Mobilität: Projekte

ÖPNV Lab: Erstes Branchenlabor für den ÖPNV der Zukunft

ÖPNV Lab im HOLM
Quelle: www.oepnvlab.de

Als deutschlandweit erstes Branchen-Innovationslabor zur Gestaltung der Zukunft des ÖPNV bietet das ÖPNV-Lab im House of Logistics and Mobility (HOLM) auf 280 m² Fläche Raum für frische und kreative Ideen und Platz, um diese Realität werden zu lassen. Mobilitätsdienstleister, Verkehrsverbünde und andere Unternehmen der ÖPNV Branche haben so erstmals in Deutschland die Möglichkeit, in einem unternehmensübergreifenden Versuchsraum für Innovationen gemeinsam Konzepte und Geschäftsmodelle für die Tür-zu-Tür-Mobilität der Zukunft zu entwickeln. Initiator und in der Folge erster institutioneller Partner des ÖPNV-Lab ist die Rhein-Main-Verkehrsverbund GmbH, das ÖPNV-Lab im HOLM übernimmt dabei die Rolle als neutrale Vernetzungs-Plattform. 

Im ÖPNV Lab kooperieren Expert*innen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Politik branchenübergreifend und interdisziplinär, beschäftigen sich mit Themen wie „Trendscouting“, „Mobilitätsleitstand“, „Mobilität im ländlichen Raum“, „Autonomes Fahren“ und „Mobility as a Service (MaaS)“ und arbeiten an konkreten Lösungen für den öffentlichen Personennahverkehr der Zukunft:

  • Wer organisiert die Tür-zu-Tür-Reise der Zukunft mit welchen Partnern?
  • Welche neuen Kombinationsmöglichkeiten von Bussen und Bahnen mit Alternativen wie autonomes Fahren, Rad- oder Fußverkehr können durch eine weitere Digitalisierung erreicht werden?
  • Und wer bietet mit welchen Partnern Mobilität als Service aus einer Hand an?

Darüber hinaus werden sich die Fachleute im ÖPNV-Lab mit der Frage beschäftigen, wer die Daten beschafft, über sie verfügt, und wie sie genutzt werden können, um Angebote in neuer Qualität im Nah- und Regionalverkehr zu entwickeln.

„Hessen hat den Anspruch, Vorreiter der Verkehrswende zu sein“, sagt Hessens Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir. „Wir sind auf dem Weg in ein digital vernetztes Verkehrssystem, das jeden jederzeit schnell und klimaschonend an sein Ziel bringt. Der öffentliche Personennahverkehr wird dabei eine zentrale Rolle spielen. Digitale Anwendungen bieten vielfältige Möglichkeiten, ihn leistungsfähiger zu machen und intelligent zu vernetzen. Vom ÖPNV Lab versprechen wir uns konkrete Konzepte dafür. Darüber hinaus erweitert es die Kompetenz des HOLM als Denkfabrik für die Mobilität von morgen.“

„Im ÖPNV Lab wollen wir losgelöst von ausgetretenen Pfaden neue Ideen rasch zum Prototyp bringen wie auch erproben – und das über Unternehmensgrenzen hinweg“, sagt RMV-Geschäftsführer Prof. Knut Ringat. „So können wir noch flexibler auf aktuelle Trends reagieren, Innovationstreiber zusammenbringen und nicht zuletzt zeigen, dass der ÖPNV auch als Arbeitgeber eine ganze Menge an spannenden Entwicklungen zu bieten hat.“

„Die Digitalisierung eröffnet im Mobilitätssektor neue Möglichkeiten, um Angebote auszubauen, zu vernetzen und den Service weiter zu optimieren. Wir beobachten aber auch, dass neue Wettbewerber im Markt auftreten, die mit den traditionellen Verkehrsdienstleistern konkurrieren. Auf diesem Feld neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, diese sichtbar zu machen und damit die Wettbewerbsfähigkeit der Verkehrsverbünde in Deutschland zu erhöhen, ist eine von vielen Aufgaben, die im ÖPNV Lab bei uns im Hause realisiert werden sollen“, sagt HOLM-Geschäftsführer Michael Kadow.

„Frankfurt ist einer der größten Verkehrsknotenpunkte in Deutschland, an dem jedes Jahr Millionen Menschen aus Zug, Bus, Auto und Flugzeug aus- und umsteigen. Einer Denkfabrik wie dem ÖPNV Lab hier einen Raum für die Verkehrslösungen von morgen zu schaffen, ist deshalb nur folgerichtig. Ich freue mich auf die die ersten Projekte und bin gespannt, welche spannenden Neuerungen im öffentlichen Nahverkehr fortan aus unserer Metropole kommen“, sagt Frankfurts Bürgermeister Uwe Becker.

Die Eröffnung des ÖPNV Lab fällt in eine Zeit, in der der Öffentliche Personennahverkehr in Deutschland und vor allem in Hessen zunehmend an Bedeutung gewinnt: 769 Millionen Fahrgäste haben 2018 die Busse und Bahnen beispielsweise im RMV-Gebiet genutzt – rund 15 Millionen mehr als im Vorjahr. Seit dem Start des Verkehrsverbundes 1995 sind die Fahrgastzahlen damit ohne Unterbrechung jedes Jahr gestiegen. Pro Werktag nutzen durchschnittlich 2,5 Millionen Menschen die Angebote des Verkehrsverbundes, davon steigen täglich etwa eine halbe Million Menschen in die S-Bahn ein. Die Gesamt-Personenkilometer (Pkm) im RMV, das Produkt aus zurückgelegter Strecke und Zahl der beförderten Personen, betrug 2017 etwa 7,6 Milliarden Pkm. Davon entfallen jeweils ein Drittel auf S-Bahn, Regionalbahn und Bus/U-Bahn/Tram.

In der EU nutzen nach Angaben des Gallup Organization 22% der Bürgerinnen und Bürger den ÖPNV, während eine knappe Mehrheit (53%) hauptsächlich das Auto für die tägliche Mobilität nutzt. Zwei Drittel der Autofahrer würden aber für ihre Strecken mehrere Verkehrsmittel kombinieren, sofern der Umstieg etwa vom Auto in den ÖPNV einfacher wäre, heißt es in der Gallup-Studie „Future of Transport“, die im Auftrag der EU Generaldirektikon Mobilität und Verkehr erstellt worden ist. Jeder zweite Autofahrer geht laut Studie davon aus, dass online verfügbare Informationen über Fahrpläne und Ticketkauf ermutigen würden, verschiedene Verkehrsmittel für die Wege zu kombinieren.