Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann hat am 31. Oktober 2016 in Karlsruhe den Förderbescheid über 2,5 Mio. Euro zum Aufbau des Testfelds Autonomes Fahren Baden-Württemberg (TAF BW) übergeben. Prof. J. Marius Zöllner vom FZI Forschungszentrum Informatik am Karlsruher Institut für Technologie nahm diesen stellvertretend für das Konsortium entgegen. „Baden-Württemberg möchte Vorreiter sein und seine Spitzenposition im vernetzten und automatisierten Fahren behaupten, so Minister Hermann. „Dazu hat das Land erhebliche Mittel bereitgestellt und fördert das Testfeld sowie zukünftige Forschungsvorhaben mit insgesamt fünf Millionen Euro.“
Autonomes und vernetztes Fahren sei ein bedeutendes Zukunftsthema, unterstrich der Minister. „Es wird über Jahrzehnte die Veränderungen in Fahrzeugtechnologie und Verkehrssteuerung bestimmen. In dieser wichtigen Entwicklungsphase wollen wir mit dem neuen baden-württembergischen Testfeld ein Zeichen setzen. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass das TAF BW auch bei der jüngst durch Bundesverkehrsminister Dobrindt ausgerufenen neuen deutsch-französischen Initiative Elektromobilität und Digitalisierung eine wichtige Rolle spielen wird.“
Im praxisnahen Umfeld an Zukunftstechnologien arbeiten
Diese Zuversicht teilte auch Franz Loogen, Geschäftsführer der Landesagentur für Elektromobilität und Brennstoffzellentechnologie Baden-Württemberg, kurz e-mobil BW. „Das neue Testfeld gibt nicht nur Forschern, sondern auch mittelständischen Unternehmensvertretern die Möglichkeit, auf höchstem Niveau und in praxisnahem Umfeld an den Zukunftstechnologien zu arbeiten.“ Der Karlsruher OB Dr. Frank Mentrup äußerte sich in seinem Grußwort ebenfalls zuversichtlich.
Konsortiumsleiter Prof. Marius Zöllner erklärte: „Wir freuen uns, dass wir nun gemeinsam mit dem Aufbau des Testfelds starten können. Dazu werden wir in der Konzeptionsphase in den kommenden Monaten weitere intensive Gespräche mit Forschungs- und Industriepartnern führen. Nach einem Jahr beginnen wir mit der ersten Inbetriebnahme des Testfeldes und nach weiteren fünf Monaten übernimmt der Karlsruher Verkehrsverbund dann den Testfeld-Betrieb.“ Zöllner weiter: „Dieses Vorhaben ist für uns ein Meilenstein in der Mobilitätsgeschichte Baden-Württembergs. Es schafft die Basis für die Realerprobung und Entwicklung neuer Technologien und Mobilitätslösungen.“
Winfried Hermann: Autonomes Fahren für mehr Verkehrssicherheit
Minister Hermann ergänzte: „Unser kurzfristiges Ziel ist die Erhöhung der Verkehrssicherheit. Aber wir müssen auch auf eine positive Umweltbilanz achten. Autonome Fahrzeuge sollen zu mehr öffentlichem Verkehr führen, nicht zu weniger. Fußgänger und Radfahrer sollen sich sicherer fühlen – und nicht aus Komfortgründen häufiger ins Auto steigen.“ Jeder solle das Testfeld nutzen können und alle Regionen und Firmen im Land sollen zum Erfolg beitragen.
Neu bei diesem Testfeld ist, dass der Stadtverkehr direkt mit eingebunden ist. „Der Karlsruher Verkehrsverbund ist stolz, als Betreiber des Testfeldes mit seinem Knowhow in den kommenden fünf Jahren dieses zukunftsträchtige Innovationsfeld maßgeblich mitzugestalten“ sagte Dr. Alexander Pischon, Geschäftsführer des Karlsruher Verkehrsverbundes KVV. „Ich bin überzeugt, dass Autonomes Fahren den öffentlichen Nahverkehr in ein neues Zeitalter führen wird. Uns eröffnet sich mit diesem Testfeld die große Chance, den KVV zu einem Mobilitätsverbund weiterzuentwickeln. Damit wir perspektivisch unseren Kunden mit intelligenten Lösungen ein Dienstleistungsangebot machen können, das ihren individuellen Ansprüchen an die Mobilität der Zukunft entspricht.“
Das Projekt TAF BW
Grundlage des Projekts bildet die am 15. Januar 2016 veröffentlichte Ausschreibung zum Aufbau eines Testfelds zum vernetzten und automatisierten Fahren des damaligen Ministeriums für Finanzen und Wirtschaft. Zur Konzeption, Planung und dem Aufbau des Testfelds stellt das federführende Verkehrsministerium 2,5 Mio. Euro zur Verfügung. Mit dem Aufbau des Testfelds ist 2016 begonnen worden, die erste Inbetriebnahme soll im Jahr 2017 starten.
Der zweite Schwerpunkt des Maßnahmenpakets umfasst die gemeinsame Ausschreibung des Forschungsförderprogramms „Smart Mobility“ der Ministerien für Wissenschaft, Forschung und Kunst und des Ministeriums für Verkehr. Ziel ist es, transdisziplinäre Forschungsvorhaben zu fördern, die grundlegende Fragen des automatisierten und vernetzten Fahrens untersuchen. Sie sollen dann für die Überprüfung ihrer Algorithmen, Hypothesen und Modelle empirisch auf dem Testfeld arbeiten können. Diese Ausschreibung ist, aufbauend auf den konkreten Spezifikationen des Testfelds, für das Frühjahr 2017 geplant.
Das Konsortium besteht aus den Städten Karlsruhe, Bruchsal und Heilbronn sowie aus den Forschungseinrichtungen FZI Forschungszentrum Informatik, Karlsruher Institut für Technologie, der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft, dem Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung (IOSB) und der Hochschule Heilbronn. Unterstützt wird der Aufbau des Testfeldes durch zahlreiche Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft in Baden-Württemberg. Der Betrieb mit Sicherheitsleitzentrale, IT-Administration, Vertrieb, Accounting und Controlling wird über den Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) als externe und neutrale Betreibergesellschaft ermöglicht.
Mehr im VIDEO: SWR Landesschau aktuell vom 31.10.2016