[ISL] – Im Rahmen der Hafenrunde Schiene wurden in Bremen die Ergebnisse des Forschungsprojektes „Rang-E – Autonomes Rangieren auf der Hafenbahn“ durch das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) vorgestellt.
Seit August 2017 analysieren Forscher die Rangierprozesse am Beispiel Bremerhaven. Dieser Standort eignet sich besonders gut zur Identifikation von Hemmnissen für Automatisierungsbestrebungen, da es sich um einen historisch gewachsenen Hafen handelt.
Hierbei verfolgte das Expertenteam zwei unterschiedliche Ansätze:
- Automatisierung der bereits vorhandenen Rangierprozesse
Das Projektteam identifizierte durch Mitfahrten innerhalb der Hafeninfrastruktur die verschiedenen, immer wiederkehrenden manuellen Aufgaben und Prozesse, welche für einen möglichen autonomen Betrieb zunächst automatisiert werden müssten.
So würden bspw. für einen autonomen Fahrbetrieb zum Kuppeln und Trennen von Güterwaggons moderne automatische Kupplungen benötigt, die in der Lage sind, gezielt zwischen zwei Waggons zu kuppeln oder zu trennen. Darüber hinaus existiert eine ganze Reihe von Teilprozessen, die automatisiert werden müssten, um insgesamt für einen unbemannten Betrieb das entsprechende Personal durch ein Technikpaket zu ersetzen, so z.B. Sensorik beim Schieben auf der Spitze und an der Rangiereinheit, automatische Brems- und Rollprobe sowie Überprüfung der Fahrbereitschaft und Verladekontrolle.
In Teilbereichen existieren bereits erste Automatisierungsansätze. Allerdings besteht bei diesen innovativen Technologiekonzepten weiterer Forschungsbedarf, um zukünftig einen autonomen Betrieb durchgängig technisch umsetzbar zu gestalten.
- Schaffung eines idealtypischen Hafens
Das Forscherteam hat über die benötigten Automatisierungstechnologien, -prozesse und rechtlichen Rahmenparametern hinaus einen weiteren Weg zur Zeit- und Kosteneinsparung im Hafenbahnbetrieb identifiziert: Durch die Gestaltung der Hafeninfrastruktur soll bereits im Vorfeld ein Minimum an Rangierprozessen eingeplant werden. Dieses Konzept eines sog. „idealtypischen Hafens“ erfordert eine terminalreine Ganzzuggestellung.
Hierzu ist es notwendig, dass jedes Terminal im Hafen über hinreichend viele gerade Verladegleise von 700m Länge verfügt und im Vorfeld die Züge terminalrein zusammengestellt werden. „Die Umsetzung des Konzeptes eines idealtypischen Hafens erscheint in Bremerhaven aufgrund der gewachsenen Infrastruktur kaum realisierbar. Vielmehr eignet sich das zentrale Projektergebnis aus Rang-E – das Konzept eines idealtypischen Hafens – als Forschungsimpuls für die zukünftige Entwicklung neuer Hafenanlagen andernorts in der Welt“, so Projektleiter Dr. Thomas Landwehr (ISL).
Das Projekt Rang-E wurde vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur im Rahmen der Initiative innovative Hafentechnologien (IHATEC) gefördert. Das Projektkonsortium Rang-E besteht aus Experten des ISL, des BIBA und von IVE in Braunschweig.
Das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik wurde 1954 in Bremen gegründet. Dank der Verbindung von Tradition und moderner Wissenschaft gehört es zu den europaweit führenden Instituten für Forschung, Beratung und Knowhow-Transfer in der maritimen Logistik.
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