Anlässlich seiner Mitgliederversammlung 2018 aktuell in Berlin verweist der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e.V. aus Frankfurt am Main auf drohende Versorgungengpässe durch fehlende LKW-Fahrer. Unzutreffende Behauptungen, der Fahrerberuf hätte keine Zukunft, verschärfen den Fahrermangel zusätzlich. Fakt ist jedoch: Der Autopilot hat auch den Piloten im Flugzeug nicht überflüssig gemacht.
Der Versorgungskollaps rückt immer näher: Ende Mai stellte erstmals ein Supermarkt in Berlin ein Plakat ins Schaufenster mit dem Hinweis, dass aufgrund von Logistikproblemen nicht alle Waren wie gewohnt vorrätig sind. Im Laufe des extrem heißen und trockenen Sommers 2018 gab es in ganz Deutschland Lieferschwierigkeiten bei Mineralwasser. Die Lage ist mittlerweile so angespannt, dass der Handel die Industrie bereits gemahnt hat, er würde im Weihnachtsgeschäft Fahrermangel und überlastete Straßen als Begründung für Lieferprobleme nicht akzeptieren.
Aufgrund der einseitig geführten Diskussion über Platooning und irgendwann „autonom“ fahrende LKW entsteht bei vielen jungen Leuten der unzutreffende Eindruck, LKW-Fahrer sei ein Beruf ohne ausreichende Zukunftsperspektive. Dabei wird sich durch die zunehmende Digitalisierung lediglich das Tätigkeitsbild verändern. Denn der LKW-Fahrer fährt ja nicht nur, er ist Begleiter der ihm anvertrauten Güter, er ist verantwortlich für die Übergabe an den Empfänger sowie für Transport- und Ladungssicherung. Und schließlich ist nur ein Mensch in Lage, bei von der Technik nicht vorhergesehenen Ereignissen einzugreifen. Deshalb wird der LKW-Fahrer – auch wenn er in Zukunft vielleicht Transport-Manager heißen wird – auf lange Sicht hin nicht zu ersetzen sein.
Der real existierende Fahrermangel hat ganz konkrete Ursachen. Vor allem macht – speziell in Deutschland – die fehlende gesellschaftliche Anerkennung vielen Fahrern zu schaffen. Das öffentliche Ansehen der LKW-Fahrer muss wieder besser werden, damit sie die Wertschätzung erhalten, die sie für ihre herausfordernde und unverzichtbare Arbeit verdienen.
Ebenso machen schlechte organisatorische Zustände an den Be- und Entladerampen den betroffenen Fahrern das Leben schwer. Das beginnt bei unkalkulierbar langen Wartezeiten, geht über zeit- und kostenintensive Problemen beim Palettentausch, bis zu – vor allem für Frauen – teils unzumutbaren hygienischen Zuständen und endet keineswegs bei unzureichend ausgeprägten menschlichen Umgangsformen. Industrie- und vor allem Handelsunternehmen müssen hier in ihrem ureigensten Interesse Verbesserungen anstreben und auch umsetzen.
Überdies muss verstärkt gegen den ebenfalls seit Jahren bestehenden Parkplatzmangel vorgegangen werden – nicht zuletzt aus Verkehrssicherheitsgründen. Hier wurde in den letzten Jahren zwar schon viel erreicht, aber noch mehr bleibt zu tun. Die allabendliche, oftmals vergebliche Parkplatzsuche gehört leider immer noch zum Arbeitsalltag zehntausender LKW-Fahrer in Deutschland. Die Arbeitsbedingungen für LKW-Fahrer müssen also generell wieder attraktiver werden.
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