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Vollelektrischer LKW für schweren Verteilerverkehr

Mercedes-Benz Urban eTruck
Mercedes-Benz Urban eTruck: Vollelektrischer Verteilerverkehr mit 26 t zGG. Bild: Mercedes-Benz

Mercedes-Benz Urban eTruck: Vollelektrisch mit zulässigem Gesamtgewicht von 26 Tonnen

LKW-Hersteller Daimler Trucks präsentierte mit dem Mercedes-Benz Urban eTruck erstmals einen vollelektrischen LKW mit einem zulässigen Gesamtgewicht von bis zu 26 Tonnen. Damit können im städtischen Verteilerverkehr künftig auch schwere LKW lokal emissionsfrei und leise fahren. Die Markteinführung dieser Technologie ist für Daimler Trucks Anfang des nächsten Jahrzehnts vorstellbar. Im leichten Verteilerverkehr beweist der Fuso Canter E-Cell bereits seit 2014 in Kundentests die Alltagstauglichkeit eines vollelektrischen LKW.

„Bislang war der Einsatz von Elektroantrieben im LKW extrem limitiert. Mittlerweile entwickeln sich Kosten, Leistung und Ladedauer so rasant weiter, dass wir für den Verteilerverkehr jetzt eine Trendwende sehen: Die Zeit ist reif für den Elektro-LKW“, betont Dr. Wolfgang Bernhard, Vorstand Daimler Trucks und Buses. „Bei leichten Verteiler-LKW sind wir mit dem Fuso Canter E-Cell bereits seit 2014 in intensiver Kundenerprobung. Mit dem Mercedes-Benz Urban eTruck elektrifizieren wir jetzt den schweren Verteilerverkehr bis 26 Tonnen. Wir wollen das elektrische Fahren so konsequent besetzen wie das autonome und vernetzte Fahren.“

Die Entwicklung der Elektro-LKW bis hin zur Serienreife ist fester Bestandteil der Strategie von Daimler Trucks zum weiteren Ausbau der Technologieführerschaft. Dazu fließt ein erheblicher Teil künftiger Investitionen der LKW-Sparte im Bereich Forschung und Entwicklung in die Weiterentwicklung des vollelektrischen Antriebs.

Rasante Steigerung der Batteriekapazität zu deutlich geringeren Kosten

Bis vor kurzem schien der Einsatz vollelektrischer Antriebe im LKW undenkbar – vor allem wegen der hohen Kosten für die Batterien, gepaart mit einer geringen Reichweite. Inzwischen ist die Technik deutlich besser ausgereift. Insbesondere die Batteriezellen entwickeln sich rasant weiter: Daimler Trucks erwartet, dass die Kosten für die Batterien eines vollelektrischen LKW von 1997 bis 2025 um den Faktor 2,5 sinken werden – von 500 EUR/kWh auf 200 EUR/kWh. Gleichzeitig steigt die Leistung in diesem Zeitraum um den gleichen Faktor von 80 Wh/kg auf 200 Wh/kg.

Einführung Anfang des nächsten Jahrzehnts vorstellbar

Stefan Buchner, Leiter Mercedes-Benz Trucks: „Mit dem Mercedes-Benz Urban eTruck unterstreichen wir unseren Willen, den Elektroantrieb im LKW konsequent bis zur Serienreife weiterzuentwickeln. Dazu werden wir Kunden einbinden, um gemeinsam im alltäglichen Transporteinsatz wertvolle Erfahrungen im Hinblick auf die Reichweite und Ladeinfrastruktur zu sammeln. Denn die Serieneinführung dieser Technologie ist für uns schon Anfang des nächsten Jahrzehnts vorstellbar.“

Die technische Ausgangsposition des Mercedes-Benz
Mercedes-Benz Urban eTruck: Modulares Batteriekonzept für den Verteilerverkehr. Bild: Mercedes-Benz

Mercedes-Benz Urban eTruck: Modulares Batteriekonzept für den Verteilerverkehr. Bild: Mercedes-Benz

Der Urban eTruck ist ein schwerer dreiachsiger Verteiler-LKW von Mercedes-Benz. Darüber hinaus haben die Entwickler von Daimler Trucks das Antriebskonzept völlig neu erdacht: An die Stelle des konventionellen Antriebsstrangs tritt eine elektrisch angetriebene Hinterachse mit Elektromotoren unmittelbar neben den Radnaben. Die neue Achse wurde abgeleitet aus der E-Achse des Mercedes-Benz Citaro Hybrid Busses. Die Energieversorgung sichert ein Batteriepaket aus drei Modulen von Lithium-Ionen-Batterien. Daraus resultiert eine Reichweite von bis zu 200 km – ausreichend für eine typische Tagestour im Verteilerverkehr. Dank des integrierten Konzepts der Antriebsachse mit radnabennahen Motoren finden die Batterien ihren Platz crashsicher innerhalb des Rahmens.

Da die EU-Kommission eine Erhöhung des zulässigen Gesamtgewichts für LKW mit Alternativantrieb um bis zu eine Tonne unterstützt, wird das zusätzliche Gewicht durch den Elektroantrieb in Höhe von 1,7 t größtenteils ausgeglichen, denn das zulässige Gesamtgewicht des Urban eTruck steigt so von 25 t auf 26 t. Die Nutzlast ist damit nur noch 700 kg geringer als bei einem unmittelbar vergleichbaren LKW mit Verbrennungsmotor.

Fuso Canter E-Cell: Rein elektrischer Antrieb, seit 2014 im Kundeneinsatz
Fuso Canter E-Cell: rein elektrischer Antrieb seit 2014 im Kundeneinsatz

Fuso Canter E-Cell im Flottentest bei Hermes in Stuttgart. Bild: Mercedes-Benz / Hermes

Für leichte LKW ist der vollelektrische Antrieb bereits Gegenwart. Das beweist der Fuso Canter E-Cell. Die erste Generation des rein elektrisch angetriebenen Canter präsentierte Fuso bereits 2010. Im Jahr 2014 folgte die zweite Generation, die sich bei ersten Flottentests in Portugal bewährt hat. Mit Reichweiten von über 100 Kilometern übertrafen die Fahrzeuge die durchschnittliche Distanz, die viele LKW im leichten Verteilerverkehr pro Tag zurücklegen. Die LKW absolvierten insgesamt unter verschiedensten Einsatzbedingungen innerhalb eines Jahres mehr als 50.000 km. Die Fahrzeuge fuhren dabei lokal völlig emissionsfrei und senkten die CO2-Emissionen unter Berücksichtigung der Stromproduktion um 37 % im Vergleich zu Dieselmotoren. Die Betriebskosten waren im Schnitt um 64 % günstiger.

Seit April 2016 erproben die Stadt Stuttgart sowie der Paketdienstleister Hermes fünf Fuso Canter E-Cell in Deutschland. Insbesondere der Einsatz im topografisch höchst anspruchsvollen Stuttgarter Stadtgebiet liefert Daimler Trucks wichtige Erkenntnisse aus dem Kundeneinsatz mit Blick auf die Weiterentwicklung des vollelektrischen Antriebs. Erste Ergebnisse dieses Kundentests werden für Anfang 2017 erwartet.

Zunehmende Urbanisierung erfordert vollelektrische LKW

Bessere Luftqualität, geringerer Lärmpegel und Einfahrrestriktionen sind inzwischen wichtige Schlagworte in den großen Metropolen weltweit. Denn weltweit ziehen immer mehr Menschen in die Stadt. Seit 2008 leben weltweit mehr Menschen in Städten als auf dem Land und der Trend setzt sich fort: Die UN rechnen für das Jahr 2050 mit neun Milliarden Bewohnern auf der Erde, davon werden etwa 70 % in Städten wohnen. Künftig gilt es, für immer mehr Menschen Güter in urbanen Räumen zu transportieren – und dies möglichst emissionsfrei und leise. Metropolen wie London oder Paris erwägen inzwischen, künftig Verbrennungsmotoren aus den Stadtzentren zu verbannen. Das bedeutet: in Zukunft werden dort vollelektrische LKW die Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln oder anderen Gütern des täglichen Bedarfs sicherstellen.