Mobilitätsmonitor

9. Mobilitätsmonitor – Nov. 2019

Radverkehr: Radzählungen und Temperaturverläufe

Bild 5: Monatliche Radfahrten und Monatsmitteltemperatur an den Berliner Zählstellen Jannowitz- und Oberbaumbrücke
Quelle: eco counter/SenUVK, wetterkontor.de; Recherche: C. Scherf; Grafik: R. Coenen

Im Monitor Nr. 7 zeigten wir Auswertungen von Radzählstellen als Möglichkeit, das Radverkehrsaufkommen feinkörnig und kontinuierlich zu erfassen (Internationales Verkehrswesen 4/2018). Für zwei Berliner Zählstellen haben wir die bereits gezeigten Radzählungen und Temperaturwerte um weitere Monate fortgesetzt (Bild 5).7 Auffällig ist erneut die starke Schwankung der registrierten Radfahrten im Jahresverlauf: Wie schon in den Jahren 2015, 2016 und 2017 erreicht die Zahl der Fahrten auch 2018 in den Sommermonaten einen Höchststand, fällt dann über die Herbstmonate steil ab und erreicht zwischen Dezember und Januar einen Tiefstwert. Im Vergleich der ersten Sommermessungen 2015 zu den Spitzenwerten 2018 zeigt sich ein deutlicher Anstieg, was auf einen positiven Trend hindeutet. Im Sommer 2018 wurden im Vergleich zu allen Vorjahren neue Rekordwerte erreicht. Der Aufwärtstrend ist bisher nicht ganz eindeutig – so lagen die Spitzenwerte 2017 leicht unter denen des Vorjahrs. Ein wesentlicher Trend scheint sich aber durch die neuen Zahlen für 2018 zu bestätigen: Der Tiefpunkt der gemessenen Fahrradfahrten in den Wintermonaten liegt bisher von Jahr zu Jahr auf einem höheren Niveau – es fahren also mehr oder häufiger Menschen auch im Winter Fahrrad.

Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass sich das Fahrrad für immer mehr Menschen zu einem Hauptverkehrsmittel im Alltag entwickelt, das auch bei weniger einladender Witterung genutzt wird. Unklar ist, inwieweit die gestiegene Zahl der Radfahrten im Winter 2018/19 auch mit den milden Temperaturen zusammenhängt – im monatlichen Durchschnitt wurde die Null-Grad-Grenze nicht berührt. Die Temperatur allein scheint den Aufwärtstrend allerdings nicht zu erklären. Zwischen 2015 bis 2019 (Bevölkerung am Stichtag 31.12. des Vorjahrs) stieg die Einwohnerzahl Berlins um 5 % an. Im selben Zeitraum nahm der Radverkehr um über 20 % zu (Vergleich der jährlichen Maxima an der Zählstelle Jannowitzbrücke). Die Zunahme des Radverkehrs ist daher nicht nur durch die Bevölkerungszunahme zu erklären, sondern wird offenkundig auch durch weitere Faktoren hervorgerufen.

Fazit

Die Betrachtung von Indikatoren einer Verkehrswende in den betrachteten Städten weist auf eine steigende Bedeutung von Alternativen zum PKW hin. Neben der Betrachtung des Berliner Radverkehrs im Zeitverlauf zeigt insbesondere die Übersicht der Shared Mobility Services in den acht Städten, dass sich alternative Mobilitätsformen aktuell rasant entwickeln. Inwieweit die entstehenden Angebote dauerhaft auf Nachfrage treffen, soll die kontinuierliche Erhebung zeigen. Die Beschäftigungsmöglichkeiten in diesem Bereich erscheinen im Vergleich zu den etablierten Angeboten bisher allerdings noch relativ klein. Gleichzeitig erinnert die Betrachtung der Pendlermobilität daran, dass Mobilitätsalternativen sich bislang auf ein bestimmtes Marktsegment, nämlich die innerstädtische Mobilität in den Ballungsräumen, konzentrieren. In Zukunft gilt es verstärkt zu untersuchen, wie die zukünftige Rolle der Shared Mobility, aber auch des Radverkehrs – Stichwort Radschnellwege und Pedelecs – im regionalen Maßstab aussieht.


7 Für die Zählstelle Oberbaumbrücke liegen ab Mai 2019 keine aussagekräftigen Zählungen vor, da die Brücke aufgrund von Instandsetzungsarbeiten teilweise gesperrt ist. Radfahrer müssen absteigen und ihnen wird eine Umleitung empfohlen. [9]


Kontakt

WZB: lisa.ruhrort(at)wzb.eu
M-Five: christian.scherf(at)m-five.de

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