Mobilität: Projekte

Anstich des Neubautunnels der Hermann-Hesse-Bahn in Ostelsheim

Anstich des Neubautunnels der Hermann-Hesse-Bahn in Ostelsheim
Anstich des Neubautunnels in Ostelsheim.
Quelle: unsere-schwarzwaldbahn.de

[baden-wuerttemberg.de] Durch den Tunnelanstich zwischen Ostelsheim und Weil der Stadt ist die größte Einzelmaßnahme im Rahmen des Projektes Hermann-Hesse-Bahn gestartet. Das Projekt sorgt für eine attraktive Anbindung des ländlichen Raums im Westen an die Metropolregion Stuttgart.

Mit dem Anstich am 27. Juli 2021 startete die heiße Bauphase des 498 Meter langen Neubautunnels Ostelsheim. Gemeinsam setzten Winfried Hermann, Minister für Verkehr des Landes Baden-Württemberg, Helmut Riegger, Landrat in Calw, Sylvia M. Felder, Regierungspräsidentin des Regierungsbezirks Karlsruhe, Roland Bernhard, Landrat in Böblingen, Torsten Steckemetz, ARGE Neubautunnel Ostelsheim sowie Tunnelpatin Iris Riegger den Baggerbiss für den Tunnel.

Der Neubau des Tunnels zwischen Ostelsheim und Weil der Stadt ist die größte Einzelmaßnahme im Rahmen des Projektes Hermann-Hesse-Bahn und Kernstück der reaktivierten Strecke (Streckenplan als PDF). Durch den neuen 498 Meter langen Tunnel – ab 500 Meter gelten strengere Vorschriften – wird die sogenannte Hacksbergschleife mit über drei Kilometern Fahrstrecke abgekürzt, was die Fahrzeit der Hermann-Hesse-Bahn deutlich verkürzt. Diese Zeiteinsparung ist für den optimalen Betriebsablauf im Halbstundentakt mit zwei Fahrzeugen nötig.

Attraktives und klimafreundliches Mobilitätsangebot
Verkehrsminister Winfried Hermann sagte: „Das Projekt Hermann-Hesse-Bahn mit dem tatkräftigen Engagement aus der Region kann etlichen anderen Vorhaben in Baden-Württemberg zur Reaktivierung stillgelegter Schienenstrecken als Vorbild und Ansporn dienen. Durch die Wiederinbetriebnahme der ehemaligen Württembergischen Schwarzwaldbahn [Link Wikipedia] entsteht ein attraktives Angebot klimafreundlicher Mobilität, das wir von Landesebene aus voller Überzeugung unterstützen und fördern. Um die Klimaziele zu erreichen und den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid (CO2) spürbar zu senken, ist eine Verkehrswende unerlässlich. Die Reaktivierung von Bahnstrecken ist dazu ein wichtiger Baustein.“

Für den Calwer Landrat Helmut Riegger ist die Maßnahme ein Meilenstein des Reaktivierungsprojekts. „Die Hermann-Hesse-Bahn ist ein großer Fortschritt in der Mobilität im Landkreis Calw. Sie verbessert die ÖPNV-Anbindung aus dem Landkreis in den Ballungsraum Stuttgart. Das macht den klimafreundlichen Umstieg vom eigenen Auto auf die Bahn für viele Pendlerinnen und Pendler attraktiver“, so Riegger. „Auch für Menschen, die den Nordschwarzwald zur Naherholung nutzen wollen oder in der Region Urlaub machen, schaffen wir die Möglichkeit, unkompliziert und umweltfreundlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen.“

Umsiedlung von Steinkrebsen für die Reaktivierung der Hermann-Hesse-Bahn.

Handarbeit: Umsiedlung von Steinkrebsen für die Reaktivierung der Hermann-Hesse-Bahn. Bild: HHB

Vorbereitung seit drei Jahren
Bereits seit drei Jahren wird an verschiedenen Stellen entlang der Trasse gearbeitet und die Inbetriebnahme der Hermann-Hesse-Bahn vorbereitet. So wurden unter anderem in Calw-Heumaden und Weil der Stadt zwei neue Eisenbahn-Überführungen gebaut. In den beiden Bestandstunneln Hirsau und Forst haben 2020 die Sanierungsarbeiten begonnen.

Auf der Hermann-Hesse-Bahn werden lokal emissionsfreie Triebwagen mit kombiniertem Oberleitungs-/Akku-Betrieb vom Typ Siemens Mireo Plus B (PDF) zum Einsatz kommen, da der neue Streckenabschnitt zunächst nicht elekrifiziert wird: Auf dem Abschnitt Renningen–Weil der Stadt werden die Züge über die vorhandene Oberleitung aufgeladen, um dann auf dem Abschnitt Weil der Stadt–Calw im Akkubetrieb zu fahren. Die Hybrid-Triebzüge werden von der Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg (SFBW) beschafft, die bereits für die Ortenau-S-Bahn Fahrzeuge von diesem Typ bestellt hat. Diese Bestellung soll um drei Triebzüge für die Hermann-Hesse-Bahn erweitert werden.

Die Verkehrsleistungen sollen in den bestehenden Verkehrsvertrag der Ortenau-S-Bahn mit der Südwestdeutschen Landesverkehrs-AG (SWEG) aufgenommen werden, die die Fahrzeuge auch im dortigen Netz einsetzen wird. Der als Alternative diskutierte Einsatz von Fahrzeugen mit Brennstoffzellenantrieb wurde wegen zu großem Aufwand für die Infrastruktur verworfen.


Die Hermann-Hesse-Bahn verbindet zukünftig Calw (Nagoldtalbahn) mit Renningen und bietet dort Umsteigemöglichkeiten in die S-Bahn 6 (S6) nach Stuttgart sowie die S60 nach Böblingen/Sindelfingen. Der Zweckverband Hermann-Hesse-Bahn, dem die Bahnstrecke zwischen Calw und Weil der Stadt gehört und dem neben dem Landkreis Calw auch die direkten Anliegerkommunen Calw, Althengstett und Ostelsheim angehören, wurde 2017 gegründet, um die Umsetzung voranzutreiben.


Siehe auch: „Die Bahn im Spannungsfeld von Politik und Wettbewerb“ – Dokumentation ehemaliger Vorstände und Mitarbeiter des früheren Bundesbahn-Maschinenamts Heilbronn über Veränderungen der Eisenbahn (PDF)