Prof. Dr. Thomas Mühlencoert, Professor für Betriebswirtschaft und Logistik am RheinAhrCampus der Hochschule Koblenz, und der Bonner Mathematiker Dr. Thai Pham haben ein dynamisches Fahrzeug-Steuerungs-System entwickelt, das moderne Frage- und Problemstellungen im Bereich Logistik und Tourenplanung sehr flexibel und echtzeitbasiert löst. Damit wird erstmals eine Komplettsoftware für kurzfristige Lieferungen im urbanen Raum auch für kleine und mittelständische Unternehmen erschwinglich gemacht.
Anhand von zeitlichen und mengenmäßigen Vorgaben der eingegangenen Lieferaufträge berechnet das neu entwickelte Tourenplanungssystem automatisch das Optimum und steuert den Fahrer in Echtzeit zu den optimalen Lieferaufträgen. „Erste Tests mit Echtdaten haben eine Überlegenheit gegenüber den Vergleichssystemen gezeigt“, betont Mühlencoert. Nun wolle man mit dem Fahrzeug-Steuerungs-System in den Praxistest einsteigen.
„Meine Vision war es bereits vor zehn Jahren, dass man Problemstellungen der Tourenplanung wie sie bei Uber, Amazon, DHL und anderen Paketzustellern und Personenbeförderungen zu finden sind, in einer Software zusammenbringen und lösen können“, so der Logistikprofessor, „mit Dr. Thai Pham habe ich glücklicherweise einen genialen Mathematiker und Programmierer zur Seite.“ Bei dem Projekt ergänzen sich die Expertisen der beiden Forscher: Pham ist Experte auf dem Gebiet der Mathematik im Bereich der sogenannten Optimierung großer komplexer Systeme, Mühlencoert kennt den Logistikmarkt und seine Anforderungen.
„Mit der nun entwickelten Software lässt sich die Lieferung und Abholung der bestellten Waren optimieren. Besonders bei einer gewünschten Auslieferung am gleichen Tag ist die vollautomatische Tourensteuerung durch die Software optimal“, betont Pham. Bei der Entwicklung des Systems haben die beiden Wissenschaftler auch sonst großen Wert auf die Flexibilität der Software großen Wert gelegt. So wird nicht nur der Warentransport in Echtzeit gelenkt, sondern es können auch kurzfristig Aufträge in laufende Touren eingebracht, Fahrerausfälle umdisponiert und aktuelle Verkehrsinformationen berücksichtigt werden. Dazu wird eine intermodale Tourenplanung ermöglicht, die in einer mehrgliedrigen Transportkette auch den Umschlag von Bahn, PKW oder LKW ermöglicht.
Doch nicht nur für Kurier- und Paketdienste ist das Fahrzeug-Steuerungs-System interessant. Auch Kommunen könnten von deren Einsatz profitieren, beispielsweise bei der Reduzierung des innerstädtischen Verkehrs. „Wir haben werktäglich 17 Millionen Pendler in Deutschland“, führt Mühlencoert aus, „in Form einer App könnten wir durch unsere Software Menschen zusammenführen und Mitfahrgelegenheiten wie Carsharing und Sammeltaxis automatisch organisieren, ohne dass mündliche Absprachen Tage im Voraus nötig sind.“ Es sei auch möglich, Zwischenstrecken per Bahn oder Fahrrad mit einzuplanen. Dabei denkt der Forscher der Hochschule Koblenz aber sogar noch weiter. Fahrplanlose Busse, die dort hinfahren wo der Bedarf ist, oder eine automatisierte Müllabholung nach Bedarf in Mega-Cities seien ebenfalls denkbare Einsatzbereiche.
Das Forscherduo ist nun auf der Suche nach interessierten Unternehmen, um die Praxistauglichkeit mit Echtdaten in größerem Umfang nachweisen zu können. Interessierte Unternehmen aus ganz Deutschland, die das System gerne testen möchten, können sich gerne mit Prof. Dr. Mühlencoert in Verbindung setzen. Angesprochen sind auch kleinere und mittlere Firmen wie Handwerksunternehmen und Kurierdienste.
Prof. Dr. Thomas Mühlencoert, Studiengang Logistik und E-Business der Hochschule Koblenz, muehlencoert@hs-koblenz.de
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