Mobilität

Radverkehr: Datenportal im Projekt MoveOn für 2.500 Kommunen

[TU Dresden] – Kostenfreie Anbindung aller STADTRADELN-Kommunen an Radverkehrsdatenplattform – Planungsdaten für effiziente und nutzerorientierte Weiterentwicklung von Radverkehr

Wie können Verkehrsplaner in Städten und Kommunen der wachsenden Nachfrage nach optimierter Rad­infrastruktur gerecht werden? Wie kann die bedarfsorientierte und effiziente Planung und Evaluierung von Bauprojekten erfolgen? Lösungen für diese und weitere Fragen zur Radverkehrsplanung in Kommunen bietet das Portal „Radverkehr in Deutschland“ – kurz RiDE, in dem seit 1. Dezember 2022 umfassende digitale Radverkehrsdaten für Kommunen zur Verfügung stehen.

Das Portal haben Wissenschaftler:innen der Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“ an der TU Dresden (TUD) gemeinsam mit dem TUD-Spin-off flow.d GmbH und dem Klima-Bündnis e. V. im Vorgängerprojekt MOVEBIS (2017–2020) entwickelt. Im aktuellen Projekt MoveOn (2022–2024) findet eine Weiter­entwicklung hin zu einem bundesweit nutzbaren Planungstool statt.

Radverkehr: Datenportal im Projekt MoveOn für 2.500 Kommunen

Geschwindigkeiten von Radfahrenden visualisiert auf einem Netzgraphen. Quelle: [1]

Die entwickelte Webanwendung basiert auf Fahrdaten, die im Rahmen der Kampagne STADTRADELN zwischen dem 1. Mai und 30. September 2022 mittels Smartphone-App aufgezeichnet wurden. Die Daten­verarbeitung stellt sicher, dass u. a. andere Verkehrsmittel oder Aktivitäten erkannt und gegebenenfalls aus dem Datensatz entfernt werden. Dadurch wird ein qualitativ hochwertiger Ergebnisdatensatz erzeugt.

Datenplattform „Radverkehr in Deutschland“ (RiDE) für alle STADTRADELN-Kommunen
Mit dem 1. Dezember wurde ein wichtiger Meilenstein im Projekt MoveOn erreicht: Die gesammelten und aufbereiteten Fahrrad­daten werden den Teilnehmerkommunen größtenteils kostenfrei über das RiDE-Portal zur Verfügung gestellt. Die dahinter­liegende Datenmenge ist beeindruckend: Im Verlauf der STADTRADELN-Kampagne wurden zwischen Mai und September dieses Jahres 5,2 Mio. Fahrten von rund 340.000 Radfahrenden aus dem gesamten Bundesgebiet gesammelt. In Summe kommen so mehr als 150 Tb Daten zusammen.

Radverkehr: Datenportal im Projekt MoveOn für 2.500 Kommunen

Darstellung der Quellverkehre der Aktion Stadtradeln und ihrer Ziele, ausgehend von einer Hexagonal-Rasterzelle in der Stadt Dresden. Quelle: [1]

„Die beindruckenden Zahlen zeigen einmal mehr den Stellenwert der STADTRADELN-Kampagne. Sie sind Indiz dafür, wie viele Akteur:innen von der lokalen, über die Landes- bis hin zur Bundesebene erfolgreich an einem Strang ziehen, damit die Verkehrswende immer besser gelingen kann“, so André Muno, Projektleiter der Aktion STADTRADELN.

Weiterentwicklung bestehender und Konzeption neuer Anwendungsfälle
Nachdem die Datenerhebung und -verarbeitung in diesem Jahr abgeschlossen ist, widmet sich das Projektteam in der zweiten und dritten Projektphase (2023/2024) der intensiven Arbeit an der Entwicklung neuer und der Verbesserung bestehender Anwendungsfälle. So sollen die Darstellungen und die Methodik der Quelle-Ziel-Matrizen sowie der Wartezeiten von Radfahrenden überarbeitet und neue Anwendungsfälle für die Evaluation durchgeführter Radverkehrs­maßnahmen entwickelt werden.

Projektkoordinator Dr. Sven Lißner von der Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“ berichtet: „Unsere nächste Herausforderung ist der Vergleich unterschiedlicher Datenjahre im Radverkehrs­portal. Wir wollen Algorithmen entwickeln, die unterschiedliche Teilnehmenden­zahlen an der Kampagne oder organisatorische Veränderungen, die Einfluss auf die Vergleichbarkeit der Daten haben, ebenso abbilden können wie das Hinzukommen oder Wegfallen von Nachbar­kommunen.“

Parallel bietet das Projektteam in den kommenden Monaten Schulungen für kommunale Radverkehrs­planer:innen an. Hierbei werden den Teilnehmenden die Funktions­weise des Portals, die Interpretation von Analyse­ergebnissen sowie die Zusammen­setzung der Stichprobe an Radler:innen erklärt. Vor dem Start der nächsten STADTRADELN-Kampagne am 1. Mai 2023 wird der Fokus der Projektmitarbeitenden besonders auf der engen Zusammenarbeit mit den Kommunen liegen.

Interdisziplinäres Projekt-Konsortium für den Radverkehr
Im Projekt-Konsortium von MoveOn liefert die Professur für Verkehrsökologie an der Fakultät Verkehrs­wissenschaften „Friedrich List“ der TUD Konzepte und Algorithmen, die anschließend erprobt werden. Im Erfolgsfall finden sie in der Visualisierungsplattform als neue Anwendungsfälle Eingang. Das Klima-Bündnis bringt Expertise aus 15 Jahren Entwicklungsarbeit im Rahmen der Kampagne STADTRADELN sowie mehrjährige Erfahrung in der Betreuung der App-Entwicklung für die Betriebssysteme iOS und Android in das Projekt MoveOn ein. Die flow.d GmbH ist ein Softwareunternehmen und eine Ausgründung der Professur für Rechnernetze der TUD, welche am Vorgänger-Projekt MOVEBIS beteiligt war. Sie betreut die im Projekt genutzte Softwareplattform RiDE und verantwortet die Verarbeitung der Daten aus STADTRADELN sowie die Auslieferung der Ergebnisdaten an die Kommunen.


[1] … Quelle: P.Grubitzsch, S. Lißner, S. Huber, T. Springer (2022): Visualisierungen aus dem Portal Radverkehr in Deutschland.