Standpunkt

Business Innovation in Transportwirtschaft und Logistik

Business Innovation in Transportwirtschaft und Logistik

Ein Statement von Univ. Prof. Dr. Sebastian Kummer, Vorstand des Institutes für Transportwirtschaft und Logistik, Wirtschaftsuniversität Wien

In der Geschichte von Transportwirtschaft und Logistik gab es schon öfter Umbruchzeiten. Insbesondere die Gründerzeit war durch eine Vielzahl neuer Produkte und Dienstleistungen sowie durch Unternehmen, die diese auf den Markt gebracht haben, geprägt. Auch wenn es den Begriff damals noch nicht gab und man wohl eher von Erfindungen und Unternehmensgründern und weniger von Innovationen und Startups sprach, so handelte es sich schon damals eindeutig um Business Innovation. Innerhalb weniger Jahre wandelten sich die seit Jahrhunderten geprägten Mobilitätsformen. Tiere als Hauptenergiequelle wurden durch Dampfmaschinen, elektrische Antriebe und nicht zuletzt Diesel­ und Benzinmotoren ersetzt. Eine Vielzahl von Arbeitsplätzen ging verloren, jedoch brachte dieser Wandel letztendlich mehr Wohlstand, mehr Arbeitsplätze und mehr Mobilität.

Es ist kaum von der Hand zu weisen, dass wir uns bereits in einer ähnlichen Umbruchsphase befinden. Bestehende Geschäftsmodelle wie zum Beispiel das Taxigewerbe werden in Frage gestellt, bzw. müssen sich neu positionieren – davon handelt ein Beitrag in diesem Heft. Neue Mobilitätskonzepte und damit verbundene neue Geschäftsmodelle wie zum Beispiel Mobilitätsplattformen oder urbane Seilbahnen entstehen, auch darüber ist im Heft nachzulesen. Doch nicht nur neue Technologie und innovative Startups verändern die Welt – das globale Machtgefüge wird durch China und seine Seidenstraßen­Initiative verändert. Nachdem die geplanten Infrastrukturen schon oft beschrieben wurden, analysiert der Beitrag dieses Hefts die Auswirkungen der Seidenstraße auf Innovationen.

Internationales Verkehrswesen begleitet seit Jahrzehnten die Verkehrswirtschaft. Die aktuelle Ausgabe 4|2019 belegt, dass eine kritische wissenschaftliche Auseinandersetzung zur Weiterentwicklung von Mobilitätskonzepten beitragen kann – auch dazu findet sich ein Beitrag im Heft – und verkehrspolitische Hilfestellung oder zumindest Reflektionen ermöglicht. Unternehmen und Politi ker können hiervon ebenso profitieren wie Wissenschaftler. Es spricht für sich, dass in diesem Heft nicht nur Umweltfragestellungen wie zum Beispiel im Beitrag zur CO2­Steuer oder im Artikel zu CO2­-Emissionen im Sektor Verkehr behandelt werden, sondern auch innovative Fragestellungen bezüglich aller Verkehrsträger: intelligente Rail Services, Passagierabfertigung an Flughäfen, Container­ und Kreuzfahrtschiffe ebenso wie Mikrofahrzeuge für den Straßenverkehr.

Natürlich gehen innovative Geschäftsmodelle im Mobilitätsbereich weit über die bestehenden Verkehrsträger hinaus. Deswegen widmet sich ein weiterer Beitrag dieses Hefts neuen Mobilitätsstrategien, ein anderer wiederum beschreibt das Reallabor der DLR. Außerdem benötigen wir für Business­Innovationen im Mobilitätsbereich neue Formen der Datenaufbereitung und Datenanalyse. Folgerichtig enthält dieses Heft auch einen Beitrag zu neuen Mobilitätsstrukturen und Kundendaten. Natürlich haben auch klassische Themen wie die Instandhaltungsoptimierung oder Kostenvergleiche in der neuen MobilitSweet ihre Berechtigung und finden ihren Platz in diesem Heft.

Dass der Verkehrswirtschaft in solchen Zeiten die Themen nicht ausgehen, sieht man auch daran, dass es selten eine so umfangreiche Ausgabe Internationales Verkehrswesen gegeben hat wie diesmal. Wenn Sie nicht ohnehin schon von der Vielfalt der Mobilität begeistert sind, so hoffe ich, dass Sie spätestens nach der Lektüre dieses Heftes mit mir übereinstimmen: „Variatio delectat“ – Vielfalt macht Freude.


Veröffentlicht in Internationales Verkehrswesen (71), Heft 4 | 2019


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