Mobilitätsmonitor

9. Mobilitätsmonitor – Nov. 2019

WZB und M-Five erstellen ein Monitoring zum Personenverkehr in Deutschland. Im Fokus stehen Indikatoren einer Verkehrswende, insbesondere im Hinblick auf die Reduktion privater PKW-Nutzung, die steigende Nachfrage geteilter und öffentlicher Verkehrsmittel sowie die Diffusion alternativer Antriebe. Im Fokus dieser Ausgabe 9 steht die Entwicklung des Sharing-Marktes, der aktuell durch neue Anbieter und wachsende Flotten geprägt ist. Weitere Themen sind der Beschäftigungsumfang und die Anteile von Ein- und Auspendlern.

Christian Scherf, Andreas Knie, Theresa Pfaff, Lisa Ruhrort, Wolfgang Schade, Udo Wagner

Entwicklung der Sharing-Anbieter und -Flotten

Bild 1: Anzahl der Sharing-Anbieter in den ausgewählten Städten, Stand Sept. 2019
Quelle: eigene Darstellung, Recherche: T. Pfaff und C. Scherf, Grafik: R. Coenen

Alternativen zum Privatauto in Städten werden derzeit so intensiv diskutiert und erprobt wie selten zuvor [1]. Die Verfügbarkeit von alternativen Mobilitätsangeboten bildet eine Voraussetzung für nachhaltige Mobilität. Es fehlt aber an aussagekräftigen und vergleichbaren Zahlen zu diesem Markt. In dieser Ausgabe werden vorwiegend Daten1 zu Sharing-Angeboten betrachtet. Sie stammen aus acht der zehn größten Städte Deutschlands mit ca. 0,5 bis 3,6 Mio. Einwohnern. In allen betrachteten Städten ist ein breites Angebot für die Kurzzeitvermietung von Fahrzeugen entstanden (so genannte „Shared Mobility Services“). Die Zahl der Anbieter und Fahrzeuge wächst rasant. Zudem differenzieren sich die Services in unterschiedliche Angebotsformen. Jüngstes Beispiel sind Elektrokleinstfahrzeuge bis max. 20 km/h, E-Scooter genannt, die zu einem teils deutlichen Flottenwachstum in den ausgewählten Städten führen.2 Diese sind vom Rollersharing zu unterscheiden, bei dem Motorroller – z. B. vom Typ Simson Schwalbe – zum Einsatz kommen.

Bild 1 zeigt die acht ausgewählten Städte und die Zahl der pro Ort aktiven Anbieter. Diese sind den unterschiedlichen Sharing-Sparten (Car-, Bike-, E-Scooter- und Rollersharing sowie Ridepooling) zugeordnet. Aus Darstellungsgründen sind nur für Berlin die Anbieter zusätzlich namentlich aufgeführt. Abgesehen von Essen, Köln und Leipzig sind sämtliche Sparten in allen Städten vertreten. In Köln ist die Einführung eines Ridepooling ab 2020 geplant.3 In Leipzig wurde bisher noch kein E-Scooter bzw. Rollersharing angeboten.4 In allen anderen Städten traten in den zurückliegenden Monaten E-Scooteranbieter in den Markt ein. Dieser ist aktuell durch hohe Dynamik geprägt. Die dargestellte Verteilung der Anbieter ist daher eine Momentaufnahme (Stand September 2019).

Bild 2: Zahl der Sharing-Fahrzeuge im Vergleich zwischen Sept. 2018 und 2019
Quelle: Angaben der Anbieter, [5]; Recherche: T. Pfaff und C. Scherf; Grafik: R. Coenen

Bild 2 verdeutlicht für dieselben acht Städte die Marktdynamik anhand der Entwicklung der Zahl der Sharing-Fahrzeuge. Dabei wurden die Werte für September 2018 den im September 2019 gezählten Fahrzeugen gegenübergestellt (vgl. auch Monitor Nr. 7, Internationales Verkehrswesen 4/2018). Zur besseren Darstellung der Zusammensetzung sind diesmal – neben Car- und Bikesharing – auch E-Scooter und Rollersharing sowie Ridepooling getrennt dargestellt. In allen Städten stieg die Zahl der Sharing-Fahrzeuge gegenüber 2018 an. Am stärksten fällt der Zuwachs in Berlin aus: Dort hat sich die Zahl der Sharing-Fahrzeuge gegenüber der 2018 durchgeführten Recherche fast verdoppelt (+15.000). In Hamburg und München ergab die Recherche ebenfalls starke Zunahmen: von rund 5.000 auf über 9.000 in Hamburg bzw. von rund 7.500 auf ca. 13.000 in München. In Stuttgart, Essen und Leipzig war der Zuwachs hingegen vergleichsweise gering. In den größeren Städten ist der Anstieg vor allem auf die Einführung von E-Scootern zurückzuführen. Auch in anderen Bereichen gab es Zuwächse: So nahm in Berlin besonders durch den Markteinstieg neuer Anbieter wie Sixt share und WeShare die Zahl der Carsharing-Fahrzeuge zu (+2.000). In Berlin gab es außerdem deutliche Zuwächse beim Bikesharing-Angebot, u. a. durch den Markteintritt von Jump. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob es ähnlich wie vor einem Jahr im Bikesharing auch im E-Scootersharing zu schnellen Marktaustritten oder gar zu Insolvenzen kommt, was zu abnehmenden Flottenzahlen führen könnte.


1 Die Datenquellen wurden nach den Standards wissenschaftlichen Arbeitens sorgfältig ausgewählt und ausgewertet, dennoch kann keine Gewähr für die Genauigkeit und Vergleichbarkeit übernommen werden. Dies gilt insbesondere für Daten Dritter. Bei lückenhaften Datenlagen wurden zum Teil Mittel- und Schätzwerte gebildet, so dass die Ergebnisse als Näherungswerte zu verstehen sind.
2 Laut Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung handelt es sich um Kraftfahrzeuge mit elektrischem Antrieb und einer bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit von nicht weniger als 6 km/h und nicht mehr als 20 km/h (www.gesetze-im-internet.de/ekfv).
3 Sowohl das Unternehmen CleverShuttle als auch die Kölner Verkehrsbetriebe planen für 2020 ein Ridepooling in Köln. [2, 3]
4 Es ist jedoch geplant, ein E-Scooter-Sharing über eine Plattform der Leipziger Verkehrsbetriebe anzubieten. [4]