Logistik

Brexit: Chancen für den Handel zwischen UK und dem Hafen Antwerpen?

Brexit Chancen für Antwerpen
Hafen Antwerpen. © Antwerp Port Aothority

[Antwerp Port Authority]Während die Unsicherheit über den EU-Ausstieg weiterhin besteht, ist eines klar: Sobald das Vereinigte Königreich die Europäische Union verlässt, wird es in welcher Form auch immer, zu radikalen Veränderungen im Warenverkehr zwischen beiden Regionen kommen. Der Antwerpener Hafen rechnet nach dem Brexit mit einer Verkehrsverlagerung vom Fährverkehr auf den Containertransport im Shortsea-Verkehr.

Verkehrsverlagerung auf Shortsea
Waren, die über Fährhäfen in die EU ein- oder ausgeführt werden, werden nach dem Brexit mit mehr Kontrollen und Bürokratie konfrontiert sein. Brexit bedeutet mehr Kontrollen von Personen, Waren und Dokumenten, was zu höheren Kosten, Staus und längeren Laufzeiten im Fährverkehr führt.

Der Hafen Antwerpen geht davon aus, dass begleitete LKW-Transporte zunehmend durch Shortsea-Containertransporte ersetzt werden, die für unbegleitete Güter konzipiert sind und die per Kran für nicht-ozeanische Überfahrten beladen werden. Daher bereitet sich der Hafen Antwerpen auf den weiteren Ausbau der Shortsea-Verbindungen mit Großbritannien vor, um damit zumindest einen Teilbeitrag zur Lösung der Probleme des Brexits zu leisten. Antwerpen dürfte nach dem Brexit mehr denn je das wichtigste Tor für den Handel zwischen Europa und dem Vereinigten Königreich sein wird. „Gute Freunde und Handelspartner sprechen auch in schwierigen und unsicheren Zeiten weiter miteinander“, so Jacques Vandermeiren, CEO des Hafens Antwerpen.

Das Vereinigte Königreich ist ein bedeutender Partner im maritimen Handel
Mit fast 17 Mio. t Fracht war das Vereinigte Königreich 2018 der zweitgrößte Handelspartner des Hafens Antwerpen. Die wichtigsten Warenkategorien sind Chemikalien, Erdölprodukte und schnelldrehende Konsumgüter wie Lebensmittel, Körperpflegeprodukte und Kosmetika. Bestehende und neue Kurzstreckendienste zwischen Antwerpen und den Britischen Inseln werden zweifellos im Vorfeld des Brexits und nach dem 31. Oktober 2019 an Bedeutung gewinnen und auf den bestehenden Verbindungen mit neun britischen und irischen Häfen aufbauen.

Der Hafen Antwerpen ist auf den Brexit vorbereitet
Bereits kurz nach dem britischen Brexit-Referendum im Jahr 2016 hat die Arbeitsgruppe „Brexperts“ des Antwerpener Hafens in Zusammenarbeit mit verschiedenen Stakeholdern nach Wegen gesucht, um negative Folgen für den Hafen abzumildern. In der Arbeitsgruppe sind der belgische Zoll, die belgische Behörde für Lebensmittelsicherheit und die wichtigsten Vertreter der Hafengemeinschaft und der Wirtschaft vertreten.

„Der Brexit schafft nicht nur Herausforderungen, sondern auch Chancen für den Handel zwischen Großbritannien und Irland auf der einen Seite und dem europäischen Kontinent auf der anderen Seite“, erklärte Justin Atkin, Vertreter des Hafens Antwerpen in Großbritannien und Irland. „Mehr Shortsea-Lösungen in der Logistikkette bedeuten nicht nur mehr Zuverlässigkeit, sondern auch weniger Abhängigkeit von LKW für den Transport auf der letzten Meile sowie niedrigere Kosten und CO2-Emissionen.“

Die Antwerpener Logistikdienstleister haben aufgrund ihrer Erfahrung mit außereuropäischen Transporten einen Vorsprung. Diese Expertise gewährleistet eine reibungslose Abwicklung der Zollverfahren und schnelle Laufzeiten. Auch die Zollbehörden bereiten sich darauf vor: „Wir haben bereits 386 zusätzliche Vollzeitkräfte eingestellt, um einen reibungslosen Übergang nach dem Brexit zu gewährleisten. Mit 930.000 weiteren Einfuhrdeklarationen und zusätzlichen 4,5 Mio. Ausfuhrdeklarationen ist die Herausforderung enorm“, erklärte Kristian Vanderwaeren, Generaldirektor der belgischen Zollbehörde.

Kein Stau nach dem Brexit
Think Brexit will get your berries into a jam? fragt ein neues Whitepaper, das vom Hafen Antwerpen veröffentlicht wurde. Es soll Unternehmen veranlassen, einen genauen Blick auf ihre Logistikkette zu werfen. Es enthält viele praktische Informationen, wie man mit Shortsea-Verkehren zukünftige Unsicherheiten und Verzögerungen reduzieren oder sogar vermeiden kann.


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