[BMVI] – Bund investiert insgesamt mehr als 600 Millionen Euro in neue Mehrzweckschiffe
Nach der Zustimmung für den zweiten Nachtragshaushalt hat Bundesminister Andreas Scheuer die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS) beauftragt, den Bau eines weiteren neuen Mehrzweckschiffes zu veranlassen. Die insgesamt vier Mehrzweckschiffe des Bundes sind rund um die Uhr im Rahmen der Maritimen Notfallvorsorge in Nord- und Ostsee im Einsatz.
Der Auftrag zum Bau von zwei neuen Mehrzweckschiffen für die Nord- und Ostsee, der im Dezember 2019 an die Abeking & Rasmussen Schiffs- und Yachtwerft SE in Lemwerder erteilt wurde, umfasste auch die Option für ein drittes baugleiches Schiff. Das dritte Spezialschiff, das jetzt ebenfalls gebaut werden kann, wird die „Neuwerk“ (Baujahr 1998) ersetzen.
Die beiden anderen Neubauten ersetzen die „Scharhörn“ (Baujahr 1974) und die „Mellum“ (Baujahr 1984). Die neuen, mit dem Umweltzertifikat Blauer Engel ausgezeichneten Schiffe werden ausschließlich mit Flüssigerdgas (LNG) angetrieben und sind damit besonders umweltfreundlich.
Prof. Dr.-Ing. Hans-Heinrich Witte, Präsident der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt: „Alle drei Schiffe erhalten eine Spezialausstattung, mit der im Falle von Havarien Einsätze deutlich verbessert werden. Hochqualifiziertes Personal und eine hochwertige technische Ausstattung, das bedeutet Sicherheit auf höchstem Niveau.“
Dazu zählen u.a. große Chemikalientanks, ein explosionsgeschützter Sicherheits- und Containerladeraum sowie Ölaufnahmegeräte, Ölsammeltanks und ein Separationsraum. Darüber hinaus werden die Neubauten Notschleppeinrichtungen mit einem Pfahlzug von 1450 kN (145 t) erhalten. Auf den neuen Mehrzweckschiffen ist Platz für ein 16-köpfiges Besatzungsteam plus 34 Personen – speziell geschultes Brandbekämpfungspersonal – die im Falle einer Havarie an Bord im Einsatz sind.
Mit der Planung und Konzeption sowie der Ausschreibung und Bauwicklung wurde die Bundesanstalt für Wasserbau (BAW), Referat Schiffstechnik, beauftragt. Die gesamte Bauabwicklung vom ersten Entwurf bis zur Fertigstellung und Übergabe der neuen Schiffe erfolgt durch die Bundesanstalt für Wasserbau (BAW). Das erste der neuen Spezialschiffe wird 2023 den Betrieb aufnehmen, das zweite ein Jahr später und das dritte Schiff im Jahr 2025.
Hintergrund
Aus wirtschaftlichen Gründen werden immer mehr Arbeitsschiffe als Mehrzweckschiffe gebaut, anders als Frachtschiffe jedoch nicht als solche klassifiziert. Ein Beispiel ist die „Neuwerk“, die als Eisbrecher, Notschlepper, Tonnenleger, für die maritime Brand- und Schadstoffunfallbekämpfung sowie für schifffahrtspolizeiliche Aufgaben eingesetzt werden kann. Das Aufgabenspektrum kann bei vielen Schiffen durch die Aufnahme von Containern ergänzt oder erweitert werden.
Die vier Mehrzweckschiffe des Bundes werden im Rahmen der Maritimen Notfallvorsorge in Nord- und Ostsee eingesetzt. Im Falle von Havarien sind die Schiffe spätestens innerhalb von zwei Stunden am Unfallort, startklar zum Notschleppen, zur Öl-, Chemikalien- und Brandbekämpfung. In der Ostsee sind derzeit die Schiffe „Scharhörn“ und „Arkona“ stationiert, in der Nordsee die Schiffe „Mellum“ und „Neuwerk“. Zusätzlich hat die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes vier Notschlepper gechartert und zwei sog. Boardingteams, die bei Notfällen auf See eingesetzt werden.