[Uni Bremen] – Internationale Forschungsprojekte sind trotz Corona möglich. Das zeigt das deutsch-kamerunische Vorhaben NAVEL – Logistics Innovation Center Ngaoundéré, an dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Bremen federführend beteiligt sind. Ziel sind Innovationen in der Logistik Kameruns, die mit deutscher Hilfe realisiert werden sollen. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Wie kann man die Lieferkette von Milch so verändern und verbessern, dass weniger Milch aufgrund von Kühlproblemen verloren geht? Dies ist nur eine von zahlreichen Fragen, mit denen sich das internationale Forschungsprojekt „NAVEL – Logistics Innovation Center Ngaoundéré“ beschäftigt. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 300.000 Euro geförderte internationale Vorhaben hat zum Ziel gesetzt, verschiedene Akteure in der Logistik-Branche rund um die Universität Ngaoundéré im Landesinneren Kameruns zu vernetzen und ihnen die Umsetzung von Innovationen zu ermöglichen.
Verlässliche und transparente Lieferketten aufbauen
Das Beispiel mit der Milch-Logistik ist nicht aus der Luft gegriffen, sondern ganz konkret. „Einerseits ist dies ein technisches Problem, weil die Temperatur der Milch während der kompletten Lieferkette effizient und an die lokalen Gegebenheiten angepasst beobachtet werden sollte. Andererseits ist dies eine logistische und organisatorische Aufgabe, um zurzeit eher lose und inoffizielle Lieferketten zusammenzubringen und zuverlässig zu betreiben“, erläutert Prof. Dr. Anna Förster von der Universität Bremen. Die Informatikerin und ihr Kollege und Projektleiter Prof. Dr. Hans-Dietrich Haasis aus dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaft sind von Seiten der Universität Bremen an dem Projekt beteiligt. „Bei der Beantwortung der Fragen und der Erarbeitung einer akzeptierten Lösung sind erhebliche Herausforderungen – unter anderem im Zusammenhang mit Transportinfrastruktur, internetbasierter Kommunikation und kulturell bedingten Organisationsprinzipien – zu berücksichtigen“, so Haasis.
Möglichkeiten im FabLab entwickeln und ausprobieren
In NAVEL arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Bereichen Logistik und Betriebswirtschaftslehre der Universität Ngaoundéré mit Wirtschaftsvertreterinnen und -vertretern und vor allem jungen Unternehmerinnen und Unternehmern zusammen. In einem an der Universität Ngaoundéré angegliederten Logistik-Labor sollen die Beteiligten zusammenkommen, um sich über technische und organisatorische Innovationen austauschen und konkrete Ideen zu entwickeln. „Vorbild dafür sind die sogenannten FabLabs – Werkstätten, in denen Privatpersonen und Gewerbetreibende den Zugang zu modernen Fertigungsverfahren für Einzelstücke haben und in denen sie verschiedenen Möglichkeiten ausprobieren können“, sagt Anna Förster. Das Labor soll dabei nicht nur als ein kreativer Raum für die Entwicklung von neuen Ideen dienen, sondern vor allem technische Unterstützung bieten, um Hardware- und Software-Prototypen zu erstellen und deren Anwendbarkeit aufzuzeigen.
Neben Haasis und Förster sind Professor Victor Tsapi (Universität Ngaoundéré) sowie das Institut für qualifizierende Innovationsforschung und -beratung GmbH (IQIB/Bad Neuenahr-Ahrweiler), welches das Projekt mit einem „Train-the-trainer“-Konzept begleitet, in das Projekt eingebunden. Das Projekt ermöglicht der Universität Bremen die Einrichtung von zwei halben Stellen für Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeiter über die Dauer von zwei Jahren.