Mobilität: Projekte

AktMel: Aktuelle Meldedaten verbessern ÖPNV rechtssicher und zeitnah

AktMel: Aktuelle Meldedaten verbessern ÖPNV
Planet Fox | pixabay

[HS Hof] Das Institut für Informationssysteme der Hochschule Hof (iisys) hat das Forschungsprojekt „AktMel“ abgeschlossen. Das vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) geförderte Vorhaben zeigt, wie der Öffentliche Personennahverkehr unter Einbeziehung aktueller Einwohnermeldedaten verbessert und das Angebot stärker auf die tatsächlichen Bedürfnisse ausgerichtet werden kann. Der Zugriff auf die anonymisierten bzw. pseudonymisierten Daten erfolgt dabei konform zu den geltenden Datenschutz- und Meldegesetzen.

Insbesondere in ländlichen Regionen sind die Menschen nach wie vor stark auf den Individualverkehr, d.h. auf das Auto angewiesen. Der Öffentliche Personennahverkehr ist in schwächer besiedelten Gebieten wirtschaftlich meist defizitär und – als Folge oder gegenseitige Wechselwirkung – mangelhaft ausgebaut. Um dem entgegenzuwirken hatte die Hochschule Hof zusammen mit dem Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge und der Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB) vor zwei Jahren das Forschungsprojekt „Online-Zugriff auf aktuelle Daten der Einwohnermeldeämter (AktMel)“ gestartet. Zusammen mit dem weiteren Kooperationsmitglied RIWA wurden nun die Projektergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt.

Herausforderung Rechtsicherheit
Die Herausforderung des Forschungsprojektes: Es gibt derzeit noch keine effiziente und rechtskonforme Möglichkeit, um automatisiert auf Meldedaten für die Planung von Infrastrukturen zuzugreifen. Das liegt insbesondere daran, dass nach dem derzeitigen bayerischen Melderecht eine Abfrage von Meldedaten für eine Vielzahl von Personen nicht zulässig ist. Eine wichtige Herausforderung ist dabei, dass Rückschlüsse auf einzelne Personen vermieden werden.

Anonymisierte/pseudonymisierte und geocodierte Daten
„AktMel“ schafft nun eine Lösung, die allen rechtlichen Anforderungen an die Anonymisierung bzw. Pseudonymisierung der Daten gerecht wird: Die Adressen der Meldedaten werden auf geographische Koordinaten abgebildet und daraus die Anzahl der Personen für die Zellen eines Gitters abgeleitet. Mit Hilfe der im Projekt entwickelten formalen Sprache COMPASS (Compliance Assertion Language) werden Bedingungen für das Ergebnis formuliert, deren Einhaltung den Rückschluss auf Informationen zu einzelnen Personen verhindert. So wird insbesondere auch sichergestellt, dass die Ergebnisse den rechtlichen Vorgaben entsprechen.

Dieses Vorgehen stellt nicht nur eine transparente und nachvollziehbare Einhaltung der Bedingungen sicher, sondern sie ermöglicht es auch, sich ändernde Rechtslagen flexibel zu integrieren. „Das System stellt sicher, dass datenschutzrechtliche Anforderungen erfüllt werden und Anfragende auch Ergebnisse erhalten, falls sich Teile der Meldedaten nicht anonymisieren lassen“, so Stephanie Kitzing von der verantwortlichen Forschungsgruppe Multimediale Informationssysteme des iisys.

Nutzung von Dummy-Daten für die Entwicklung
Während des Forschungsprojekts wurden zunächst so genannte Dummy-Daten genutzt, die künstlich erzeugt wurden. Ausschließlich diese Daten wurden für den Ausbau und die Optimierung des entwickelten Systems genutzt, um auch während des Projekts den Schutz personenbezogener Daten sicherzustellen. Nach Fertigstellung des Systems können jetzt die eigentlichen Meldedaten rechtssicher zur Analyse des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im gesamten Landkreis Wunsiedel genutzt werden. Dieser Landkreis dient als Untersuchungsgebiet mit derzeit 17 Buslinien, um in erster Linie Schulkinder zu transportieren. Aufgrund der erfolgreichen Umsetzung wird die Nutzung von Meldedaten für Planungszwecke allen Gebietskörperschaften in Bayern eventuell noch in diesem Jahr zur Verfügung stehen.

Bewertung bestehender Angebote und bessere Planung
Mit dem so ermöglichten Online-Zugriff auf die Daten der Einwohnermeldeämter können nun unter anderem die bestehenden Buslinien bewertet werden, erläutert Wunsiedels Landrat Peter Berek: „Wo gibt es weiteren Bedarf? Wie entsteht eine bessere Erreichbarkeit für die Bevölkerung? Sind mehr Haltestellen nötig und möglich? Haben vielleicht auch spezielle Angebote für verschiedene Altersgruppen Sinn? Für den Landkreis Wunsiedel ist das ein rechtssicherer und effizienter Schritt in Richtung Planungssicherheit. Die Mobilität gestaltet sich dadurch nachhaltiger“. Die Datennutzung beschränke sich aber bei weitem nicht nur auf den Bereich der Mobilität und der Verkehrswege – auch die Sozialplanung lasse sich damit in Zukunft optimieren.