Die Panda-Bahn verbindet jetzt die chinesische 14-Millionen-Metropole Chengdu schneller mit Europa. Der offizielle Name dieses Hochgeschwindigkeits-Güterzuges, Rong-Ou, ist abgeleitet aus dem historischen Kurznamen Rongcheng (Hibiskusstadt) für Chengdu und dem Wort Ou, das für die Begriffe Europa, Eisen, Weg und Bahn stehen kann. Manche nennen die Linie aber auch Panda Railway, da Chengdu und die Provinz Sichuan die Heimat der Panda-Bären sind.
Die Provinz Sichuan mit der Hauptstadt Chengdu ist eine der großen Plattformen der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit im Westen Chinas. Schwerpunkte der Industriehochburg Chengdu – neben Chongqing wirtschaftliches Zentrum im Westen Chinas – sind High-Tech, Automobile, Luft- und Raumfahrt, Logistik, Handel und Finanzen. Die Bedeutung als Logistik-Drehscheibe im Zuge der „neuen Seidenstraße“ nimmt mit innovativen Services im Schienenverkehr, dem Ausbau von Distributionszentren für den Handel mit Europa und der Weiterentwicklung der riesigen Tianfu New Area als Industrie-, Gewerbe- und Wohnpark immer mehr zu.
Die Strategie: Chengdu-Europe Plus
„Erklärtes Ziel unserer Strategie ‚Chengdu-Europe Plus‘ ist es, größte Logistikdrehscheibe und das Schlüssel-Gateway Chinas für Im- und Exporte mit Europa zu werden“, sagte Chen Zhongwei, Direktor Chengdu Gateway Logistics Office, kürzlich auf der Western China International Fair (WCIF) in Chengdu. – „Der große Vorteil Chengdus ist die strategisch günstige Verbindung des nationalen Schienennetzes mit der schnellen Rong-Ou-Eisenbahn bis nach Duisburg, dem größten Binnenhafen der Welt“, ergänzt Fan Yun, Direktor International Rail Services of Chengdu.
Vier Güterzüge täglich auf der Panda-Bahn – in beide Richtungen
Etwa 400 Güterzüge werden 2016 diese Route fahren: Abfahrt jeweils Dienstag, Mittwoch und Samstag. Für 2017 sind 1.000 Züge geplant, und Ziel ist, dies bis 2020 auf 3.000 Züge jährlich auszubauen. Die Laufzeit von – je nach Wetter und Vorlauf – derzeit zwölf bis 15 Tagen wird im kommenden Jahr durch weitere Digitalisierung und Optimierung der Transportkette um einen Tag reduziert werden.
Das intermodale Terminal der Rong-Ou-Bahn in Chengdu. Foto: Chengdu Association for Cultural Exchanges
Im Chengdu Railway Container Center ist neben der Abfertigung von kompletten Ganzzügen, Containergruppen und Einzel-Containern (FCL „full container load“) auch die Teilbeladung schon ab einer ISO Palette (LCL-Service less than full container load) für die Rong-Europa-Linie möglich.
Dadurch und durch die hohe Frequenz im Regelverkehr mit verlässlichen Zeitangaben und festen Fahrplänen ist eine enorm hohe Flexibilität gewährleistet und eine schnellere Reaktion auf Marktbedingungen möglich.
Ideal für kapitalintensive oder volatile Güter
Die aufwändige Integration in die Produktionsprozesse eines ganzen Werkes ist möglich, aber nicht mehr unbedingt erforderlich. Die Rong-Ou-Linie ist aufgrund ihrer kostengünstigen und doch schnellen Verbindung ideal für kapitalintensive oder volatile Güter. Seefracht würde zwei- bis dreimal so lange dauern, Frachtraten sind kaum planbar und aufgrund des aktuellen wirtschaftlichen Drucks auf die Reedereien auch risikobehaftet.
Die Kosten für das in die auf dem längeren Seeweg befindliche Ware gebundene Betriebskapital können bei höherwertigen Gütern wie Automobilen, Elektronik, Maschinen und Anlagen den Frachtpreis auf Schienen um ein Vielfaches übersteigen. Ein Transport per Flugzeug ist zwar schnell, aber teuer, bzgl. Gewicht und Volumen sehr limitiert und für ein regelmäßiges laufendes Geschäft überhaupt nicht geeignet. Genau diese ökonomische Lücke schließt die schnelle Rong-Ou-Linie zwischen Duisburg und Chengdu jetzt.
