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Schutz vor Fluglärm: Neues Maßnahmenprogramm Aktiver Schallschutz

Schallschutz - Startendes Flugzeug
Startendes Flugzeug über São Paulo. Bild: pixabay.de

Im Auftrag der gemeinnützigen Umwelthaus GmbH (UNH) begleitet das Öko-Institut das FFR – und insbesondere dessen Expertengremium Aktiver Schallschutz (ExpASS) – wissenschaftlich, um Maßnahmen zur Lärmminderung zu prüfen, zu bewerten und umzusetzen. Das Ziel: Die Bevölkerung rund um den Flughafen Frankfurt vor Fluglärm schützen, ohne den Flugbetrieb zu beeinträchtigen.

Komplex: Aktiver Schallschutz braucht neue Wege

Aktiver Schallschutz soll Lärm direkt an der Quelle reduzieren oder in weniger stark besiedelte Gebiete verlegen. Doch sehen sich die Akteure vor neue Herausforderungen gestellt. „Viele Maßnahmen zur Verringerung von Fluglärm wurden in der Vergangenheit bereits realisiert“, erklärt Christoph Brunn vom Öko-Institut. „Deshalb geht es nun vor allem darum, die noch verfügbaren Möglichkeiten konsequent zu nutzen und Grundlagen für Forschung und Entwicklung perspektivischer Maßnahmen zu legen.“

Aus diesem Grund widmet sich das Maßnahmenprogramm Aktiver Schallschutz erstmals auch den rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen des Flugbetriebs. Vorschläge für Gesetzesänderungen und Anreize zur Fluglärmreduktion etwa für Fluggesellschaften sollen dazu beitragen, weitere aktive Schallschutzmaßnahmen zu entwickeln und umzusetzen. Auch sollen lärmverlagernde Maßnahmen künftig mit den betroffenen Kommunen im Rahmen einer lokalen Konsultation offen diskutiert werden.

Das Maßnahmenprogramm Aktiver Schallschutz

Das Maßnahmenprogramm enthält Vorhaben, die kurz- und mittelfristig umsetzbar sind, aber auch solche, die weiterhin erforscht und geprüft werden. Thematisch lassen sich die Maßnahmen danach einteilen, auf welche Art und Weise sie den Fluglärm verringern:

 1.    Den Abstand zur Lärmquelle erhöhen

Gebiete werden länger höher überflogen. Die Maßnahme „GBAS 3,2° auf alle Landebahnen“ etwa sieht eine Anhebung des Gleitwinkels von den üblichen 3,0 auf 3,2 Grad im Endanflug vor. Flugzeuge fliegen so höher als bisher über die Gemeinden, die unterhalb des Endanflugs liegen.

2.    Siedlungszentren umfliegen

An- und Abflugrouten werden in weniger dicht besiedelte Gebiete verlegt und so die Zahl der betroffenen Anwohner reduziert. Ziel der Maßnahme „Laterale Optimierung AMTIX kurz“ ist es beispielsweise, sehr dicht besiedelte Gebiete in Darmstadt-Arheilgen zu entlasten, indem Abflüge weiter nach Norden verlegt werden.

3.    Spurtreue verbessern

Indem Flugzeuge besser die Spur halten, verringert sich die Größe des überflogenen Gebiets. Dies ist mithilfe eines Präzisionsflugverfahrens in Kombination mit einem genau festgelegten Kurvenradius möglich. So wird eine höhere Spurtreue insbesondere im Kurvenflug erreicht. Für zwei Abflugstrecken ist dieses Verfahren in Frankfurt bereits geplant.

4.    Technologische Lärmminderung

Technologische Neuerungen minimieren Geräusche, die am Flugzeug entstehen. So soll etwa das Assistenzsystem LNAS (Low Noise Augmentation System) die Piloten dabei unterstützen, die Landeklappen möglichst günstig zu setzen und das Fahrwerk optimal auszufahren. Das kann helfen, vermeidbaren Lärm zu verringern.

5.    Rahmenbedingungen

Eine Verringerung von Fluglärm soll indirekt durch Gestaltung und Änderung der rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen gefördert werden. Das Expertengremium regt unter anderem an, ein Bundesprogramm aufzulegen, das moderne, emissionsärmere Flugzeuge, innovative Navigationstechnologien und qualifiziertes Personal fördert.


Download und Links:
– „Das Maßnahmenprogramm Aktiver Schallschutz am Frankfurter Flughafen“ – Bericht des Expertengremiums Aktiver Schallschutz unter der fachlichen Koordination des Öko-Instituts
– Internetseite „Aktiver Schallschutz“ des Forums Flughafen & Region

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