Mobilität: Wissenschaft

Forschungsprojekt Pegasus stellt Zwischenergebnisse vor

Verbundprojekt Pegasus
© Verbundprojekt Pegasus

Hoch automatisierte Fahrzeuge zuverlässig testen

Wie können wir beweisen, dass ein automatisiert fahrendes Fahrzeug selbstständig ein Stauende erkennt? Was gibt uns die Sicherheit, dass das Auto beim Spurwechsel immer alle umliegenden Verkehrsteilnehmer beachtet? Das können nur Testmethoden, die speziell für automatisierte Fahrzeuge entwickelt wurden und kritische Fälle überprüfen und sicher bewerten können. Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderte Verbundprojekt Pegasus hat sich dieser Aufgabe gestellt. Nun präsentierten die 17 Projektpartner aus Wissenschaft und Wirtschaft erste Ergebnisse zur Bewertung hochautomatisierter Fahrfunktionen.

„Pegasus baut die Brücke vom Prototypen zum Produkt“, erläutert Prof. Dr. Karsten Lemmer, DLR-Vorstand für Verkehr und Energie, der das Projekt gemeinsam mit Prof. Dr. Thomas Form, Leiter Fahrzeugtechnologie und Mobilitätserlebnis Volkswagen AG, koordiniert hat. Weiterhin betont Lemmer: „Die Entwicklung hochautomatisierter Fahrzeuge ist schon weit fortgeschritten. Industrie und Forschung gehen mit Pegasus jetzt einen Schritt weiter. Mit der Entwicklung von Standards und Werkzeugen zur Absicherung dieser Zukunftstechnologie ebnen wir den Weg zur Zulassung automatisierter Fahrzeuge auf den Straßen.“

Auf einer „Halbzeitveranstaltung“ in Aachen am 08.11.2017 demonstrierten die Projektpartner zentrale Elemente einer Werkzeugkette, die zur Absicherung automatisierter Fahrzeuge konzipiert wurde. Die Wissenschaftler und Entwickler boten die Möglichkeit, den Methodenprozess des Projektes an Hand aufgebauter Stationen Schritt für Schritt nachzuvollziehen.

Standards zur Absicherung hochautomatisierter Fahrzeuge entwickeln

Im Projekt wurde der „Autobahn-Chauffeur“ als Beispiel für eine hochautomatisierte Funktion getestet. Der „Autobahn-Chauffeur“ übernimmt auf Autobahnen oder autobahnähnlichen Straßen die Fahrzeugführung in einem Geschwindigkeitsbereich von 0 bis 130 km/h und kann selbständig Spurwechsel vornehmen. Das System wurde nun in verschiedenen kritischen Szenarien erprobt, deren Absicherung besonders komplex ist.

Aber was sind überhaupt kritische Szenarien? Dies ermittelten die Partner des Projekts gemeinsam und erstellten eine umfangreiche Datenbank. Darin wurden zum Beispiel Situationen aufgenommen, in denen der Fahrer keine Zeit mehr hat die Kontrolle über sein Fahrzeug wieder zu übernehmen – etwa bei einem plötzlichen Stauende. Diese entstandenen Szenarien wurden noch einmal variiert und auf verschiedene Testumgebungen, wie Simulation und Prüfgelände verteilt. Dann wurde geprüft, ob die bereits bestehenden Absicherungsverfahren angewendet werden können, um die Sicherheit der automatisierten Funktionen zu gewährleisten und Anforderungen für die Weiterentwicklung der Verfahren entwickelt.

Die Ergebnisse zeichnen sich dadurch aus, dass der Fokus insbesondere auf der Maximierung des Anteils simulations- bzw. labor- und prüfstandbasierter Tests liegt, um umfassende Tests bereits sehr früh in Entwicklungsprozesse zu integrieren und den Aufwand auf Testgeländen und im Feld möglichst gering zu halten. Das bislang herstellerspezifische Vorgehen zur Erprobung und Absicherung von Assistenzfunktionen wird somit durch Pegasus in ein neues generelles Vorgehen überführt, bei dem alle Entwickler während des Testens die gleichen Kriterien und Maße anlegen können.

Auf dem Pegasus-Symposium am 9. November erfolgt ein internationaler Austausch mit anderen Unternehmen und Verbänden zum Thema Absicherung und Harmonisierung.

Das Forschungsprojekt Pegasus

Das Verbundprojekt Pegasus steht für „Projekt zur Etablierung von generell akzeptierten Gütekriterien, Werkzeugen und Methoden sowie Szenarien und Situationen zur Freigabe hochautomatisierter Fahrfunktionen“. Die Projektpartner arbeiten noch bis Juni 2019 an innovativen und leistungsfähigen Methoden und Werkzeugen zur Absicherung hochautomatisierter Fahrzeugfunktionen.

Partner in dem Projekt sind neben dem DLR-Institut für Verkehrssystemtechnik und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, auch Audi AG, ADC Sutomotive Distance Control Systems GmbH, BMW Group, Continental Teves AG & Co. oHG, Daimler AG, Forschungsgesellschaft Kraftfahrwesen mbH Aachen, iMAR Gesellschaft für inertiale Mess-, Automatisierungs- und Regelsysteme mbH, IPG Automotive GmbH, QTronic GmbH, Robert Bosch GmbH, Technische Universität Darmstadt- FZD, TraceTronic GmbH, TÜV SÜD Auto Service GmbH, VIRES Simulationstechnologie GmbH und Volkswagen AG.


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