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Marokko baut Hochgeschwindigkeitsnetz: „schnellste Bahnstrecke Afrikas“

Streckenbau in Marokko
Kontinuierlich arbeitende Stopfmaschine 109-3X Dynamic. ©_Plasser & Theurer

[Plasser&Theurer] – Das Maghreb-Königreich Marokko schreitet rasant voran mit dem Bau seines Hochgeschwindigkeitsnetzes, ganz nach Vorbild des französischen TGV. Bis 2035 soll ein Trassennetz mit 1.500 km Streckenlänge fertiggestellt sein.

Vorgesehen sind zwei Hauptstrecken – eine insgesamt rund 900 km lange „atlantische Linie“ (Tanger–Rabat–Casablanca–Marrakesch–Agadir) und eine rund 600 km lange „Maghreb-Linie“ (Rabat–Meknès–Fès–Oujda).

Atlantik-Linie zum Exporthafen
Zweck der Neubaustrecke Tanger–Kenitra in Marokko ist es, die bereits bestehenden, stark beanspruchten und kurvenreichen Strecken zwischen Casablanca/Rabat und Tanger zu entlasten. Der Hochgeschwindigkeitszug „Al Boraq“ – benannt dem pferdeähnlichen Fabelwesen aus dem Koran, auf dem Prophet Mohammed während einer Nacht von der Erde zum Himmel und zurück flog – erreicht dabei zwischen Tanger und Kenitra eine Reisegeschwindigkeit von ca. 320 km/h, bei Testfahrten wurden sogar 357 km/h gemessen.

Die zweigleisige Bestandsstrecke von Kenitra nach Casablanca wird bis 2020 um ein drittes Gleis ergänzt. Sobald dieses auf der ganzen Länge befahrbar ist, werden die bestehenden Gleise ersetzt, so dass die Höchstgeschwindigkeit auf 220 km/h erhöht werden kann. Auf der „schnellsten Strecke Afrikas“, wie sie auch genannt wird, reduziert sich damit die Reisezeit zwischen den beiden 350 km voneinander entfernten Wirtschaftszentren Casablanca und Tanger von ursprünglich ca. fünf Stunden auf etwas mehr als zwei Stunden.

Neue Maschinen für die Streckeninstandhaltung

Für wirtschaftliche und den hohen Geschwindigkeiten entsprechende, sehr präzise Instandhaltung hat die marokkanische Bahn OCNF eine Reihe neuer Maschinen geordert, die sich in identischer Ausführung bereits auf den französischen Hochgeschwindigkeitsstrecken bewährt haben.

Dazu gehört die kontinuierlich arbeitende Stopfmaschine 109-3X Dynamic (s. Bild oben) mit integrierter Schotterprofilierung und dynamischer Gleisstabilisation – eine Maschine für die komplette Gleisdurcharbeitung. Die hohe erzielbare Durcharbeitungs-Geschwindigkeit in Verbindung mit der Vorwegnahme der Anfangssetzung ermöglicht hochqualitative Streckeninstandhaltung in kürzester Zeit und die Befahrbarkeit mit Streckengeschwindigkeit unmittelbar nach dem Maschineneinsatz. Diese Maschine wurde im Juni 2019 geliefert und ging nach ausführlicher Einschulung des Personals umgehend in Betrieb.

Die Universalstopfmaschine für Gleise und Weichen 108-475 S Dynamic ging im Sommer 2018 nach Marokko. Auch dieser Maschinentyp hat sich in Frankreich bestens bewährt, bei der SNCF sind fünf baugleiche Maschinen im Einsatz. Sie besteht aus zwei Teilen: einer Stopfmaschine und einem Anhänger mit Dynamischem Gleisstabilisator und Kehranlage. Eine innovative Neuerung ist das absenkbare, selbstfahrende DGS-Aggregat mit verstellbarer Unwuchtmasse. Das gleisfahrbare Aggregat läuft auf vier Spurkranzrädern, wobei zwei dieser Räder mittels Hydraulikmotor und Zahnriemen angetrieben sind. Die Geschwindigkeit des Aggregatantriebes wird an die Arbeitsge-schwindigkeit der zyklisch arbeitenden Stopfmaschine angepasst, sodass der Stabilisator immer kontinuierlich weiterfährt und nie stoppt. Die Auflast wird durch zwei gegen den Fahrgestellrahmen gepresste Rollen erzeugt. Die Anpresskraft kann entsprechend dem erforderlichen Absenkwert proportional verstellt werden.


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