnen und Kunden beitragen. Die Herausforderung besteht einerseits darin, die Interessen der Akteure zu berücksichtigen und andererseits organisatorische und technische Schnittstellen zu schaffen, um Steuerungsstrategien digital zur Verfügung zu stellen bzw. deren Wirkung zu evaluieren.

Der DOMINO-Pilot in Salzburg wird durch die Salzburg Research Forschungsgesellschaft mbH koordiniert. Projektpartner sind die ASFINAG Mautservice GmbH und die iMobility GmbH. Der Pilotversuch wird durch das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie im Programm Mobilität der Zukunft gefördert sowie vom Amt der Salzburger Landesregierung, der Stadt Salzburg sowie der Verkehrsauskunft Österreich GmbH unterstützt.