Logistik

Bahnverkehr auf der Neuen Seidenstraße – Zenit bereits überschritten?

Seidenstrasse China - Europa
Dmitrii Vaccinium | Unsplash

[InterRail Holding AG]Die Güterströme auf der Neuen Seidenstrasse sind einerseits rasant gestiegen, was durch den deutlichen Zuwachs an Ganzzugeinheiten innerhalb der letzten 12 Monate auf der Relation bestätigt wird. Andererseits zeichnen sich beunruhigende Entwicklungen im Bahnverkehr zwischen China und Europa ab.

Trotz der gestiegenen Zahl der Ganzzugeinheiten, der zusätzlich hinzugekommenen Betreiberplattformen in China und der erhöhten Anzahl europäischer Empfangsdestinationen scheint eine Steigerung zumindest vorläufig nicht mehr möglich zu sein. Das sei an der von der chinesischen Regierung festgelegten Subventionsverteilung abzuleiten, sagte Hans Reinhard, Präsident der schweizerischen InterRail Holding AG und bisheriger Vice-Chairman des CCTT (Coordinating Council on Trans-Siberian Transportation), im Rahmen seiner Rede anlässlich der 28. Plenartagung des CCTT Ende September in Nur-Sultan (Kasachstan).

Chinesische Subventionen sinken deutlich
Diese Subventionsverteilung besagt, dass die Zuschüsse von bisher 40% zu den Zugkosten im Jahr 2019 auf 30% im Jahr 2020 und auf 20% im Jahr 2021 sinken sollen. Da diese Reduktion weder durch die Operateure der Züge noch durch die beteiligten Staatseisenbahnen aufgefangen werden könne, sei zu erwarten, dass die Vermarktungspreise für Einzelcontainer und Containergruppen ab Anfang 2020 wieder steigen werden. Ob zu höheren Preisen dann noch weiterhin im heutigen Umfang nach und von Europa auf die bestehenden Züge gebucht werden wird, scheint fraglich.

Eine kürzlich gestartete Analyse im Auftrag des chinesischen Präsident Xi Jinping, die auf sechs der grössten chinesischen Betreiberplattformen ausgerichtet ist, soll das Verhältnis von Warenwert pro Zug mit den dafür aufgewendeten Subventionen beleuchten. Alleine schon die Anordnung der Untersuchung hat kurzfristig dazu geführt, dass bereits jetzt weniger und insbesondere nur noch voll ausgelastete Züge zum Versand kommen.

Ersten vagen Aussagen aus China zufolge dürfte daher die Anzahl Züge von/nach Europa abnehmen, möglicherweise aber jene aus China nach Russland und Zentralasien zunehmen, da für kürzere Distanzen auch weniger Subventionen nötig sind.

Kurzfristig positive Effekte für das europäische Eisenbahnnetz
Eine Reduzierung der Züge dürfte aber zumindest für Europa auch positive Effekte haben, insbesondere für das chronisch überlastete europäische Eisenbahnnetz, das von den bisherigen, jährlichen Steigerungsraten der Züge aus China praktisch überrumpelt worden ist. Damit könnte man mittelfristig besser planen und so gemeinsam mit den chinesischen Partnern das Ziel von noch schnelleren Transitzeiten zwischen China und Europa erreichen. Die mittelfristig angepeilten Lead-Zeiten von maximal 10 Tagen vom chinesischen zum europäischen Hub wären dann insbesondere für den E-Commerce wie auch für Postsendungen von Interesse.


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