Mobilität: Projekte z

TH Rosenheim und ÖBB kooperieren: Innovatives Masterprojekt zur Gestaltung der Zukunft des Fernreisens

Auf der linken Seite Frau Kristin Pflug ÖBB, auf der rechten Seite Frau Mag. Sarah Fessl ÖBB, Dritter von rechts, Prof. Dipl. Des. Gabriel Weber TH Rosenheim mit Studierenden des Masterstudiengangs Innenarchitektur und Möbeldesign. (ÖBB Personenverkehr AG)

In einer zukunftsweisenden Kooperation zwischen den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) und Studierenden der Technischen Hochschule Rosenheim (TH Rosenheim) wurden innovative Konzeptideen zur Neugestaltung des Fernreise-Erlebnisses entwickelt.

Im Fokus stand der ÖBB Railjet – ein Zugtyp, der sowohl national als auch international im europäischen Schienenverkehr erfolgreich eingesetzt wird. Mit Fahrtdauern von bis zu sieben Stunden auf bestimmten Strecken und einer komfortablen Ausstattung in drei Klassen bildete der Railjet die Grundlage für das Masterprojekt des Studiengangs Innenarchitektur und Möbeldesign. Ziel der Kooperation war es, neue Impulse für eine umweltfreundliche und zukunftsfähige Gestaltung von Zugreisen zu liefern. Vor dem Hintergrund der wachsenden Forderung nach einer Verkehrswende hin zu emissionsfreien öffentlichen Verkehrsmitteln untersuchte das Projekt, wie Reisen von bis zu zwölf Stunden und mehr durch innovative Erweiterungen und Alternativen zum bestehenden Sitzplatz- und Serviceangebot attraktiver und komfortabler gestaltet werden können.

Unkonventionelle Ideen für die Zukunft des Reisens
Die ÖBB suchte durch das Projekt innovative Ideen, die über bestehende Konzepte hinausgehen. Das Projekt ermöglichte den Studierenden, auch unkonventionelle und experimentelle Entwürfe zu entwickeln, die innovative Lösungen für das Reisen der Zukunft bieten. Prof. Dipl. Des. Gabriel Weber, Projektbetreuer an der Fakultät für Innenarchitektur, Architektur und Design der TH Rosenheim, betont: „Unsere Zusammenarbeit mit den ÖBB ist eine hervorragende Gelegenheit, unkonventionelle Ideen für das Zugreisen zu entwickeln. Besonders spannend ist, dass die Studierenden auch traditionelle Konzepte hinterfragen und neue Formen der Mobilität entwerfen.“ Mag. Sarah Fessl, Auftraggeberin seitens der ÖBB-Personenverkehr AG, betont außerdem: „Die Zusammenarbeit war für uns inspirierend, horizonterweiternd und wertvoll für den Wissenstransfer zwischen Hochschule und Praxis. Die entwickelten Konzepte liefern spannende Impulse für die Weiterentwicklung des Zuginterieurs und zeigen das Potenzial kreativer Nachwuchstalente im Bereich Mobilitätsdesign.“

Innovative Herangehensweise
Das Projekt verfolgte einen praktischen Ansatz, bei dem die Studierenden ihre Entwürfe direkt in 1:1 Waggonmodellen umsetzten. Diese Herangehensweise ermöglichte eine direkte Auseinandersetzung mit den räumlichen Anforderungen und lieferte wertvolles Feedback, das den Entwurfsprozess kontinuierlich verbesserte. Das Besondere: Statt mit kleinen Skizzen zu starten, begannen die Teams also direkt in einem nachgebauten Zugabteil aus Pappe. So konnten sie ihre Ideen sofort räumlich erfahrbar machen und direkt weiterentwickeln. Diese Herangehensweise bot den Studierenden einen großen Nutzen, wie auch der Masterstudent Alexander Simon bestätigt: „Durch das 1:1 Modell konnten wir in unserem eigenen Entwurf Platz nehmen essen und arbeiten, was uns dabei half, unser Gastronomiekonzept ‚An der langen Tafel‘ zu erproben und Anpassungen vorzunehmen – für mich war es ein echter Mehrwert.“

Die Umsetzung der Großmodelle war nur durch die enge interne Zusammenarbeit möglich – insbesondere mit dem Labor für Modellbau der Fakultät für Innenarchitektur, Architektur und Design. Am Ende wurden die Entwürfe wieder in Maßstabsmodelle übersetzt – und in individuell gestaltete Reisekoffer verpackt. Diese Koffer sind inzwischen bei den ÖBB angekommen und werden dort in verschiedenen Abteilungen präsentiert.

Themenschwerpunkte des Projekts

  1. Over Night: Wie können Übernachtungsreisen komfortabler gestaltet werden? Ergänzungen zum regulären Sitzplatzangebot, Schlafplätze, Schlafsitze und private Räume.
  2. Gastronomie: Wie kann das gastronomische Angebot während der Reise verbessert werden? Flexible Angebote wie Kaffeebars, Self-Service Lounges und mobile Einrichtungen.
  3. Smart Boarding: Wie kann das Ein- und Aussteigen optimiert werden? Intelligente Zugangssysteme, alternative Zugänge und flexible Gepäckaufbewahrung.

Ergebnisse des Masterprojekts: Sieben spannende Entwürfe
Die 28 Studierende entwickelten kreative Lösungen, die historische und moderne Konzepte aus verschiedenen Verkehrsträgern sowie futuristische Designs aus der Science-Fiction aufgreifen. Auch der CO2-Fußabdruck der Konzepte wurde berücksichtigt.

·    FLEX-Modul (Alis Olam, Malwin Koch, Lukas Berger, Ruihan Shen): Ein innovatives, doppelstöckiges Schlafmodul für Nachtzüge, das den Komfort in der zweiten Klasse steigert. Es bietet eine Kombination aus Liege- und Sitzmöglichkeiten auf engem Raum und ermöglicht ergonomisches Sitzen sowie Privatsphäre.

·    An der langen Tafel (Katharina Dapperheld, Maximilian Schwarz, Johanna Sievers, Alexander Simon): Ein flexibles Konzept für den Gastrowagen, das Gemeinschaft und Privatsphäre vereint. Regionale Gerichte werden über eine „Gastrotür“ angeboten, die an Haltestellen geöffnet wird. Ein Rondell als Serviersystem schafft eine dynamische und kommunikative Atmosphäre.

·    LÖBBY (Verena Gerth, Florentine Helmle, Irem Özcan, Anke Schlögl): Ein Hotellobby-ähnlicher Bereich im ÖBB-Nightjet, der den Einstieg entspannt und eine ruhige, einladende Atmosphäre bietet. Mit warmem Licht und modernen Möbeln wird der Bereich zu einem Treffpunkt und Rückzugsort.

·    Zuganzug (Danai Daflos, Esra Tünç und Jennifer Mayr): Das Konzept Zuganzug bietet eine innovative Lösung für Nachtzugreisen, bei der Reisende ihren Komfort selbst bestimmen können. Der Zuganzug ist ein speziell entwickeltes, anpassbares Outfit, das es den Reisenden ermöglicht, ihre Reise auf eine ganz persönliche Weise zu gestalten. Das Design fördert nicht nur Komfort und Individualität, sondern erhöht auch das Wohlbefinden und die Attraktivität des Nachtzugfahrens.

·    BubbleBahn (Jitka Runge, Emilia Friedrich, Lisa Schumacher und Sven Braßel): Mit BubbleBahn wurde ein Konzept entwickelt, das ein immersives Erlebnis im Zug schafft. Zentral sind die dezentralen Gastronomieangebote, die wie ein Street-Food-Markt über den Zug verteilt sind, sowie die organischen Kugeln und Scheiben als Raumstrukturen. Diese ermöglichen es den Reisenden, den Zug zu erkunden, zu verweilen und Bewegung zu fördern – ein Erlebnis, das den Urlaub schon während der Reise beginnen lässt.

·    RESTORAGE (Lara Kehrer, Lukas Krull, Ellinor Pohlmann und Daniel Zumtobel): Das RESTORAGE-Konzept zielt darauf ab, innovative Lösungen für den Gepäcktransport im Zug zu entwickeln. In Zusammenarbeit mit den ÖBB wurde ein multifunktionales, platzsparendes System entworfen, das das Gepäckmanagement optimiert und eine effiziente Nutzung des verfügbaren Raums ermöglicht. Ziel ist es, das Reisen mit Gepäck komfortabler und stressfreier zu gestalten und den Zug als bevorzugtes Verkehrsmittel für individuelle Reisende weiter zu stärken.

·    S-Pace (Sibel Evren, Berfin Sahin, Maximilian Aberl, Konstantin Mittler): Mit der Anordnung der Sitze übereinander und parallel zur Fahrtrichtung, entwickelt S-Pace vollkommen neue Komfortzonen und Sitzplatzangebote im Zugwaggon. Der Blick geht aus einem bequemen sesselartigen Sitzplatz ungehindert in die vorbeiziehende Landschaft. Durch lose Kissen kann das großzügige Platzangebot individuellen Bedürfnissen angepasst werden. Die Anordnung der Sitzplätze erlaubt bei Bedarf die Koppelung von bis zu drei Sitzplätzen zu einem offenen aber dennoch komfortablen Ruhebereich für ein oder zwei Personen. Die neuartige Erschließung der Sitzplätze in zwei Ebenen reduziert den Durchgangsverkehr auf ein Minimum.

Weiterführende Informationen zu allen Projektarbeiten: www.th-rosenheim.de/die-hochschule/fakultaeten/fakultaet-fuer-innenarchitektur-architektur-und-design-iad/kooperationsprojekt-oebb-train-experience