[B-W Land] – Das Modellprojekt „Erreichbarkeitssicherung im Ländlichen Raum“ geht erfolgreich zu Ende. Mit dem benutzerfreundlichen Online-Tool Daseinsvorsorgeplaner BW können die Erreichbarkeitsverhältnisse im Ländlichen Raum nachhaltig verbessert werden.
„Mit dem Modellprojekt ‚Erreichbarkeitssicherung im Ländlichen Raum‘ konnten wir eindrücklich zeigen, wie die Chancen der Digitalisierung genutzt werden können, um die Daseinsvorsorge im Ländlichen Raum und damit auch dessen Zukunftsfähigkeit zu sichern. Das große Interesse am Projekt sowie an der heutigen Veranstaltung zeigt, wie wichtig das Thema der Erreichbarkeitssicherung für die Menschen in unserem Land ist. Denn die Erreichbarkeit ist das wesentliche Leitmotiv eines zukunftsfähigen Ländlichen Raumes“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, am 5. Dezember 2022 zum Abschluss des Projekts „Erreichbarkeitssicherung im Ländlichen Raum“, das im Januar 2020 in Balingen offiziell gestartet war.
Erreichbarkeitsmodell erfüllt seinen Zweck
„Mit dem Projekt wollten wir zeigen, dass es mit Hilfe eines Modells möglich ist, die Erreichbarkeit von Standorten der Daseinsvorsorge mit verschiedenen Verkehrsmitteln zu visualisieren und durch das Durchspielen von Szenarien die Standortplanungen vor Ort zu unterstützen. Im Ergebnis lässt sich festhalten, dass das Erreichbarkeitsmodell seinen Zweck voll und ganz erfüllt, und ich bin mir sicher, dass auch alle anderen Landkreise und Gemeinden im Land von dem Werkzeug profitieren würden“, so Prof. Dr.-Ing. Markus Friedrich vom Institut für Straßen- und Verkehrswesen der Universität Stuttgart, der mit der wissenschaftlichen Begleitung des Projekts betraut war.
„Tatsächlich konnten wir mit dem Projekt bereits viel erreichen. Das Modell läuft und die Modell-Landkreise haben es erfolgreich erprobt und angewendet. Die Vorarbeit hierzu war jedoch beträchtlich. So wurden für das Untersuchungsgebiet rund 18.000 einzelne Standorte der Daseinsvorsorge in das Modell integriert. Ebenso wurden für das Verkehrsmodell über 5.000 Haltestellen des Öffentlichen Verkehrs sowie fast 25.000 Straßenkilometer eingepflegt. Kein Wunder also, dass das Interesse am Modell, groß war, insbesondere aus den unterschiedlichsten Verwaltungsbereichen“, so Minister Hauk.
Neu im Vergleich zum Vorgängerprojekt ist neben der enorm gestiegenen Datenmenge insbesondere der Daseinsvorsorgeplaner BW. „Mit diesem haben wir ein äußerst eindrückliches und benutzerfreundliches Online-Tool entwickeln können, das auf die Daten aus dem Erreichbarkeitsmodell zugreift. Der Daseinsvorsorgeplaner BW erlaubt auch ungeübten Nutzerinnen und Nutzern einen Blick auf die Erreichbarkeitsverhältnisse vor Ort und die Berechnung von Szenarien“, ergänzte Dr. Volker Waßmuth, der das Projekt von Seiten der PTV Group leitete.
Die Zukunft im Blick
Die intensive Mitarbeit der Bearbeiterinnen und Bearbeiter in den Modell-Landkreisen war von Beginn an integraler Bestandteil des Projekts. „Im Projektverlauf konnten wir erkennen, dass es eine Vielzahl kommunaler Prozesse gibt, welche von diesem neuen Planungswerkzeug profitieren können, sowohl auf Kreisebene, als auch direkt in unseren Gemeinden. Eine Ausweitung des Projekts auf ganz Baden-Württemberg wäre daher sicherlich lohnenswert und ein großer Mehrwert für die Standortplanungen im Land“, sagte der Landrat des Landkreises Tuttlingen Stefan Bär.
„Die erzielten Ergebnisse wären ohne die kompetente Zuarbeit aus den drei beteiligten Landkreisen niemals möglich gewesen, hierfür gilt Ihnen mein großer Dank. Mit Ihrer Hilfe konnten wir zeigen, dass das, was wir uns vorgestellt haben, auch in einer größeren Gebietskulisse möglich ist. Doch klar ist auch: Soll das Projekt in die Fläche gebracht werden, haben wir es nochmal mit einer ganz anderen Dimension zu tun und auch einigen Herausforderungen, die es erst noch zu meistern gilt. Dazu gehören beispielsweise Fragestellungen der Datenverfügbarkeit in der Fläche oder des Datenschutzes. Diese Dinge im geschützten Projektrahmen zu klären ist etwas anderes, als bei einer möglichen Ausweitung auf das ganze Land. Und natürlich gilt es dann auch die dauerhafte Finanzierbarkeit zu sichern und eine praktikable Organisationsstruktur zu entwickeln. Es wartet also noch viel Arbeit auf uns, die wir aber keineswegs scheuen und von der wir denken, dass es der Mühen wert ist“, so Minister Hauk.
Die Strukturen der Daseinsvorsorge und deren Erreichbarkeit für die Zukunft zu sichern wird jedoch nur möglich sein, wenn der Ländliche Raum in seiner Gesamtheit betrachtet wird. Aufbauend auf dem bereits Erreichten hat sich die Landesregierung daher das Ziel gesetzt, eine übergeordnete Gesamtstrategie zur Weiterentwicklung der Ländlichen Räume in einem partizipativen Prozess zu erarbeiten. Deshalb fand im Rahmen der Veranstaltung „Integrierte Politik für den Ländlichen Raum“ am 28. November 2022 ein konstruktiver und lebendiger Austausch zur künftigen integrierten Politik für den Ländlichen Raum und zu Perspektiven für eine strategische Neuausrichtung statt. Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus Verbänden und Organisationen, die sich für den Ländlichen Raum engagieren, haben die Möglichkeit genutzt und ihre Anregungen bereits eingebracht. Über das Beteiligungsportal Baden-Württemberg besteht noch bis Mitte Januar weiterhin die Gelegenheit hierzu.
Projekt „Erreichbarkeitssicherung im Ländlichen Raum“
Beim Projekt „Erreichbarkeitssicherung im Ländlichen Raum“ des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz handelt es sich um ein Vorhaben im Rahmen der Digitalisierungsstrategie des Landes Baden-Württemberg (PDF ↗). Baden-Württemberg hat sich auf den Weg gemacht, digitale Leitregion in Europa zu werden. Hierfür hat das Land seit 2016 eine Investitionsoffensive gestartet und bereits über zwei Milliarden Euro in die Digitalisierung investiert. Damit wurde das schnelle Internet im Land kräftig ausgebaut und Pionierarbeit, etwa im Bereich der Künstlichen Intelligenz, geleistet. Insgesamt wurde der digitale Wandel im Land so mit inzwischen über 70 Projekten gestaltet. Die Gebietskulisse des Projekts „Erreichbarkeitssicherung im Ländlichen Raum“ erstreckt sich über die Landkreise Sigmaringen, Tuttlingen und den Zollernalbkreis.