[HS Esslingen] – Mit dem Förderprojekt „Ameise“ erprobt Waiblingen autonomes Fahren, um das Busverkehrsangebot zu erweitern und um einen Beitrag für die klimafreundliche Verkehrswende zu leisten. Dabei wird mit einem kleinen, nahezu vollautomatisierten Bus, die Datenkommunikation erforscht und auf einer neuen Buslinie im Gewerbegebiet „Ameisenbühl“ in Waiblingen erprobt. Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann übergab am 9. Dezember bei einer Online-Veranstaltung den Förderbescheid für Phase 1 an den Projektverbundführer Prof. Dr. Ralf Wörner von der Hochschule Esslingen.
Am Ende des Projektes steht die Beurteilung wichtiger Zielgrößen zu der verkehrlichen Frage, unter welchen Bedingungen autonomes Fahren im ÖPNV einen Beitrag zur Verbesserung des Modal-Splits und damit auch der umweltfreundlichen Personenbeförderung leisten kann.
Das Projekt „Ameise“ unterscheidet sich von anderen Reallaboren, dass es in wichtigen Teilthemen tiefgehende Entwicklungen und Untersuchungen durchführt. Auch diese sind sehr wichtig, wenn man Entscheidungen zur Hochskalierung des autonomen Busverkehrs treffen will. Zu den Teilthemen gehören besonders die Datenkommunikation mit straßenseitiger Infrastruktur, die Kostenermittlung, zum Beispiel für einen gefahrenen Kilometer, die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung. Auch die Akzeptanz im Schülerverkehr, bei mobilitätseingeschränkten Personen und der Busfahrerinnen und Busfahrer werden besonders untersucht.
Minister Hermann sagte: „Wir versprechen uns mit den (teil-)automatisierten Kleinbussen ein passgenaues Angebot für die Fahrgäste zu entwickeln, ohne die Umwelt mit Lärm und Abgasen zu belasten. Es geht um die Entwicklung einer klimafreundlichen Mobilität der Zukunft. Ich freue mich, dass auch der Raum Waiblingen zu den innovativen Wegbereitern des autonomen Busverkehrs gehört.“
Professor Wörner schilderte bei der Auftaktveranstaltung: „Bei einem steigendem Mobilitätsbedürfnis braucht es neue Ideen, die eine leistungsfähigere Mobilität ermöglichen und gleichzeitig die negativen Folgen minimieren. Deshalb haben wir unseren Fokus sowohl auf die Technik als auch auf die gesamtgesellschaftlichen Fragestellungen gelegt.“
Auch Oberbürgermeister Andreas Hesky äußerte sich hoch erfreut: „Waiblingen hat in den zurückliegenden Jahren große Anstrengungen unternommen, um Mobilität nachhaltig zu gestalten und den ÖPNV noch weiter zu verbessern und umweltfreundlich zu gestalten.“ Da es aber oft „auf die letzte Meile ankommt“, die mit konventionellem Busverkehr nicht erreicht werden kann, verspricht sich die Stadt viel von den Erkenntnissen aus dem Projekt eines autonomen Bus-Shuttles.
Hilfreich sind die Ergebnisse einer ersten Bürgerbeteiligung, die zeigen, dass viele bürgerschaftliche Gruppen, wie auch der Bund der Selbstständigen, hinter dem Projekt stehen.
Projekt wird von einem breiten Konsortium getragen
Zur Bearbeitung des Forschungsprojektes hat sich ein interdisziplinäres Konsortium gebildet. Es besteht aus: Hochschule Esslingen (Projektkoordinator), Stadt Waiblingen, Universität Stuttgart, IMU Institut GmbH, Omnibus Verkehr Ruoff GmbH, Verband Deutscher Verkehrsunternehmer e.V, VDV-Akademie (Verband Deutscher Verkehrsunter-nehmen-Akademie) e. V., Softing Engineering & Solutions GmbH, Volkmann Straßen- und Verkehrstechnik GmbH, BridgingIT GmbH, Kommunikationsbüro Ulmer GmbH, Berufsbildungswerk Waiblingen, Landratsamt Rems-Murr-Kreis und Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH.
Hintergrund
Mit automatisierten Bussen soll die städtische Mobilität kosteneffizienter, nutzerorientierter und sicherer werden. Zu diesem Zweck wird in Waiblingen ein innovatives und nachhaltiges Projekt zur Untersuchung eines autonomen Linienbetriebs im urbanen Mischverkehr errichtet. Im Rahmen dieses Industrieforschungsprojekts soll die Integration von autonomen, emissionsfreien Kleinbussen (M2-Klasse) im ÖPNV sowie deren Auswirkung auf das Berufsbild des Busfahrers untersucht werden. Das Vorhaben „Ameise“ soll noch dieses Jahr (2020) starten und nach einer geplanten Laufzeit von drei Jahren abgeschlossen werden.
Im Halbstundentakt werden zwei Fahrzeuge eine ca. 2,2 km lange Strecke befahren und ihre Passagiere an zwei Bushaltestellen aufnehmen und absetzen. Die Bestandteile der ersten Phase umfassen u. a. den notwendigen Ausbau der Infrastruktur, die Erforschung und Spezifizierung geeigneter Umfeld-Erfassungssysteme sowie deren Einbindung und die Einrichtung eines 5G-Mobilfunknetzes.
In der zweiten Phase ist ein Busbetrieb mit der Autonomiestufe IV (L4 nach SAE J3016) geplant. Hier wird auf Grundlage der vorangegangenen Machbarkeitsstudie sowie des Umfelds der ersten Phase der Bus (in Teilen) zur automatisierten Beförderung von Personen befähigt und bis zum Projektende betrieben. Das Projekt zeichnet sich in beiden Phasen durch die Zusammenarbeit von Forschung, Kommunen, Bus- und Wirtschaftsunternehmen aus.