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Hybrid-Zugverkehr auf der Bodenseegürtelbahn simuliert

Bodenseegürtelbahn
Die Bodenseegürtelbahn zwischen Radolfzell und Friedrichshafen könnte mit Hybrid-Antrieb fahren. Foto: Rolls Royce/MTU

Fahrzeug vom Typ VT 612 „virtuell umgerüstet“ auf MTU-Hybrid-Antrieb von Rolls-Royce

Das MTU-Hybrid-PowerPack von Rolls-Royce könnte auf der Bodenseegürtelbahn eingesetzt werden und so bereits vor der Elektrifizierung einen gleichzeitig umweltfreundlichen, wirtschaftlichen und zuverlässigen Bahnbetrieb ermöglichen. Das ist das Ergebnis von Simulationen, die MTU für den Interessenverband Bodenseegürtelbahn durchgeführt hat. Ein lokal emissionsfreier Betrieb, zum Beispiel in Stadtgebieten und Tunneln, ist darstellbar.

Auf einem MTU-Prüfstand wurde mit einem realen Hybrid-PowerPack und einer computersimulierten Umgebung (bestehend aus Fahrzeug und Strecke) die Strecke zwischen Radolfzell und Friedrichshafen gefahren. Dabei zeigte sich, dass bestehende und zukünftig gewünschte Fahrpläne durch Züge mit MTU-Hybrid-Antrieb eingehalten werden können. Mit diesem Antrieb können im Vergleich zu einem reinen Dieselantrieb auf dieser Strecke bis zu 20 % CO2-Emissionen eingespart werden. Dieses Ergebnis ist generell auch auf andere Strecken anwendbar.

Züge mit Hybrid-Antrieb könnten innerhalb weniger Jahre den Betrieb auf der Bodenseegürtelbahn verbessern, so Lars Kräft, der Leiter des Industriegeschäfts bei Rolls-Royce Power Systems. So ließe sich Bahnbetrieb mit deutlich weniger Lärm und weniger Emissionen, ohne weitere Infrastruktur-Kosten erreichen.

Simuliert wurde der Betrieb des vorhandenen Fahrzeugs vom Typ VT 612, das virtuell mit MTU-Hybrid-PowerPacks umgerüstet wurde. Dass eine solche Umrüstung auch real möglich ist, hat eine Machbarkeitsstudie der Deutsche-Bahn-Tochter DB Systemtechnik belegt. Besonders relevant ist dies, weil es sich um sogenannte bogenschnelle Fahrzeuge handelt. Nur diese Züge mit „Neigetechnik“ können die zahlreichen Gleisbögen auf der Bodenseegürtelbahn mit hoher Geschwindigkeit durchfahren und ermöglichen so eine schnelle Verbindung zwischen Basel und Ulm.

Hybrid-PowerPack von MTU

Das Hybrid-PowerPack von MTU verbindet einen Dieselmotor mit einer elektrischen Maschine, die sowohl als Motor als auch als Generator eingesetzt werden kann, und dem Batteriesystem MTU EnergyPack, das die beim Bremsen zurückgewonnene Energie speichert.

Das MTU-Hybrid-PowerPack entspringt einer Zusammenarbeit der ortsansässigen Unternehmen Rolls-Royce Power Systems und ZF Friedrichshafen. Es kombiniert die folgenden Komponenten zu einem intelligenten Antriebssystem*: einen modernen MTU-Dieselmotor mit Abgasnachbehandlung, der den aktuellen Emissionsrichtlinien sowie der zukünftigen EU-Stufe V ab 2021 entspricht, ein innovatives ZF-Automatikgetriebe, eine elektrische Maschine, die zur Rückgewinnung von Bremsenergie und als Antriebsmotor dient sowie ein hochentwickeltes Batteriesystem zur Speicherung der rückgewonnenen Bremsenergie. Das Hybrid-PowerPack hat seine Zuverlässigkeit unter anderem in realen Testfahrten von rund 15.000 Kilometern Länge unter Beweis gestellt.


* Die Technologie ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Hybridisierung und Elektrifizierung von MTU-Antriebssystemen, die Rolls-Royce Power Systems in den Mittelpunkt seiner aktuellen Entwicklungen stellt. Das Unternehmen arbeitet an einer Reihe von Technologien vor allem für die Bereiche Bahn, Schifffahrt und Stromerzeugung, die in naher Zukunft in Serie gehen sollen. Dazu gehören unter anderem sogenannte Microgrid-Anlagen, die beispielsweise Sonnen-Energie, Gas-Gensets und Batteriespeicher miteinander kombinieren. Aber auch Hybrid-Antriebe für Yachten werden künftig zum MTU-Angebot gehören.


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