Infrastruktur

Digitale Schiene: Bahnindustrie mit Konzept für ETCS-Rollout

Konzept für ETCS-Rollout
Foto: Thomas B.| pixabay

[VDB]Bahnverbände und die Deutsche Bahn AG haben unter Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur ein „Memorandum of Understanding“ für die gemeinsame Umsetzung der Digitalen Schiene Deutschland unterzeichnet. Die DB AG verkündete in diesem Zusammenhang die Gründung einer Gesellschaft zur Digitalisierung des Schienennetzes. Der Verband der Bahnindustrie in Deutschland (VDB) e.V. ergänzte mit einem Rollout-Konzept zum industriellen Ausbau digitaler Stellwerke (DSTW) und des European Train Control Systems (ETCS).

Mit einem gemeinsam erarbeiteten Konzeptvorschlag für ein industrielles Rollout DSTW/ETCS formuliert die Bahnindustrie in Deutschland einen Beitrag zur raschen Umsetzung der digitalen Schiene 4.0. Mit den vielfältigen internationalen Erfahrungen der Bahnindustrie und einer profunden Kenntnis des Heimatmarktes werde die Aus- und Umrüstung des deutschen Schienennetzes mit digitaler Technologie in gemeinsamer Verantwortung aller Akteure gelingen, sagte VDB-Geschäftsführer Axel Schuppe. „Die Bahnindustrie in Deutschland steht als verlässlicher Partner bereit für eine neue Ära des Schienenverkehrs“, so Schuppe.

Der Umsetzungsvorschlag der Industrie sieht faktisch einen frühestmöglichen vollständigen Rolloutbeginn DSTW/ETCS ab 2022 vor. Gleichzeitig schlägt die Industrie geeignete Strukturen für eine beschleunigte Digitalisierung des Schienennetzes vor, wobei sie auch die Gründung der DSD-Gesellschaft aufgreift. Die vorgezogene Ablösung der Alttechnik und die volle Nutzung der Digitalisierung würde für den Betrachtungszeitraum zu einem geschätzten zusätzlichen Produktivitätsgewinn von über 4 Mrd. EUR gegenüber bisherigen Rollout-Szenarien führen. Der Vorschlag der Industrie umfasst sieben Programmbestandteile für Infrastruktur und Fahrzeuge:

  1. Infrastruktur: Ablösung der Alttechnik im 1:1-Austausch des Bestandes bis 2029
  2. Infrastruktur: Upgrade Elektronische Stellwerke, Integration in Steuerzentralen bis 2030
  3. Infrastruktur: Ersatz Spurplan-Relaisstellwerke, Projektdefinition und -priorisierung überwiegend nach Korridor- und Oberbauprojekten
  4. Fahrzeuge: Referenzlösung Fahrzeugumrüstung, ca. 100 Baureihen
  5. Fahrzeuge: Umrüstung Bestand Fahrzeuge, weniger als ca. 9.000 Fahrzeuge potenziell betroffen
  6. Fahrzeuge: Doppelausrüstung Neufahrzeuge (ETCS/PZB) – weniger als 2.000 Fahrzeuge betroffen
  7. Begleitprojekte: Regelwerksanpassung, Technikprojekte, Gesetzesprojekte, Organisation

Ein industrieller Rollout ab 2022 ist dringend erforderlich, um die geplante Mobilitätswende mit einem leistungsfähigeren und zuverlässigeren Schienenverkehr erreichen zu können. DSTW/ETCS ist die Basisinfrastruktur für die klimaschonende Mobilität der Zukunft. Die Industrie will gemeinsam mit dem Bund und der DB AG den Rollout zu einem Erfolgsmodell für den Standort Deutschland machen.

Viele europäische Nachbarn haben bereits eine komplette ETCS-Umrüstung ihrer Bahnnetze bis 2030 beschlossen, umgesetzt unter maßgeblicher Beteiligung der Bahnindustrie in Deutschland. Es wird auf einen konsequenten Technologiewechsel gesetzt, etwa in Dänemark, der Schweiz, Norwegen, Großbritannien und in Spanien. „Die Bahnindustrie in Deutschland ist geschätzter Partner für die Realisierung, digitalisiert das Eisenbahnsystem im In- und Ausland seit Jahren erfolgreich. Deshalb steht die Machbarkeit einer ambitionierten Implementierung in Deutschland außer Frage“, so Schuppe.


Der Konzeptvorschlag hier zum Download