[Tüv Nord] – Tüv Nord hat die Betriebsleittechnik der Magnetschwebebahn als sicher eingestuft. Damit hat das Transport System Bögl (TSB) einen weiteren Schritt in Richtung Markteinführung getan. Und das Eisenbahn-Bundesamt urteilt: Das Lastenheft zur Betriebsleittechnik ermögliche eine Typzulassung der Technik, so die Behörde in ihrer Zusicherung gegenüber Max Bögl.
Damit ist der Weg frei für weitere Arbeiten am Bahnsystem. Auch Schallimmissionsmessungen und die Bewertung des Evakuierungs- und Notrettungskonzepts wurden von Tüv Nord-Experten untersucht. Darüber hinaus stehen Begutachtungen zu weiteren Fachgebieten wie Brandschutz, Arbeitsschutz und Türsteuerungen auf dem Programm.
Beim TSB handelt es sich um ein Magnetschwebebahn-System, das für einen fahrerlosen und vollautomatischen Personennahverkehr vorgesehen ist. Es soll mit einer Maximalgeschwindigkeit von 150 km/h unterwegs sein. Entwickelt wird es von Max Bögl, einem der größten Bau-, Technologie- und Dienstleistungsunternehmen der deutschen Bauindustrie. „Das TSB ist ein Schritt in Richtung Mobilität der Zukunft im urbanen Raum. Wir freuen uns, Max Bögl bei dieser außerordentlichen Entwicklung begleiten zu dürfen“, so Dr. Ralf Jung, Vorsitzender der Geschäftsführung von Tüv Nord Systems.
Betriebsleittechnik von Tüv Nord als sicher eingestuft
Max Bögl hatte die Eisenbahn-Ingenieure von Tüv Nord mit der Bewertung der grundsätzlichen Spezifikation der Betriebsleittechnik des TSB sowie der Gefährdungs- und Risikoanalyse beauftragt. „Die Besonderheit dieser Betriebsleittechnik ist, dass sie – anders als bei einem klassischen Stellwerk – voll automatisiert aber auch voll in Fahrzeug und Fahrstrecke integriert ist“, erklärt der Eisenbahn-Sachverständige Dr. Hans Vallée von Tüv Nord. „Damit kann sie für ein konfliktfreies Zusammenwirken aller Subsysteme sorgen und ist so Grundlage eines begleiterlosen Betriebs.“ Das TSB erreicht den höchstmöglichen Grad der Automatisierung (GOA4): Bei diesem Automatisierungsgrad befindet sich kein Fahrpersonal im Zug, alle Operationen sind automatisiert und technisch gesichert, jedoch kann eine Leitstelle jederzeit in den Zugbetrieb eingreifen.
Dem Eisenbahn-Bundesamt hatte Max Bögl für dessen Konzeptbegutachtung eine gutachterliche Bewertung vorlegen wollen. Tüv Nord konnte Max Bögl hier mit der deutschlandweit einzigen Anerkennung eines Sachverständigen für das Zusammenwirken von Teilsystemen bei Magnetschwebebahnen durch das Eisenbahn-Bundesamt passgenau unterstützen. „Wir haben die Dokumentation beispielsweise intensiv auf Plausibilität und Vollständigkeit geprüft“, so Dr. Hans Vallée. „Es konnten dabei keine Defizite festgestellt werden, die die Sicherheit des Betriebs gefährden.“
Auf Grundlage dieses Gutachtens sprach das Eisenbahn-Bundesamt jetzt die Zusicherung an Max Bögl aus, dass das vorgelegte Lastenheft zur Betriebsleittechnik grundsätzlich ihre Typzulassung ermöglicht. „Das bedeutet: Das TSB kann auf Basis der für die Betriebsleittechnik im Lastenheft niedergelegten Spezifikationen gebaut werden“, erklärt Bernhard Immken, Fachabteilungsleiter für Betriebsleittechnik und Zulassungsmanagement bei Max Bögl. „Zu Testzwecken ist dies bereits in einer Versuchsanlage in der Oberpfalz erfolgt.“ Da es sich bei dem TSB um eine vollständige Neuentwicklung handelt, ist die Zusicherung des Eisenbahn-Bundesamts ein wichtiger Meilenstein für Max Bögl auf dem Weg zur Markteinführung für das TSB. Mit dieser Zusicherung gehe man davon aus, dass die Technik wie beschrieben funktioniere. Für Max Bögl enthält diese Zusicherung noch einen weiteren, wichtigen Aspekt: Sollten die der Entwicklung zugrundeliegenden Normen geändert werden, würde man trotzdem mit den zum Zeitpunkt der Zusicherung geltenden Regeln weiterarbeiten können.
Schallimmissionen im grünen Bereich
Auch für die Schallimmissionsmessungen wurden die Tüv Nord-Sachverständigen beauftragt. An der Teststrecke wurden Messungen nach den Anforderungen der TSI Noise gemacht. Diese sind zwar für den klassischen Schienenverkehr entworfen, wurden aber in enger Abstimmung mit dem Eisenbahn-Bundesamt hier angewendet, weil die Magnetschwebebahn-Bau- und Betriebsordnung keine entsprechenden anwendbaren Regelungen enthält.
„Die Schallimmissionsmessungen bei Max Bögl waren insofern eine besondere Herausforderung“, wie Dirk Hausrad von Tüv Nord berichtet, „weil sich die Teststrecke in der Nähe einer viel befahrenden Straße befindet. Die Messungen mussten, um Verfälschungen der Messergebnisse auszuschließen, in den späten Abendstunden erfolgen.“ Die Vorbeifahrten erwiesen sich als sehr leise; das ist wichtig, weil die Magnetschwebebahn im urbanen Raum im Nahverkehr eingesetzt werden soll. Die Lärmbelastung entlang einer Strecke wäre also deutlich kleiner als bei einer klassischen Bahn.
Evakuierungskonzept bewertet und Brandschutzprüfungen begleitet
Volker Thiel, neben anderen Aufgaben bei Tüv Nord Gutachter für Notrettung, befasste sich auch ausgiebig mit dem Evakuierungs- und Notrettungskonzept für die Fahrstrecke und das Fahrzeug selbst. „Da das Fahrzeug auf einem aufgeständerten Fahrweg unterwegs ist, ist ein ausgereiftes Konzept für Alarmketten und zeitliche Abläufe erforderlich, um wirklich an jeder Stelle der Strecke schnell Rettungsmaßnahmen einleiten zu können.“ Die Validierung des Konzepts wird beispielsweise mit einem noch ausstehenden Evakuierungsversuch erfolgen.
Derzeit werden, neben vielen weiteren Untersuchungen, noch Brandschutzprüfungen für das Fahrzeug vorgenommen. Dazu müssen Komponenten im Brandlabor umfangreich geprüft werden.
„Schallbewertungen, Begutachtungen von Evakuierungskonzepten und Brandschutzprüfungen gehören zu unserem Standardrepertoire“, sagt Volker Thiel, „doch in Zusammenhang mit einer Magnetschwebebahn ist das besonders.“ Viele Anforderungen aus technischen Vorschriften sind auf Magnetschwebebahnen nicht unmittelbar übertragbar. Daher waren viele Abstimmungen mit dem Eisenbahn-Bundesamt erforderlich.
Aktualisierte Daten auf externer Fan-Seite: magnetbahn.org